Verband 19. 09. 2022

Andreas Kästner blickt in die Fußballgeschichte einer Nordthüringer Bergbauregion (2.)

Nach vielen Serien zur Geschichte des Thüringer Fußballs hat sich Andreas Kästner, Mitglied der Arbeitsgruppe „Archivierung im Thüringer Fußball-Verband (TFV)“ nun mit der Fußballgeschichte einer Nordthüringer Bergbauregion beschäftigt. Dabei rückt er die damaligen Betriebssportgemeinschaften (BSG) Glückauf Bleicherode und Aktivist Sollstedt in den Mittelpunkt. Seien Recherchen veröffentlichen wir in drei Folgen:

„Im Sog der Bleicheröder kletterten nun auch die Sollstedter Schritt für Schritt in die Bezirksspitze. So erreichten sie 1958 das Endspiel im Pokal, und nachdem in Mühlhausen beim 3:3 nach Verlängerung keine Entscheidung gefallen war, war Gegner Dynamo Erfurt in der zweiten Partie in Sondershausen um 3:1 Tore besser. In der Bezirksliga wurden die Aktivisten Vierter. Danach verbesserten sie sich in jeder Saison um einen Platz, was ihnen 1961/62 den Sieg in Staffel 2 der nunmehr geteilten Erfurter Bezirksliga einbrachte.

In den anschließenden Entscheidungsspielen um den Meistertitel erzwangen sie durch zwei 1:1-Unentschieden ein drittes Spiel gegen Motor Rudisleben-Ichtershausen auf neutralem Platz. In Bad Langensalza zeigte sich der Kontrahent jedoch mit 5:1 Toren deutlich überlegen. Werner Bergmann, der neben Rolf Steinicke als Sollstedter Goalgetter aus den End-1950er, Anfang 1960er Jahren der Chronik auf der Homepage des heutigen VfB Friedetal Sollstedt zu entnehmen ist, hatte mit seinem Ausgleichstreffer in der Schlussminute des Spieles in der Manfred von Brauchitsch-Kampfbahn Rudisleben das dritte Spiel überhaupt erst erzwungen.

Nach der Rückkehr der seit 1959 als BSG Glückauf spielenden Bleicheröder in die Bezirksliga gab es bis 1979 wieder Derbys in der Bezirksliga. In der Bilanz aller 19 Spiele lagen die Bleicheröder mit zehn Siegen gegenüber drei Sollstedter Erfolgen bei sechs Unentschieden mit 32:20 Treffern vorn.

Die Sollstedter konnten 1972/73 den Einzug ins Pokalfinale nochmal wiederholen. Gegen Glückauf Sondershausen zogen sie mit 2:4 aber auch diesmal den Kürzeren, und parallel dazu stiegen sie als abgeschlagenes Schlusslicht in die Bezirksklasse ab. Nur für eine Spielzeit kamen sie unter der Regie von Horst Szulakowsky 1978/79 nochmal zurück. Nach dem Abstieg und vielen Abgängen platzierten sie sich vornehmlich in der unteren Tabellenhälfte in der Bezirksklasse Staffel 3, ehe sie 1986 auf Dauer im Kreisfußball verschwanden.

Dagegen gelang den Bleicherödern nochmal der Sprung in die Bezirksspitze. Wie Sollstedt drangen sie zweimal ins Pokalfinale vor, mussten jedoch ebenso beide Male, 1979 beim 2:6 gegen Landbau Bad Langensalza und 1983 dem 0:1 gegen Motor Nordhausen II, bei der Übergabe der Trophäe an den Gegner zuschauen. Und im Meisterschaftskampf der Saison 1980/81 wurden sie hinter Motor Eisenach ebenso zweiter Sieger. Doch war das kein Grund zur Enttäuschung, kam doch der Gewinn der Vizemeisterschaft nach dem elften Platz im Jahr zuvor überraschend. Damit nahte sich jedoch für die Glückauf-Männer so langsam das Ende der Zugehörigkeit zur Erfurter Bezirkselite. Als abgeschlagenes Schlusslicht 1987/88 mussten auch sie sich auf Dauer aus der Drittklassigkeit verabschieden.“

Wird fortgesetzt

Andreas Kästner