Ehrenamt 06. 06. 2022

Aufnahme von vier Thüringern in den „DFB-Club der 100“ steht bevor - erstes Porträt über Brit Wolf aus Ostthüringen

Wenn am morgigen Dienstag (07.06.22) die zentrale Ehrungsveranstaltung des Deutschen Fußballs-Bundes (DFB) in München beginnt, dann sind auch vier Thüringer und ihre Partner unter denen, die an diesem Tag in den „DFB-Club der 100“ aufgenommen werden.

Die Veranstaltung im Werk 7 Theater, Speicherstraße 22, ist nur ein Teil der Auszeichnung. Denn die hat mit dem Spiel der UEFA Nations League Deutschland gegen England einen weiteren Höhepunkt.

Aus dem Thüringer Fußball-Verband (TFV) werden an diesem 07.06.22 in den „DFB-Club 100“ auf  Grund der Vorschläge der Kreis-Fußballausschüsse (KFA) und der Bestätigung durch den Vorstand aufgenommen:

Brit Wolf (KFA Ostthüringen/ZFC Meuselwitz)

Mario Dittmar (KFA Rhön-Rennsteig/FSV 06 Mittelschmalkalden)

Jörg Holland-Letz (KFA Westthüringen/SpVgg. Siebleben)

Steffen Rothensee (KFA Eichsfeld-Unstrut-Hainich/VfB 1922 Bischofferode)

Wir werden natürlich alle Preisträger des TFV in ausführlichen Porträts vorstellen. Beginnen wollen wir mit der einzigen Frau in der Runde, mit Brit Wolf vom ZFC Meuselwitz aus dem Fußballkreis Ostthüringen:

Brit Wolf – Schatzmeisterin beim ZFC Meuselwitz

Brit und Hubert Wolf kommen derzeit aus dem Feiern nicht heraus. Gleich drei Höhepunkte warten auf die Schatzmeisterin des ZFC Meuselwitz und den Präsidenten des ZFC Meuselwitz in diesen Tagen. Doch in zwei von drei Fällen sind die Veranstaltungen für das Ehepaar, das seit 31 Jahren verheiratet ist, zwei Töchter und ein Enkelkind hat und das auch in der bluechip Computer AG in der Geschäftsführung eng zusammenarbeitet, mit reichlich viel Arbeit verbunden.

Am 11. Juni feierte das Unternehmen, das Hubert Wolf, der Vorstandsvorsitzende, einst aus der Taufe gehoben hat, sein 30-jähriges Jubiläum. Den Termin hätte es eigentlich schon früher gegeben, aber man hat ihn nicht nur wegen Corona vom November auf den Frühsommer verlegt und so steppt eben an diesem Samstag ab 10 bis gegen 23 Uhr der Bär auf dem Gelände der Firma.

Eine Woche später, am 18. Juni, begeht der Kneipp-Kindergarten in Meuselwitz sein 20-jähriges Bestehen. Dass es diese Einrichtung gibt, ist vor allem Brit Wolf zu verdanken. Sie machte sich damals stark, als ihre Kinder im Vorschulalter waren und der Kindergarten geschlossen werden sollte. Das Konzept „Kneipp“ überzeugte Eltern, Erzieher und Kinder und seit zwei Jahrzehnten planschen die Kinder des Ortes häufig im kalten Wasser oder sogar barfuß im Schnee. Nicht nur Brit Wolf ist begeistert, wenn sie die Kleinen so sieht. Doch auch diese Feierlichkeiten bedeuten viel Mühe für die Wolfs.

Deshalb ist es umso schöner, wenn sie am 7. Juni nach München fahren und dort nichts zu tun haben, als die Zeit zu genießen. Denn in der bayerischen Metropole erwartet sie am Abend das Länderspiel Deutschland – England. Zuvor, und dies ist der eigentliche Anlass unseres Porträts über Brit Wolf, wird die Frau, die beim Regionalligisten ZFC Meuselwitz die Finanzen und Steuern im strengen Blick hat, in den illustren „DFB-Club der 100“ aufgenommen.

Gleich zu Beginn unseres Gesprächs räumt sie mit einem offensichtlichen Irrtum auf. Nicht Hubert, ihr Mann, hat sie zum Fußball „gebracht“, es war ungekehrt. Sie habe sich schon immer für Fußball interessiert und sich auch im Fernsehen Spiele angeschaut. Das wollte Hubert damals nicht und bat darum, dass man sich doch eine andere Sendung anschauen solle.

Doch dann kamen Leute aus dem Verein auf den heutigen Präsidenten zu, baten um Sponsoring und boten, auch um das Gremium zu verjüngen, einen Platz im Vorstand an. Und schon war auch Hubert Wolf der Magie der beliebtesten Sportart nicht nur der Deutschen erlegen.

Rasch merkte der erste Mann des Vereins, dass es sehr hilfreich wäre, wenn man für das schwierige Feld von Finanzen und Steuern eine ausgewiesene Fachmann/- frau hätte. Da musste er nicht lange suchen, denn Brit konnte diese Aufgabe als gelernte Bilanzbuchhalterin wie keine Zweite ausfüllen. Und das nun schon seit 21 Jahren!

In ihrer Funktion hat das designierte Mitglied des „DFB-Clubs der 100“ klare Prämissen. „Man muss immer abwägen, wie man das Geld im Verein verteilt. Immerhin spielen bei uns auch über 400 Kinder und Jugendliche Fußball. Natürlich sind wie in jedem Verein die Wünsche manchmal größer als die Möglichkeiten. Aber wir arbeiten prinzipiell nach dem Motto, das Geld erst herbei zu schaffen und dann auszugeben. Ich möchte vor einem Projekt schon wissen, was es ungefähr kostet und was in der Folge ausgegeben werden muss. Damit sind wir im ZFC bisher immer gut gefahren und haben alle Höhen und Tiefen gut überstanden.“ Und lachend fügt sie hinzu: „Ich weiß nicht, wer für Vereine den Begriff Schatzmeister erfunden hat, denn welcher Verein hat schon einen Schatz. Und außerdem haben wir keinen Goldesel im Keller, weil es schon damit losgeht, dass wir keinen Keller haben.“

Einer der Tiefs der Vergangenheit war Corona. Das betraf vor allem auch die hervorragende Stadionanlage. Die musste ja auch während der Pandemie weiter bewirtschaftet werden. DAS Schmuckstück des Landes Thüringen besitzt der Verein für 99 Jahre in Erbpacht. Also muss alles, was hier benötigt wird, vom ZFC gestemmt werden. Um auch alle Kosten überschaubar zu halten, hat man eine Photovoltaikanlage gebaut, eine Holzpelletanlage installiert auch noch zwei Teiche angelegt. Nimmt man die Personalkosten hinzu, laufen da schon mal im Jahr knapp 300.00 Euro  auf. „Wir haben es auch geschafft, unseren Mitgliedern zu vermitteln, dass es ihr Stadion ist. Jeder schaut, ob etwas kaputt ist und meldet das weiter“, sagt Brit Wolf. Auch ein Grund, warum man die Zeiten, in denen ohne Zuschauer gespielt werden musste, relativ unbeschadet überstanden hat.  Dazu gehört sicher auch die moderate Beitragsordnung. Obwohl das Vereinsleben in der Pandemie wie überall stark gelitten hat und man jetzt dabei ist, es wieder in Schwung zu bringen.

Die ZFC-Schatzmeisterin übt ihre Funktion nicht nur im Büro aus. Nur getrennt durch das Sekretariat, das auch als ZFC-Geschäftsstelle fungiert, hat sie nur einen kurzen Weg zu ihrem Mann. Wenn Heimspiele stattfinden, übernimmt Brit Wolf Aufgaben als Kassiererin. Nur bei Auswärtsspielen ist sie nicht dabei. Wer soll denn sonst den großen Garten pflegen…?

Wenn sie die Zahl, die sie im Ehrenamt für den Verein tätig ist, addiert, kommen schon 15 bis 18 Stunden, das scheint wohl eher untertrieben, pro Woche zusammen.

Einen Aufstieg in die 3. Liga sieht Frau Wolf nicht als realistisch an. „Wir brauchten dazu erheblich mehr Mittel, auch aus dem Umfeld. Aber die sind einfach nicht da. Als Schatzmeisterin sehe ich die Regionalliga als eine für uns gute Spielklasse an. Vielleicht wird das mein Mann nicht gern hören. Aber eventuell ist die Situation in fünf Jahren  eine andere … .“

Brit Wolf erwähnt auch noch einen anderen wichtigen Aspekt in der Arbeit von Verein und Firma: „Unser Konzept ist es, jungen Leuten nicht nur den Fußball, sondern auch für das Leben danach eine gute Perspektive zu bieten.“ Das haben wir vor wenigen Wochen auch von Luca Bürger, der in Meuselwitz spielt, eine Ausbildung absolvierte, bei bluechip arbeitet und damit sehr zufrieden ist, erfahren (siehe unser Porträt über Lucas Bürger in Vorbereitung des Endspiels um den Thüringen Pokal).

Als der Verein das drittletzte Spiel 2021/22 nutzte, um seine Schatzmeisterin schon mal (vorab) auszuzeichnen, da war Brit Wolf völlig ahnungslos und umso mehr überrascht. Am 7. Juni weiß sie in München allerdings, worum es geht.  Da bleibt nur der herzliche  Glückwunsch für eine verdienstvolle Ehrenamtlerin.

Hartmut Gerlach