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Ehrenamt 13. 07. 2024

Beim Kaffee im Cafe mit Benno Harbauer (II): „Wichtig ist, dass er Verein funktioniert. Nicht nur die Erste.“

Wir setzen heute unsere Serie „Beim Kaffee im Cafe“, bei der wir mit interessanten Leuten aus dem Ehrenamt des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) sprechen, fort.

Diesmal trafen wir uns mit Benno Harbauer, dem Vereinsvorsitzenden des FSV 1996 Preußen Bad Langensalza. Den Kaffee servierte der 53-Jährige höchstpersönlich im Grünen. Also nichts mit Cafe, aber noch viel angenehmer. Denn unweit des schmucken Stadions des FSV Preußen hat er in diesem Jahrtausend ein nicht minder schönes Eigenheim gebaut. Im Garten konnte ich mit dem gelernten Bankkaufmann über alles sprechen. Zunächst über die berufliche Schiene, denn Benno verdient sein Geld nicht mit Fußball.

Seine Ausbildung zum Bankkaufmann hat Benno im Jahre 1990 im Ruhrgebiet absolviert. Von dort kehrte er 1994 wieder nach Thüringen zurück. Hier arbeitete er lange bei einem Geldinstitut in Frankfurt, war aber jedes Wochenende in seiner Heimat.

Nach nur zwei Jahren im Verein wählte man ihn zur Gründung des reinen Fußballvereins 1996 zum Kassenprüfer. Dabei hatten die Mitglieder sicherlich seine Kenntnisse über die Finanzen im Blick. Der damalige Vorsitzende Joachim Fellenberg, einst Spieler beim FC Carl Zeiss Jena II,. Motor Hermsdorf und Landbau Bad Langensalza in der DDR-Liga, hat daran wohl auch „gedreht“. Er sorgte für die Kooptierung von Harbauer in den Vereinsvorstand. Dort wurde er Schatzmeister und 2006 war er bereits stellvertretender Vorsitzender gemeinsam mit Andrè John. 2014 wählte die Mitgliederversammlung den damals 43-Jährigen zum 1. Vorsitzenden. Zehn Jahre später, im April 2024, votierten sie erneut einstimmig für Harbauer.

2004 folgte dann der Wechsel zu der Firma, bei der er jetzt arbeitet. Der Hauptsitz befindet sich in Neu-Isenburg, doch er könne durchgängig im Homeoffice tätig sein, sagt er und weiß das Vertrauen seines Arbeitgebers natürlich sehr zu schätzen. Der gibt es zurück, denn Benno Harbauer wirkt als Revisionsleiter eines Unternehmens, das sich der Auditierung und Zertifizierung in der Automobilbranche verschrieben hat. „Ich bin nun bereits 20 Jahre dabei und kann mir meine Zeit schon ein Stück weit selbst einteilen. Das hat für den Verein auch durchaus Vorteile“, betont unser Gesprächspartner nach dem ersten Schluck aus der Kaffeetasse.

Nachdem er 2003 geheiratet hat, erweiterte sich die Familie durch drei Jungs. Alle, Finn (18), Malte (14) und Tarjei (7), spielen natürlich Fußball. Dabei ist Malte auch Schiedsrichter und Finn, ein A-Junior, rückt in das Thüringenliga-Team auf. Vier der fünf Harbauers sind Vereinsmitglieder. Aber auch die Ehefrau hilft, beispielsweise beim berühmten Salza-Cup in der Halle mit, wenn die Versorgung gesichert werden muss. „Am Wochenende sind wir meist in einem Stadion unterwegs“, erläutert das „Familienoberhaupt“ die Freizeitbeschäftigung am Samstag oder Sonntag.

Vater Benno hat 1994 mit dem Fußball begonnen. Aber der „Chef“ von mehr als 450 Kickern beim FSV Preußen kommt eigentlich aus dem Handball. Dieser Sportart ist er in Mühlhausen und dann in Bad Langensalza nachgegangen. Ein Kumpel hat ihn für das Spiel mit dem etwas größeren Ball abgeworben. „Wir brauchen jemand für die Zweite, hat er gesagt“, erinnert sich Harbauer schmunzelnd. Womit klar ist, dass es zur ganz großen Fußballkarriere für Harbauer wohl nicht gereicht hat.

Was reizt ihn nun am Ehrenamt und woraus zieht er seine Motivation. Die Harbauersche Antwort: „Ich sehe das immer unter dem großen Motto Vereinsleben. Ich bin irgendwie da hinein geworfen worden. Es hat mir Spaß gemacht, Verantwortung zu übernehmen. Doch damals war es für mich noch etwas einfacher. Aber nun ist die Konstellation Familie, Job und Ehrenamt schon eine Herausforderung. Man zieht Motivation für das Ehrenamt durch die fußballspielenden Kinder, durch Erfolge und den Freundeskreis. Der kommt bei mir durchweg aus dem Fußball. Mit den Jungs aus dem Verein, die auf dem Bierwagen stehen, fahre ich zusammen zum Skifahren.“

Mittlerweile ist der Vorstand von sieben auf 14 Funktionäre angewachsen. Muss er auch, denn die Mitglieder spielen in 16 Mannschaften, darunter gleich elf Kinder – und Jugendteams. Stolz sind Harbauer und seine Führungscrew auch darauf, dass es im Nachwuchs ohne Spielgemeinschaft läuft.

Zu Dank ist man beim FSV Preußen 1996 Bad Langensalza auch der Stadt verpflichtet. Der Kontakt zum Bürgermeister sei sehr gut. Das konnte der Autor übrigens auch sehen, als das Stadtoberhaupt zum Pokalfinale der Frauen vor  mehr als zwei Jahren per Traktor ins „Stadion der Freundschaft“ fuhr. Das Stadion wurde saniert, nun müsse das Sozialgebäude noch dran kommen. „Dann haben wir eine tolle Sportstätte. Die schließt auch die Trainings- und Wettkampfplätze ein“, so Harbauer.

Das Aushängeschild des Vereins, die 1. Mannschaft, spielt im neunten Jahr in der Thüringenliga. Das sei für die Handballstadt Bad Langensalza jedes Jahr eine Herausforderung, auch vom Sponsoring her. Aber nun stehe man vor einem Umbruch durch Wegzüge oder Wechsel. „Wir werden gemeinsam mit unserem Sportlichen Leiter, Max Domeinski, eine junge Mannschaft aufzubauen, die thüringenligatauglich ist. Drei U19 Spieler kommen von Rot-Weiß Erfurt, vier aus dem eigenen Nachwuchs. Hinzu stoßen drei, vier durchaus erfahrene Akteure als Bausteine zu uns, um die die Thüringenligavertretung gebaut werden soll. Mit der vielleicht jüngsten Mannschaft im Oberhaus des TFV zu starten, reizt auch unseren Trainer Thomas Wirth“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Und er fügt hinzu: „Wichtig ist, dass der Verein funktioniert und nicht nur die 1. Mannschaft.“

Viel Zeit für Hobbys bleibt nicht. Natürlich sei der Fußball an erster Stelle so nennen. Auch die Freunde, mit denen man Ski fahre, gehörten durchaus dazu. Und dann habe er noch eine „Macke“, bekennt er. Er sammle Programmhefte von Spielen mit Preußen Bad Langensalza. Mittlerweile sind es knapp 2.000 dieser Programme, die er akkurat geordnet habe. Darunter auch das allererste aus dem Jahr 1925. Schließlich feiert man im kommenden Jahr den 100. Geburtstag. Dazu wird auch Ehrenamtler Benno Harbauer Ideen und viel Engagement einbringen … .

Hartmut Gerlach