Vorstand 20. 10. 2016

Der TFV trauert um Heinz Leib

Der Pressesprecher des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) erhielt am gestrigen Abend (19.10.) durch Johannes Dieter, den Pfarrer von Sonneberg-Köppelsdorf, die traurige Nachricht, dass der ehemalige Fußballtrainer Heinz Leib, der einst die legendäre Steinacher Oberligamannschaft führte, am 18.10. im Alter von 89 Jahren im Kreise seiner Familie in Sonneberg gestorben ist. Der Vorstand des Verbandes spricht den Angehörigen auch auf diesem Weg sein Mitgefühl aus.

Als wir Heinz Leib am 16. Januar 2007 auf der TFV-Internetseite anlässlich seines 80. Geburtstages würdigten, verwendeten wir dazu einen Artikel von Ralf Brückner, Sportredakteur bei der Zeitung „Freies Wort“ (FW). Der Autor titelte „Der nach Hans Meyer wichtigste Trainer in Südthüringen“ und bezeichnete Heinz Leib als einen Mann, der dem Fußball mit Leib und Seele verbunden ist. Sicher hat nicht jeder den Beitrag von Ralf Brückner parat, deshalb sei es an dieser Stelle auch in Erinnerung an Heinz Leib gestattet, wesentliche Passagen daraus noch einmal zu zitieren:

„ … Dem Jubilar, der uns da in seinem Haus im Sonneberger Lutherhausweg empfängt, wirkt wahrlich nicht wie ein Achtzigjähriger. Mal ganz abgesehen von seiner ranken körperlichen Erscheinung: Es ist vor allem dieser absolut hellwache Blick, der einen sofort in den Bann zieht. Der in Sekundenbruchteilen von prüfender Distanz zu freundlicher Altersgüte wechselt ? aber wohl auch wieder zurück, sobald dies nötig sein würde. Dieser Mann, so hat man das Gefühl, musste in seinem Leben wohl oft zwischen wahren und falschen Freunden sowie Feinden unterscheiden …

Heinz Leibs legendärer Ruf fußt auf seiner Zeit bei Motor Steinach. Innerhalb von knapp zehn Jahren formte er hier als Trainer eine Mannschaft fast nur aus Spielern der eigenen Region, und führte sie von der Bezirksliga bis hin zu zwei Oberliga-Jahren: 1963/64 und 1964/65. Das hieß: In einer Zeit, da der Fußball ‚großdimensional’ zu werden begann ? im Westen gab’s schon die Profiliga, in der DDR folgten bald die Fußballklubs, bietet ein Verein mitten aus dem Thüringer Schiefergebirge mit fast lauter einheimischen Leuten dem Rest der Fußball-DDR-Elite eine Saison lang trotzig die Stirn: Motor Steinach gewann im ersten Jahr zwei Mal gegen DDR-Meister Motor Jena, verlor nur ein Heimspiel und schlug zu Hause u. a. die Top-Mannschaften Vorwärts Berlin und Empor Rostock. Am Ende war die ‚Leib-Garde’ Siebenter. Zwar folgte im zweiten Jahr der Abstieg. Aber ‚Motor Steinach’, das blieb ein einmaliges Kapitel im DDR-Fußball und der größte Südthüringer Erfolg …

Ralf Brückner beschreibt weiter, wie der gebürtige Lauschaer, der im Krieg verletzt wurde, als Halbstürmer in der DDR-Liga von 1950 bis 1955 68 Tore erzielt und mit seiner Mannschaft nur haarscharf am Oberligaaufstieg scheitert. Er wird sogar in die DDR-Auswahl berufen und hat Angebote aus Dresden,. Leipzig und Halle.

Mit 28 Jahren wechselt Leib zum Erzrivalen Steinach und schafft mit Motor 1962/63 den Aufstieg. Brückner schreibt: „Eine Truppe talentierter junger Spieler, oft gleichen Jahrgangs, ist bereit, Leibs Maxime zu folgen: ‚Guten Fußball’ spielen sie überall. Wenn wir besser sein wollen, müssen wir mehr trainieren.’ Wieder setzt Heinz Leib den Ehrgeiz und den ‚athletischen Hebel’ ein, jetzt bei einer ganzen Mannschaft. Und Steinachs Oberliga-Sturm beginnt … Die elf Jahre des Heinz Leib in Steinach sind und bleiben ein Gipfelpunkt Südthüringer Fußballgeschichte.“

Hartmut Gerlach