Vorstand 25. 08. 2022

Dittmar Börner ist immer noch mit dem Fußball verheiratet

Wer in einer Partnerschaft lebt, hat diesen Satz bestimmt schon mal von seiner „besseren Hälfte“ gehört: „Du bist doch nicht mit dem Fußball verheiratet.“ Die Bemerkung zielt darauf ab, dass es der Angesprochene mit seinem meist ehrenamtlichen Hobby ein Stück weit übertreibt und die Familie manchmal außen vor bleibt.

Dittmar Börner, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, hätte sich diesen Spruch bestimmt oft anhören müssen. Doch der Konjunktiv macht schon deutlich, dass er erst mit 42 Jahren in einer festen Beziehung gelebt hat. Wir haben nicht danach gefragt, ob der Satz in der Lebensgemeinschaft gefallen ist, wissen aber aus dem Gespräch mit dem Jubilar, dass die jetzige Partnerin, mit der er sei fünf Jahren zusammen ist, viel Verständnis für seine Tätigkeit im Thüringer Fußball-Verband (TFV), im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Südthüringen und im Verein SV EK Veilsdorf aufbringt. Schließlich ist sie selbst im Heimatverein Eishausen stark engagiert.

Natürlich hat der Jubilar schon im Knirpsenalter mit dem Fußball begonnen. Nach der Schule fanden sich in Hetschbach, einer 100-Seelen-Gemeinde nur einen Steinwurf von der damaligen Grenze zur BRD entfernt, jeden Tag Jungs, die bis zum Einbruch der Dunkelheit bolzten. Als ehemaliger Lehrer will man da lieber nicht wissen, wann eigentlich die Hausaufgaben gemacht oder gelernt wurde … .

„Die Jahrgänge 1952 bis 54 hatten richtig gute Fußballer in ihren Reihen“, erinnert sich Börner. Ein Großteil von ihnen sei zum SV Elektro-Keramik Veilsdorf gegangen. Hier kam Dittmar Börner unter die Fittiche des legendären Nachwuchs-Trainers Johannes Müller. Der Lehrer, der jeden Tag auf dem Sportplatz zu finden war, formte das Talent weiter, sodass er in der Junioren Bezirksliga als Mittelfeldspieler immerhin 17 Tore schoss und mit gerade einmal 15 Jahren sogar zu einem Trainingslager der Ersten durfte.

Durch die dreijährige Armeezeit gab es einen Bruch für den aktiven Fußballer. Er spielte zwar im Urlaub in der 2. Mannschaft. Mit 32 Jahren beendete er nach eine schweren Verletzung seine aktive Laufbahn.

Der gelernte Vorfertigungsmechaniker, der in einem Betreibsteil von Zeiss in Eisfeld ebenso arbeitete wie später im Porzellanwerk Veilsdorf im Werkzeugbau und als Lehrausbilder und der nach der Wende unter anderem zehn Jahre in drei Schichten in einer Kunststofffirma tätig war und seit 2015 Rente bezieht, konnte aber nicht ohne den Fußball sein.

1975 begann er, überzeugt und gefördert von Johannes Müller, als Übungsleiter. Das ist er bis heute noch. Trotz dreier Hüftoperationen war und ist er im Nachwuchs aktiv – zurzeit trainiert er Bambinis - war vier Jahre Spielertrainer der 2. und zwei Jahre Trainer der 1. Mannschaft.

Und als der Verein vor einer Bestrafung stand, weil er zu wenig Schiedsrichter hatte, half er auch hier aus. 21 Jahre, von 1981 bis 2002, pfiff er Spiele und hat darüber auch eine Statistik geführt. Es waren insgesamt 602, wobei er 115 Mal an der Linie stand. Immerhin wurde Dittmar Börner sogar in der Bezirksliga angesetzt, leitete 1994 das Endspiel im Bezirkspokal und zwei weitere Kreispokalfinals.

Ein Höhepunkt in seiner Schiedsrichterlaufbahn war 1989 die DDR-Spartakiade. In den Spielen der U12 und U15 begegnete er einem gewissen Michael Ballack und auch einem Carsten Jancker.

1976 folgte dann der Einstieg als Funktionär. Er wurde Mitglied im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Hildburghausen und  übernahm dann für zehn Jahre den Vorsitz im Kreis-Jugendausschuss. Natürlich hat Johannes Müller, der ihn immer als seinen Nachfolger sah, daran „gedreht“, aber auch Walter Ackermann, 38 Jahre KFA-Vorsitzender und später Schatzmeister, begleitete Börner viele Jahre.

Auch den eigenen Verein ließ Dittmar nicht „im Regen stehen“. 1980 übernahm er für zwölf Jahre die Aufgabe des Jugendleiters in Veilsdorf. Seit 1998 ist er Abteilungsleiter und nach zehn Jahren von 1986 bis 1996 nun wieder seit 2009 der 2. Vorsitzende.

Im Wendejahr 1990 übernahm Dittmar Börner als Vorsitzender des KFA Hildburghausen eine Aufgabe, die er seitdem ausfüllt. Wobei es ja 2012 zur Fusion mit Sonneberg kam und dadurch der KFA Südthüringen als einer von neun Fußballkreisen im TFV entstand. Damit ist der nun 70-Jährige mit 32 Jahren als Vorsitzender der dienstälteste Kreischef im Verband. Nicht mehr lange, denn er will das Amt, wenn die Wahlperiode endet, in jüngere Hände geben. Einen Nachfolger hat er sich im Stile von Müller schon „ausgeguckt“.

Mit seinen Erfahrungen im Nachwuchs, auf Vereinsebene. Kreis- und Verbandsebene ist Dittmar der ausgewiesene Fußballfachmann und – funktionär, dem niemand, egal wo, so leicht etwas vormacht. Dass er auch ein kritischer Zeitgenosse ist, hat sich längst herumgesprochen.

Das wurde ihm wohl in die Wiege gelegt, denn auch mit seinem Vater, zu DDR-Zeiten Bürgermeister im kleinen Grenzort, war nicht gut „Kirschen zu essen“. Der Filius ist in dieser Hinsicht in seiner Fußtapfen getreten und rannte schon mal die Türen von SED-Kreisleitung und Volkspolizeikreisamt ein, wenn ein über viele Jahre gut funktionierendes Fußballturnier in der Grenzregion aus politischen Gründen plötzlich abgesagt werden sollte. Wurde es schließlich nicht, da Börner hartnäckig blieb. „Seitdem habe ich immer meine Meinung gesagt, wenn mir etwas nicht gepasst hat oder ich es als nicht richtig angesehen habe“, erklärt er.

Jüngstes Beispiel war die Schiedsrichtervollversammlung im Kreis. Die war nicht gut besucht, was den KFA-Vorsitzenden sichtlich ärgerte. Er hielt in seiner bekannten Art mit seiner Meinung darüber nicht hinter den Berg.

Dittmar Börner lebt den Fußball, aber er findet auch Zeit, Kabarett- und Theatervorstellungen zu besuchen oder im Garten seines Hauses, in dem schon die Eltern wohnten, zu werkeln.

Über seine Schiedsrichtereinsätze  hat er genau Buch geführt, die Frage, wieviel Stunden er am Tag für den geliebten Sport aufwendet, kann er erst nach längerem Überlegen mit „vier“ angeben. Das scheint angesichts des Engagements und der Funktionen von Dittmar Börner eher stark untertrieben. Vielleicht hätten wir besser seine Lebensgefährtin nach dem anderen „Partner“ in der Beziehung gefragt … .

Sehr empfehlenswert und originell ist auch ein Beitrag von Lars Fritzlar, „Freies Wort“, Lokalteil Hildburghausen, vom heutigen 25.08.22. Er hat seine etwas andere Würdigung des Jubilars mit „Gestatten, Börnerparte“ überschrieben.

Hartmut Gerlach