Fair Play 18. 06. 2019

Eric Strauß (SV Jena-Zwätzen) und Claudia Steinecke (SV Bielen) sind die Sieger der Fair Play-Geste des Monats Mai von LOTTO Thüringen

Im April gab es aus Mangel an Gelegenheit, besser gesagt, Vorschlägen, keine Auszeichnung im Wettbewerb „Fair ist mehr“. Deshalb entschlossen sich die Verantwortlichen, im Mai zwei Ehrungen zu vergeben.

Der Wettbewerb sieht vor, dass besonders faire Aktionen über den Spielausschuss des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) gemeldet und dann durch ein Gremium für die „Fair Play-Geste“ des Monats“ ausgewählt werden. Dafür stellt LOTTO Thüringen Mittel zur Verfügung,

Eine Auszeichnung im Mai geht an Eric Strauß, der beim Mehrspartenverein SV Jena-Zwätzen in der 1. Mannschaft spielt. Er stand am 18.05.19 im Derby der 11teamsports Landesklasse Staffel 1, bei der die Jenaer bei der BSG Chemie Kahla gastierten, in der Startformation der Begegnung, die 0:0 ausging.

Reichlich Gesprächsstoff gab es hinterher aber nicht nur über das Ergebnis, sondern über eine Szene in der 30. Minute. Die stellte sich aus der Sicht von Marco Barich, dem Berichterstatter des Gastes, so dar: „… unvermittelt aber hatte sich Strauß in Position gebracht, nach dem Zusammenstoß mit Keeper Müller zeigte Schiri Blasse auf den 11m- Punkt. …Hmm, irgendwas gibt es hier wohl noch zu diskutieren, ja, Strauß geht selber zum Schiri und gibt diesem zu verstehen, dass er sich nicht vom Kahlaer Torwart behindert fühlte und lehnt den Strafstoß ab!“ (Quelle: sv-jena-zwaetzen.de)

Die Geste des 28-jährigen Eric Strauß, der seit neun Jahren in Jena-Zwätzen spielt und der nach Aussage von Barich universell einsetzbar sei, war für ihn nach eigenem Bekunden selbstverständlich. Er ist von Beruf Kindergärtner (in Thüringen sagt man Kindergarten - H. G.) und begründet seine Entscheidung so: „Wenn ich bei der Aktion, in der der Unparteiische einen Strafstoß geben wollte, gelogen hätte, hätte ich meinen Kindern nicht mehr in die Augen sehen können.“

Aber für Marco Barich, der übrigens mit seiner unkonventionellen Gestaltung von Spielberichten die Anerkennung des TFV-Pressesprechers, hat, war die Szene um Eric Strauß bemerkenswert. Er schreibt: „Das nenne ich dann mal großes Kino und sage sportlich und auch fairplaymäßig: ‚Chapeau’. Das taten die Gäste im Übrigen auch. So muss das auch sein, bei aller sportlichen Rivalität. Hätte das jeder andere auch gemacht? Keine Ahnung. Vielleicht…“

Ganz anders gelagert ist eine zweite Szene, die zur „Fair Play-Geste“ des Monats Mai führte. Auch sie passierte in der 11teamsports Landesklasse, aber der Staffel 2. Hier trafen am 05.05.19 die LSG Blau-Weiß Großwechsungen und der SV Bielen 1926 (3:1) aufeinander. Acht Minuten vor dem Ende fiel ein Spieler der LSG Blau-Weiß in einem Zweikampf unglücklich auf den Arm und kugelte sich das Ellenbogengelenk aus. Sofort eilte Claudia Steinecke, Betreuerin beim SV Bielen, herbei und übernahm mit den Betreuern des Gastgebers die Erstversorgung bis zum Eintreffen des Rettungswagens. Zum Glück konnte der Verletzte das Krankenhaus am Abend wieder verlassen.

Die Aktion, die kein Foul war, sei unmittelbar vor ihr passiert, sagte uns die Ersthelferin. Da der verletzte Spieler sofort ganz laut und schmerzerfüllt geschrieen habe und sie gesehen habe, dass der arm in Mitleidenschaft gezogen wurde, sei sie, ohne das Zeichen des Schiedsrichters abzuwarten, den einen Meter aufs Feld gelaufen und habe ihn betreut. „Dabei habe ich versucht, ihn zu beruhigen und die verletzte Stelle zu kühlen, bis der Rettungswagen kam. Das war für mich selbstverständlich, zumal der Gastgeber, ohne ihm zu nahe zu treten, keinen medizinisch so geschulten Betreuer dabei hatte“, sagte uns Claudia Steinecke.

Claudia ist seit fast vier Jahren beim SV 1926 als Betreuerin tätig. Ihr medizinisches Wissen ist verständlich, denn die ehemalige Fußballerin, die durch einen Kreuzbrandriss sowohl ihre Fußballkarriere als auch ihre Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin beenden musste, ist mit einem Physiotherapeuten verheiratet. Sie hat sich immer weitergebildet und arbeitet nach abgeschlossener Ausbildung als Kauffrau im Gesundheitswesen im Ambulanten Intensivpflegedienst Nordhausen.

LSG-Trainer Nico Kaspersky bedankte sich hinterher ausdrücklich bei Claudia Steinecke dafür. Anerkennung verdiente sich auch Thomas Riemekasten (Bielen), der in den unglücklichen Zweikampf verwickelt war. Er besuchte den verletzten Großwechsunger noch am Abend im Krankenhaus und überbrachte ihm auch die Genesungswünsche seiner Teamgefährten.

Hartmut Gerlach