Verband 09. 11. 2020

Ewige Tabelle (23.): zwei Landesmeistertitel und eine Insolvenz

In den bisherigen 30 Spieljahren haben in der höchsten Spielklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), die als Landesliga, Verbandsliga und nun Thüringenliga bezeichnet wurde und wird, 65 Vereine gespielt. Die Reihe der Vereine, die hier ihre sportliche Heimat hatten, reicht vom BSV Eintracht Sondershausen (23 Saisons) bis zum TSV 08 Holzthaleben (1).

In Zusammenarbeit mit Andreas Kästner (Sömmerda), Mitglied der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ und Chef-Statistiker, der uns die Texte liefert, wollen wir Ihnen die Vereine der „Ewigen Tabelle“ vorstellen:

Heute (23.): FC Erfurt Nord – Rückkehr in die Thüringenliga nach anderthalb Jahrzehnten

„Der Traditionsverein aus dem Stadtteil Ilversgehofen im Norden von Erfurt stand trotz einer beachtlichen Anzahl von Erfolgen stets im Schatten des größeren Clubs der Stadt, dem heutigen FC Rot-Weiß. Trotzdem ist die Erfolgskette der Nordler beachtlich.

So war die im Jahre 1912 aus einer Fusion des zehn Jahre zuvor als ältestem Vorgänger der Nordler gegründeten BC Teutonia und dem FC Germania entstandene Spielvereinigung Erfurt sechs Mal Gaumeister Nordthüringen und drang 1930 bis ins Halbfinale der Mitteldeutschen Meisterschaften vor. In der 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Mitte kam die SpVgg sogar zweimal, 1943 und 1944, auf dem zweiten Platz ein und musste nur dem schier übermächtigen SV Dessau 05 den Vortritt lassen.

Als Betriebssportgemeinschaft der Umformtechnik, die mit etwa 5.000 Beschäftigten zu den größten Betrieben auf heutigem Thüringer Territorium gehörte, wurde Motor Nord 1957 Meister im Bezirk Erfurt und gehörte daraufhin der 2. DDR-Liga bis zu deren Auflösung 1963 an. Der 1959 errungene zweite Platz in der Staffel 5 ragte dabei heraus. Noch einmal, nun auch mit dem Namen BSG Umformtechnik, spielten die Jungs von der Grubenstraße vor der Wende überbezirklich, mussten 1976/77 als Vorletzter der Staffel E die DDR-Liga jedoch umgehend wieder zurück in die Bezirksebene verlassen.

Erfolgreicher waren zu jener Zeit die Handball-Damen der BSG, die als Vorläufer des heute ruhmreichen Thüringer HC im Jahr 1975 den FDGB-Pokal der DDR gewinnen konnten.

Als zweimaliger Thüringenmeister gelang 1998 und 2003 der jeweilige Aufstieg zur Amateuroberliga Süd. Beide Male hielten sich die Nordler für zwei Spielzeiten und drangen 2000 ins Finale des Thüringenpokals vor, mussten sich aber dem FC Rot-Weiß in dessen Stadion 1:3 geschlagen geben.

Nach Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Gesamtverein SSV Erfurt Nord und Gründung des eigenständigen FC Erfurt Nord im März 2003 folgten schwere Jahre für den Club, der 2006 ein Insolvenzverfahren nicht vermeiden konnte. Nach dessen Abschluss wurde auf einer Mitgliederversammlung am 21. August 2006 einstimmig für das Fortbestehen des FC Erfurt Nord plädiert.

Nach anderthalb Jahrzehnten Unterbrechung feierte der Club inzwischen seine Wiederkehr in die Thüringenliga und konnte sich als Aufsteiger vor der zweiten Corona-Pause gleich im Vorderfeld einreihen.

Zu den prominenten Namen, die in der Grubenstraße, ob als Spieler oder Trainer, aktiv waren, zählen unter anderen die von Reinhard Häfner, Jürgen Heun, Carsten Sänger oder Gerhard Franke.

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach