Verband 12. 07. 2020

Ewige Tabelle (4.): drei Aufstiege in die Thüringenliga nach der Wende

In den bisherigen 30 Spieljahren haben in der höchsten Spielklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), die als Landesliga, Verbandsliga und nun Thüringenliga bezeichnet wurde und wird, 65 Vereine gespielt. Die Reihe der Vereine, die hier ihre sportliche Heimat hatten, reicht vom BSV Eintracht Sondershausen (23 Saisons) bis zum TSV 08 Holzthaleben (1).

In Zusammenarbeit mit Andreas Kästner (Sömmerda), Mitglied der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ und Chef-Statistiker, der uns die Texte liefert, wollen wir Ihnen in den nächsten Folgen die Vereine vorstellen, die die „Ewige Tabelle“ (siehe Anhang) anführen. Dabei nehmen wir sowohl den FC Rot-Weiß Erfurt II als auch den FC Carl Zeiss Jena II heraus, sodass wir vorerst bis zum Platz 12 schauen.

Heute(4): SV 09 Arnstadt - sechs Jahre in der zweithöchsten Spielklasse der DDR

Bekannte Namen schmücken die Geschichte des SV 09 Arnstadt und seiner Vorläufer. Horst Weigang oder Jürgen Heun auf der Trainerbank, Ralf Schulenberg, Manfred Vogel oder Holger Bühner als Spieler, um nur einige Namen anzuführen. Und wenn trotzdem nennenswerte Erfolge oberhalb des Thüringer Fußballs auch weniger häufig waren, so kann man die einst in Rudisleben beheimateten Kicker durchaus in einem Zuge mit den besten Thüringer Vereinen aufzählen.

Auf der Internetseite Arnstadts findet man eine umfangreiche Chronik der Stadt. Einem Eintrag zum 20. Juli 1920 ist der Beschluss des damaligen Gemeinderats zu entnehmen: „auf Antrag der Sport- und Spielvereinigung 1907 den Spielplatz auf dem Rudislebener Rasen diesem Verein unter bestimmten Bedingungen zu verpachten“. Somit besteht ein direkter Bezug zur späteren BSG Motor als Nutzer des Areals, bekannt auch als Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn. Ebenso aber führen die Fäden des 1907 gegründeten BC Arnstadt zum heutigen SV 09.

Nach dem zweiten Weltkrieg entstand zunächst die BSG Podjomnik Rudisleben. 1950 in BSG Stahl umbenannt, schloss diese sich mit der BSG Nafa aus der Nachbargemeinde Ichtershausen zur BSG Motor Ichtershausen-Rudisleben zusammen.

Die Motor-Fußballer gehörten bald zu den markanten Gesichtern der Erfurter Bezirksliga, belegten häufig vordere Plätze und konnten sechsmal die Meisterschaft feiern. Jedoch dauerte es trotz Trainernamen wie Toni Skaba und Siegfried Vollrath bis 1978, ehe es auch höherklassig für einen längeren Aufenthalt als nur eine Spielzeit reichte. Dem Bezirksdouble und direkten Aufstieg in die Liga Staffel E folgten sechs Jahre in der zweithöchsten Spielkasse der DDR mit einem vierten Rang als beste Platzierung.

Die Reduzierung der Liga auf zwei Staffeln wurde der BSG Motor dann zum Verhängnis. Ebenso wie schon 1963, als die 2. Liga aufgelöst worden war, bedeutete Rang Sieben den Rückfall in die Bezirksebene.

Im FDGB-Pokal der DDR zog man, als Bezirkspokalfinalist qualifiziert, 1965/66 ins Achtelfinale ein, ehe der FC Karl-Marx-Stadt das Weiterkommen verhinderte.

Von der BSG nach der Wende in einen reinen Sportverein umgewandelt, wurde 1991 mit dem Gewinn des sechsten Bezirksmeistertitels die im Jahr zuvor verpasste Qualifikation für die Landesliga Thüringen nachgeholt. Dort etablierte sich der Verein zunächst bis 2002 und noch einmal zwischen 2008 und 2015. Es gelangen auch mehrere vordere Platzierungen, doch ernsthaft in den Titel- bzw. Aufstiegskampf einzugreifen gelang nicht.

Nach vierjähriger Spielgemeinschaft mit dem Ortsnachbarn BC 07 erfolgte im Mai 2009 die Fusion der beiden Vereine. Das Prozedere dazu erfolgte in der seinerzeitigen Vereinsgaststätte mit dem originellen Namen „Feuchter Elfmeter“ unterhalb der alten zum Abriss freigegebenen Holztribüne der Rudislebener Kampfbahn (siehe unser Foto). Damit war der heutige SV 09 Arnstadt geboren.

Als Erstplatzierte der Landesklasse Staffel 1 gelang den Nullneunern 2018 zum dritten Mal der Aufstieg in die Thüringenliga. Heimstätten des Teams aus der ältesten Stadt im Freistaat sind das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion und der Sportplatz Am Obertunk.

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach