Fair Play 27. 03. 2023

„Fair ist mehr“: Spiel verpasst, aber möglicherweise Leben gerettet

Dass ein Spieler wegen Verletzung oder Krankheit mal ein Spiel verpasst, ist so ungewöhnlich nicht. Interessant wird die Sache aber, wenn der Betreffende nicht zur Verfügung steht, weil er sich eines „freiwilligen“ operativen Eingriffs für einen guten Zweck unterzieht.

So geschehen beim Täler SV Ottendorf und seinem Spieler Jonas Obitz. Mit ihm sprachen wir auf Vermittlung von Francis Wezel, denn Opitz wurde wegen der Entnahme von Stammzellen von der Deutsche Knochenmarkspenderdatei. (DKMS) gebeten, sich dieser kleinen OP zu unterziehen:

Jonas Opitz schildert uns die ganze Geschichte: „Meine Mutter ist auch bei der DKMS registriert. Irgendwann einmal hat sie meine Schwester und mich angesprochen und gesagt, dass wir das ruhig auch mal machen könnten. Wir haben die Box bestellt und die Sache in kurzer Zeit erledigt.

Ich hatte schon gedacht, dass ich nicht in Frage komme, aber nach zwei Jahren bekam ich eine SMS von der DKMS. Es gebe eine mögliche Übereinstimmung, so die Info. Ich musste einen Test machen und eine Blutprobe einschicken. Die DKMS teilte mir später mit, dass ich ein Spender bin und mich gefragt, ob ich das machen würde. Ich habe natürlich eingewilligt, bin für einen Tag zur Voruntersuchung in die Entnahmeklinik und da war schon klar, dass es eine Knochenmarkspende unter Vollnarkose werden würde. Zwei Wochen später bin ich wieder in die Klinik und musste noch einen Tag zur Beobachtung bleiben.“

Der 22-Jährige gibt zu, dass die Einstichstellen doch einige Tage wehgetan haben, zumal er die maximal mögliche Menge, einen Liter, gespendet habe. „Für mich waren es eine Zeit lang vorübergehende Schmerzen, für den Empfänger der Spende bedeutet es jedoch das Leben“, sagt der Student für Physikalische Technik der Ernst-Abbe- Fachholschule (FH) Jena, der derzeit seine Bachelorarbeit schreibt, zu seiner Motivation.

Aber er beruhigt auch alle, die nicht so gut mit Schmerzen umgehen können. „Die Entnahme aus dem Becken ist die Ausnahme. In der Regel erfolgt sie aus den Armen, und da tut danach nichts weh.“

Und wie hängt nun die Angelegenheit mit dem Fußball und der TEAG-Auszeichnung „Fair ist mehr“ zusammen? Auch dazu die Erklärung: An das Fußballspiel der Kreisklasse Jena-Saale-Orla vom Täler SV Ottendorf gegen die SG Union Isserstedt, das am 15.10.22 ausgetragen wurde, habe er gar nicht gedacht, sagt er. Aber die Trainer und auch die Teamkollegen hätten ihn in seinem Vorhaben unterstützt und nicht gemeckert, weil der Innenverteidiger damit das Punktspiel verpasst. Jonas wörtlich: „Im Gegenteil, sie haben sich noch gefreut, dass ich so etwas mache.“

Dass seine Mitspieler in Isserstedt ohne ihn mit 0:2 verloren haben, sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt. Nun steht der SV Ottendorf in der 1. Kreisklasse, Staffel A, auf Platz 4.

Der Vorsitzende des Kreis-Fußballausschusses (KFA Jena-Saale-Orla), Carl Krumbholz, übergab im Auftrag der TEAG und des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) die Urkunde für den Sieger im TEAG-Wettbewerb "Fair ist mehr", Oktober 2022, an Jonas Opitz.

Abschließend dürfen wir auf zwei Links hinweisen, bei denen es auch um Spende und Typisierung durch die DKMS geht:

https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/news/rb-leipzig-willi-orban-stammzellen-spende-dkms-22576

www.einheit-rudolstadt.de/typisierungsaktion-des-fc-einheit-war-ein-voller-erfolg/

Hartmut Gerlach