Spielbetrieb 18. 03. 2020

Fußball in Thüringen (1): So rollte der Ball vor zehn Jahren

Andreas Kästner (Sömmerda), seit längerem unser Mann für die Statistiken im Thüringer Fußball-Verband (TFV) und mittlerweile auch in der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ ein wichtiger Mitstreiter, schaut für uns in diesen Tagen und Wochen in sein schier unerschöpfliches Archiv. Wir haben mit ihm vereinbart, dass er einfach mal heraussucht, wie der Ball in Thüringen in der jüngeren Geschichte rollte.

Dabei verzichten wir bewusst auf eine Chronologie. Natürlich gibt es auch weiterhin unsere Serie zur „30 Jahren Fußball im TFV“, die wir immer donnerstags veröffentlichen. Hier ist Archivchef Dr. Jörg Lölke unser unverzichtbarer Partner.

Thüringer Fußball vor zehn Jahren: ungerade Tabellenbilder wegen vieler Ausfälle

„Zwei Drittel der Saison 2009/10 waren vorüber, doch gab es in den drei oberen Spielklassen des Freistaates durchweg ungerade Tabellenbilder. Am 20. Spieltag (13./14. März 2010) fielen allein 24 der angesetzten 63 Spiele den unbespielbaren Plätzen zum Opfer.

In der Thüringenliga hatte sich der Rückstand der nachzuholenden Partien bereits auf insgesamt 23 Partien summiert, drei davon noch aus der ersten Halbserie. An der Spitze hatte der Tabellenführer und spätere Meister BSV Eintracht Sondershausen seinen Vorsprung durch einen 2:1-Erfolg beim Tabellenvierten SV 09 Arnstadt auf sieben Punkte zum unmittelbaren Verfolger FSV Wacker 03 Gotha ausgebaut. Der hatte durch ein torloses Unentschieden zu Hause gegen den 1. SC 1911 Heiligenstadt zwei Punkte im Meisterschaftsrennen eingebüßt.

Am Tabellenende stand bereits klar abgeschlagen der FC Thüringen Weida, der in seinen bis dahin absolvierten 16 Spielen keinen einzigen Punkt verbuchen konnte. Lediglich dem FSV Schmalkalden war zuvor in der Saison 2003/04 ein solcher Minusrekord ‚gelungen‘. Den späteren Abstieg der Weidaer vorauszusagen, bedurfte somit keiner hellseherischen Fähigkeiten.

In der Landesklasse, die bis 2009/10 in zwei Staffeln spielte, lag im Osten der SV Blau-Weiß 90 Neustadt/Orla vor dem SV Blau-Weiß Niederpöllnitz an der Spitze. Der Vorsprung der Blau-Weißen von der Orla betrug sieben Punkte bei einem mehr ausgetragenen Spiel. Damals vom 59-fachen DDR-Nationalspieler Matthias Liebers trainiert und auch gegenwärtig Spitzenreiter in der Landesklasse (Staffel 1), stiegen sie schließlich in die Thüringenliga auf, wo sie sich dann für fünf Jahre etablieren konnten.

Ein anderes Bild in der Weststaffel. Hier hatte der langjährige Thüringenligist SV Elektro Keramik Veilsdorf durch ein 3:1 in Meiningen gerade den FC Blau-Weiß Dachwig/Döllstädt nach dessen 0:2 gegen Schweina von der Tabellenspitze verdrängt. Erst auf dem vierten Platz mit acht Punkten und einem Spiel Rückstand zu Veilsdorf folgte Union Mühlhausen. Union verlor in den übrigen 12 Spielen nur einmal, Veilsdorf dagegen blieb zehn Spiele ohne Sieg, und auch Dachwig und der Tabellendritte FSV 06 Hildburghausen vermochten ihre Chancen zum Staffelsieg nicht zu nutzen. So stiegen die Mühlhäuser am Ende in die Thüringenliga auf.

Die sieben Staffeln der Bezirksliga, der dritthöchsten Spielklasse im Freistaat, absolvierten ihre letzte Saison, ab 2010/11 wurde die Regionalklasse für zwei Spielzeiten eingeführt, sozusagen als Brücke zur Kreisoberliga. In den Staffeln 1 bis 5 lagen die späteren Staffelmeister und Aufsteiger zur Landesklasse bereits vorn. Das waren der SV 08 Struth-Helmershof (St. 1), der SV 08 Steinach (St. 2) bereits mit 17! Punkten Vorsprung, der FSV Schleiz (St. 3), der derzeitige Thüringenliga-Zweite SV 1879 Ehrenhain (St. 4) mit auch schon 12 Punkten Vorsprung und die Spielvereinigung Siebleben 06 (St. 5).

Spannung dagegen in Staffel 6, wo ein Quintett mit bis zu vier absolvierten Spielen Unterschied noch berechtigte Hoffnungen auf den ersten Platz hegte. Drei Teams sollten die Zweite von Eintracht Sondershausen später noch vom Spitzenplatz verdrängen, Staffelsieger wurde der FC Empor Weimar 06.

Auch in Staffel 7 gab es noch mehrere Anwärter auf Platz Eins. Den belegte vor dem letzten Saisondrittel die SG Wüstheuterode/Mackenrode. Doch musste die sich am Ende gar mit Platz Sechs zufrieden geben, der Staffelsieger und Aufsteiger hieß letzten Endes FSV Wacker 90 Nordhausen II.“

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach