Spielbetrieb 15. 04. 2020

Fußball in Thüringen (11): SSV Erfurt Nord stand drei Runden vor Schluss als Meister 1997/98 fest

Andreas Kästner (Sömmerda), seit längerem unser Mann für die Statistiken im Thüringer Fußball-Verband (TFV) und mittlerweile auch in der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ ein wichtiger Mitstreiter, schaut für uns in diesen Tagen und Wochen in sein schier unerschöpfliches Archiv.

Ab Folge 3 wollen wir den Thüringer Fußball in der Landes-, Verbands- bzw. Thüringenliga - für die höchste Spielklasse im TFV gab es im Laufe der Jahre immer mal wieder unterschiedliche Bezeichnungen - in jeweils einer Saison betrachten. Das soll, so unser Plan, alle zwei, drei Tage geschehen und wird sich über 28 Folgen hinstrecken. Sehr gern greifen wir dafür auf Fotos der Vereine zurück.

„Saison 1997/98 Meisterkrönung auf dem Lindenberg

Die Landesliga erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Das Zuschauerinteresse übertraf mit fast 70.000 Besuchern dem aller Jahre zuvor. Großen Anteil hatten die beiden Derbys zwischen dem ZFC Meuselwitz und dem SV 1990 Altenburg, die insgesamt 2.850 Augenzeugen anlockten.

Die Titelentscheidung fiel bereits drei Spieltage vor Schluss auf dem Weimarer Lindenberg. Dort verteidigten die Gäste vom SSV Erfurt Nord ihren bis dahin herausgespielten Zehn-Punkte-Vorsprung gegenüber dem VfB Pößneck mit einem ungefährdeten 3:0-Erfolg über den gastgebenden Oberliga-Absteiger. Nach zuletzt zwei neunten Plätzen und mit dem vom FC Rot-Weiß Erfurt II zu Saisonbeginn an die Grubenstraße gewechselten Trainer Hans-Jürgen Hausdörfer, der die Mannschaft auf einigen Positionen verstärkte, konnten die Nordler ihr gewachsenes Leistungsvermögen im Gewinn des Landesmeistertitels eindrucksvoll nachweisen. Ihr Meisterzeugnis wies mit 72 die meist erzielten und mit 15 die am wenigsten kassierten Treffer der Konkurrenz aus. Zudem ging aus ihren Reihen der Torschützenkönig hervor, 23-mal hatte Gernot Fischer getroffen (Foto: „Fußball-Magazin“ Juni 1998)

Auch hinter den ihre Vizemeisterschaft verteidigenden Pößneckern war der Punkteabstand beträchtlich. Der 1. SV Gera, mit weiteren sieben Zählern zurück, und der SV Funkwerk Kölleda, acht Punkte hinter Gera, folgten auf den Plätzen drei und vier.

Beim SC Weimar bestand zu keinem Zeitpunkt wirkliche Hoffnung auf den sofortigen Wiederaufstieg. Zwischenzeitlich befand sich das Team sogar der Abstiegszone bedenklich nahe, kam durch eine Steigerung in der Rückrunde am Ende aber noch auf den siebenten Platz.

Unterschiedliche Rollen spielten die beiden Aufsteiger. Die bis zur Mitte der Rückrunde zumindest rechnerisch bestehenden Medaillenchancen des Ost-Vertreters ZFC Meuselwitz konnte sich das Team vom einstigen Spieler der DDR-Oberliga Konrad Schaller (17 x SC Leipzig, 296 x Wismut Aue) zwar nicht erhalten, erreichte aber mit dem sechsten Rang eine sehr gute Platzierung. Indes fand sich der VfL Meiningen am Saisonende auf dem letzten Platz wieder und musste somit postwendend in die West-Staffel der Landesklasse zurück.

Dabei waren die Meininger Opfer der deutlichen Steigerung eines Quartetts geworden, das sich zum Jahreswechsel noch im unteren Tabellenfeld befunden hatte. Neben dem SC Weimar gehörten noch der zu dem Zeitpunkt schon abgeschlagene FC Rot-Weiß Erfurt II dazu sowie der SV Altenburg und der SV Rudisleben. Alle vier gehörten zu den sechs besten Teams der Rückrunde und damit blieb ihnen das Schicksal erspart, das am Ende Wacker Gotha und dem SC Leinefelde widerfuhr. Beide mussten mit Meiningen die Liga in Richtung Landesklasse verlassen. Das Kuriose – sowohl Gotha als auch Leinefelde konnte man in separaten Tabellen von Hin- als auch Rückrunde nicht im jeweiligen Schlusstrio finden. Doch in der Summe war die jeweilige Punktausbeute für den Klassenverbleib zu mager.“

(Abschlusstabelle siehe Tabellenarchiv)

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach