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Spielbetrieb 17. 04. 2020

Fußball in Thüringen 1998/99 (12): 1. SV Gera fing die Pößnecker auf der Ziellinie ab

Andreas Kästner (Sömmerda), seit längerem unser Mann für die Statistiken im Thüringer Fußball-Verband (TFV) und mittlerweile auch in der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ ein wichtiger Mitstreiter, schaut für uns in diesen Tagen und Wochen in sein schier unerschöpfliches Archiv.

Ab Folge 3 wollen wir den Thüringer Fußball in der Landes-, Verbands- bzw. Thüringenliga - für die höchste Spielklasse im TFV gab es im Laufe der Jahre immer mal wieder unterschiedliche Bezeichnungen - in jeweils einer Saison betrachten. Das soll, so unser Plan, alle zwei, drei Tage geschehen und wird sich über 28 Folgen hinstrecken. Sehr gern greifen wir dafür auf Fotos der Vereine zurück.

Saison 1998/99 „Pößnecks Titelparty fiel aus

Oberliga-Absteiger SV 1910 Kahla, Vizemeister VfB 09 Pößneck, Vorjahres-Dritter 1. SV Gera und der ZFC Meuselwitz – ein Quartett ging mit Titelambitionen in die Saison 1998/99. Zumindest den formulierten Zielstellungen vor dem ersten Spieltag zufolge deuteten die Zeichen auf einen rein ostthüringischen Titelkampf.

Und mit dem Duo Meuselwitz, Pößneck hatten sich dann auch zwei Anwärter aus jenem Quartett nach Ablauf der Hinrunde einen ansprechenden Vorsprung zur Konkurrenz verschafft. Doch für den großen Triumph sollte es schließlich für beide nicht reichen. Meuselwitz spielte eine nur mäßige Rückrunde und die Pößnecker ließen am letzten Spieltag durch ein 3:3 beim SV Schmalkalden zwei für den Gewinn der Meisterschaft notwendige Punkte liegen. Zweimal hatten sie dort bereits geführt, beide Male glichen die Gastgeber jeweils per Elfmeter aus, und nach Egalisierung der Schmalkaldener 3:2-Führung, konnte die letzte Viertelstunde nicht mehr zum Siegtreffer genutzt werden. Somit fiel die Meisterparty aus, zu der 400 Fans hoffnungsvoll ihre Mannschaft nach Schmalkalden begleitet hatten. Trainer Axel Wittke sah im Resümee zum Spiel zu großen Druck auf seiner Mannschaft. Damit blieb zum dritten Mal in Folge „nur“ die Vizemeisterschaft.

Nutznießer war der vom Ex-DDR-Nationalspieler Rainer Schlutter trainierte 1. SV Gera, der, mit nur einem Zähler Rückstand lauernd, in jener Schlussrunde 2:1 gegen den SV Altenburg gewann und somit Pößneck noch auf der Ziellinie abfing. Nachdem die Geraer zunächst den Verlust von drei Punkten am grünen Tisch wegen Einsatz eines nicht spielberechtigten Akteurs gegen Kali Werra Tiefenort in der ersten Halbserie verkraften mussten, marschierten sie ungeschlagen durch die Rückrunde und krönten nun eine beeindruckende Serie von 42 Punkten aus 16 Spielen verdientermaßen mit dem Gewinn der Meisterschaft und der Rückkehr in die Oberliga nach dreijähriger Abwesenheit.“

Das Foto von Jens Lohse aus dem „Fußball-Magazin“ Nr. 3 vom Juni/Juli 1999 zeigt die Mannschaft und die Spieler des Landesmeisters.

„Ebenso wie der Meister hatte auch der BSV Eintracht Sondershausen die Rückrunde ohne Niederlage absolviert und konnte sich nach einem Aufwärtstrend in den letzten beiden Jahren nun mit dem Gewinn der Bronzemedaillen belohnen.

Der Abstiegskampf war zwar nicht von besonderer Spannung, dafür der Ausgang umso bemerkenswerter. Frühzeitig abgeschlagen und mit dem Minusrekord von 101 Gegentoren musste der Landesliga-Dino SV Funkwerk Kölleda den Gang in die Landesklasse antreten. Das ausschlaggebende Szenario ähnelte dem ihrer Kreisstädter, dem FSV Sömmerda, von 1993/94. Nachdem sich der Hauptsponsor wegen eigener wirtschaftlicher Probleme weitestgehend zurückgezogen hatte, kehrten auch zahlreiche Spieler dem Verein den Rücken. Die sportliche Talfahrt war nicht mehr aufzuhalten.

Weniger überraschend war der sportliche Abstieg vom SSV Jena-Lobeda. Die Chancen auf den Klassenerhalt schienen für den Aufsteiger von Vornherein nicht allzu groß. Doch verblieb Lobeda in der Spielklasse, da der FSV 04 Viernau nach sechsjähriger Ligazugehörigkeit sein Team später in die Bezirksliga zurückzog.

Und auch den aus der Oberliga abgestiegenen FV Zeulenroda erwischte es außerhalb des sportlichen Geschehens, und das noch heftiger als Viernau. Mit 31 Punkten konnte sich der Meister von 1991 als End-Zwölfter den angestrebten Nichtabstieg zwar sportlich sichern, jedoch wurde der Verein nach Saisonende wegen ungelöster Finanzprobleme und fehlender Gemeinnützigkeit aus dem Thüringer Fußball-Verband ausgeschlossen. Der inzwischen neugegründete FC Motor Zeulenroda musste in der 2. Kreisklasse ganz von vorn beginnen.“

(Abschlusstabelle siehe Tabellenarchiv)

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach