Verband 08. 06. 2020

Fußball in Thüringen 2015/16 (29.): stärkste Defensive war Grundlage für den Titel

Andreas Kästner (Sömmerda), seit längerem unser Mann für die Statistiken im Thüringer Fußball-Verband (TFV) und mittlerweile auch in der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ ein wichtiger Mitstreiter, schaut für uns in diesen Tagen und Wochen in sein schier unerschöpfliches Archiv.

Ab Folge 3 wollen wir den Thüringer Fußball in der Landes-, Verbands- bzw. Thüringenliga - für die höchste Spielklasse im TFV gab es im Laufe der Jahre immer mal wieder unterschiedliche Bezeichnungen - in jeweils einer Saison betrachten. Das soll, so unser Plan, alle zwei, drei Tage geschehen und wird sich über zahlreiche Folgen hinstrecken. Sehr gern greifen wir dafür auf Fotos der Vereine zurück.

2015/16: „Dachwigs Antwort auf Wackers Blackout – Sonderhausen muss absteigen

Die Hälfte der Rückrunde war gespielt, als sich Wacker Nordhausens Zweite, auf gutem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung, plötzlich selbst im Weg stand. Das spiegelte sich in einer Bilanz von zwei Punkten aus fünf Spielen wider, und der unmittelbare Verfolger, die SpG FC Blau-Weiß Dachwig-Döllstädt, hatte mit 19 Zählern aus den letzten sieben Spielen die entsprechende Antwort parat. Damit zog sie nicht nur am Kontrahenten vorbei, sondern holte noch einen Fünf-Punkte-Vorsprung für die Abschlusstabelle heraus.

Dachwigs Trainer Albert Krebs, der schon 2005 und 2009 die Erfurter Rot-Weiß-Zweite zum Titel geführt und die Blauweißen 2011 übernommen hatte, krönte mit seinem Team nach dessen Aufstieg aus der Landesklasse 2013 nun den anhaltenden Aufwärtstrend mit dem Meisterschaftsgewinn des Jahres 2016.

Die Nordhäuser, die ihren zweiten Platz fast noch an die Spielvereinigung Geratal verloren hätten, stellten mit 92 erzielten Treffern die stärkste Offensive, doch wusste das der neue Meister durch die mit nur 25 Gegentreffern stärkste Abwehr der Liga und der deutlich besseren Heimbilanz gut zu kompensieren.

Weiterhin stach in der oberen Tabellenhälfte zum einen der Sprung des SC 1903 Weimar vom elften Rang 2014/15 auf den fünften heraus und zum anderen die Präsenz der beiden Aufsteiger Glücksbrunn Schweina auf dem vierten und SV Rositz auf dem siebenten Platz. Als Thüringenligisten Nummer 61 und 62 verhalfen sie ihren Regionen, der Rhön und dem Altenburger Land, mit ihrem Abschneiden zu weiterem Fußballglanz.

Eben dieser Glanz aus vergangenen Jahren bröckelte beim SC Heiligenstadt. Der Vizemeister von 2011 und 2013 wurde erneut nur Zwölfter, gerade einmal zwei Punkte vor dem Besten der diesmal vier Absteiger. Dass dieser Eintracht Sondershausen heißen würde, hätten vor Saisonbeginn die Wenigsten erwartet. Dabei hatte sich der zweifache Meister, der auch aktuell noch die Ewige Tabelle der Liga anführt, vor dem Heimspiel gegen die bereits als Absteiger feststehende SpG Borsch noch mal energisch an das rettende Ufer herangekämpft. Doch überließ man dann auf dem Göldner den zuvor auswärts punktlosen Gästen beim schwachen 1:2 die drei Zähler und musste in die Landesklasse.

Ebenso überraschend erwischte es Union Mühlhausen, das mit völlig anderen Ambitionen ins Rennen gegangen war, jedoch von Beginn an zu den Stammgästen der Abstiegszone gehörte. Komplettiert wurde das Unglücksquartett von Aufsteiger Preußen Bad Langensalza.

Der traurige Aspekt der Saison: Aufsteigen wollte diesmal gar kein Team – alle hatten ihren Verzicht zur Oberliga rechtzeitig verlauten lassen.“

(Abschlusstabelle siehe Tabellenarchiv)

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach