Schiedsrichter 17. 06. 2022

Gelungene Überraschung für scheidenden Schiedsrichter Dirk Honnef in Jena

Mit Dirk Honnef verabschiedet sich ein Schiedsrichter, der zuletzt in der Thüringenliga pfiff, von diesem Ehrenamt. Die Altersgrenze, Honnef wird 2022 48 Jahre, zwingt dazu. Der Gothaer erlebte bei seinem letzten Spiel als Referee zwischen dem SV SCHOTT Jena und der BSG Wismut Gera Unerwartetes. Denn von beiden Mannschaften erhielt er vor Spielbeginn einen Blumenstrauß, verbunden mit dem Dank für seine vielen Jahre als Unparteiischer. 

Dirk Honnef war sichtlich gerührt und sagte: „Beiden Vereinen bin ich für die gelungene Überraschung wirklich sehr dankbar.“

Wir haben Honnef im Rahmen unserer Reihe „Schiedsrichter der Thüringenliga“ als Nummer 3 porträtiert. Das war zwar am 13.12.2020, aber alles ist noch recht aktuell.

Dennoch wollen wir zunächst die wichtigsten Fakten aus dem Leben des Schiedsrichters Dirk Honnef kurz auflisten:

è    31 Jahre Schiedsrichter, davon 26 Jahre Verbandsliga und höher

è    (damals) viertklassige Amateuroberliga von 2000 bis 2003 (SRA in Regionalliga)

è    Verbandsligaspiele: 222 , d.h. "Rekord-Schiedsrichter vor Jürgen Backhaus und Swen Eichler

è    Schiedsrichter seit Mai 1991

è    erste Landesliga-Partie 1994

è    Laufbahn-Höhepunkte:

è    Viertligaeinsätze als SR wie

è    Dynamo Dresden gegen Anhalt Dessau

è    1.FC Lok Leipzig gegen Hallescher FC

è    1.FC Magdeburg gegen SV Grimma

è    Einsätze in damals drittklassiger Regionalliga als SRA in "Fußballtempeln" wie

è    Hafenstraße (Rot-Weiß Essen - Fortuna Köln)

è    Alte Försterei (Union Berlin - Fortuna Köln)

è    Alfred-Kunze-Sportpark 

è    zahlreiche Einsätze als SR/SRA im Thüringer Landespokal - zuletzt:

è    Saison 2020/21: Saalfeld - Carl Zeiss Jena (SR Halbfinale)

è    Saison 2021/22: RWE - ZFC Meuselwitz (SRA Halbfinale)

Natürlich wollten wir wissen, welchen Aufgaben sich Dirk Honnef in Zukunft stellen will. Er sagte uns: „Nach einer Auszeit könnte ich mir vorstellen, im Nachwuchscoaching oder als Beobachter tätig zu sein. Ich habe im Schiedsrichterwesen viel Gutes erlebt, da möchte ich gern etwas zurückgeben.“

Eine „Ausstiegsfeier“ soll es im August auch geben. Dann werden in Sundhausen zwei Schiedsrichtermannschaften gegeneinander spielen. Das Spiel soll dann vom Jenaer Matthias Schau, der kürzlich erst einen runden Geburtstag feierte und der, so Dirk Honnef, auch immer einen lockeren Spruch in Richtung Schiedsrichter auf den Lippen hat. „Da wird er mal sehen, wie schwierig es sein wird, wenn Schiedsrichter Fußball spielen“, sagt der nun ehemalige Unparteiische und lacht dabei.

Und hier das erwähtne Porträt:

13. 12. 2020

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (3)

Unser Anliegen ist es, die 25 Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Beginnen wollen wir mit den Unparteiischen, die aufgrund ihres Alters in die „erste Elf“ gehören.

Heute (3): Dirk Honnef – „Silberhochzeit“ in der Thüringenliga

Dirk Honnef ist seit fünf Jahren glücklich verheiratet und mittlerweile auch Vater von zwei Kindern. Doch er feiert in dieser Zeit Silberhochzeit. Wie das geht? Nun, Fußballer, auch Schiedsrichter, rechnen manchmal in sportspezifischen Kategorien und so hat der 46-Jährige selbst bemerkt, dass er seit 25 Jahren in der höchsten Spielklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) pfeift. Man kenne und respektiere sich sowohl von Seiten der Spieler als auch der Trainer, kennzeichnet Honnef das Verhältnis zu den Protagonisten in der Landes-, Verbands- und heute Thüringenliga, wie das Fußballoberhaus des TFV in all den Jahren hieß. Und das sind zumindestens zwei Komponenten, die auch in einer guten Ehe hilfreich sind … .

Doch zurück zum Schiedsrichter Dirk Honnef. Mit 17 Jahren, also 1991, legte der Nachwuchskicker von Wacker Gotha seine Prüfung ab. Uropa und Opa waren auch Unparteiische und so sei das Pfeifen fast erblich bedingt, ist zu hören. Mit Karl-Heinz Blumentritt, der im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Gotha 40 Jahre Obmann war, hatte er den ersten Partner und Förderer an seiner Seite. Weitere, wie Joachim Zeng und Jürgen Muscat, beide selbst ehemalige höherklassige Referees und heute noch ehrenamtlich im Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA) tätig, sollten in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung als Ratgeber und, wenn es angebracht war, auch als Kritiker von Dirk Honnef folgen.

„Der Aufstieg vom Kreis über den Bezirk bis zum Land ging fix“, erinnert er sich. Die ersten drei Spiele in der Landesliga leitete er 1994/95. Welche Begegnung seine Premiere war, kann er nicht sagen. Aber Gert Körner, ein Statistiker aus Rudolstadt, hat zumindestens die Anzahl der Spielleitungen in jener Saison ermittelt. Seine Übersicht reicht bis 2009/10. Bis dahin hat Körner für den Mann mit Abitur, einer Ausbildung als Rettungssanitäter und einem Jura-Studium in Jena 114 Spiele recherchiert. Ab 2010/11 hat Honnef selbst Buch geführt und bis 20/21 weitere 108 Einsätze in der Thüringenliga aufgelistet, womit er insgesamt auf 212 kommt. Jemand, der auf mehr als der heutige Chef einer Immobilien-Firma in Familienhand mit zehn Mitarbeitern verweisen kann, möge sich bitte melden!

Nicht erfasst ist Honnefs Zeit in der immens leistungsstarken Oberliga 2000 – 2003, damals die 4. deutsche Spielklasse. Hier war er mit Joachim Zeng und vor allem Stefan Weber, dem derzeitigen Verbandslehrwart, unterwegs und konnte sich manches abschauen.

Doch er hat auch junge Schiedsrichter, wie zum Beispiel Steven Greif, in vielen Begegnungen begleitet. „Steven hat eine ausgezeichnete Entwicklung genommen. Aber auch bei Referees wie Johannes Drößler, Florian Butterich oder Chris Rauschenberg war ich dabei und es ist schön zu sehen, wie es bei ihnen voran geht“, sagt unser Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung.

Was ist allerdings nun das Alleinstellungsmerkmal des Schiedsrichters Dirk Honnef? Als nunmehriger Dritter in der Porträt-Reihe über die Unparteiischen der Thüringenliga scheint er auf diese obligatorische Frage gut vorbereitet zu sein. „Früher war ich konsequent und ehrgeizig, heute bin ich konsequent und gelassen“, lautet der erste Teil der Antwort. Die ergänzt er so: „Ich habe mir in jungen Jahren teilweise sehr viel Druck aufgebaut. Das führte auch zu dem einen oder anderen Misserfolg. Heute pfeife ich mit viel Gelassenheit und habe dadurch mehr Spaß an meinen Spielleitungen. Aber ich kann damit umgehen, dass man Lehrgeld bezahlt hat.“

Natürlich müsse man Spiele konsequent leiten, ohne zu überziehen. Das habe sich durch seine Spielleitungen wie ein roter Faden gezogen. Dies wünscht er auch den jungen Referees, von denen manche, so Honnef, zwar schnell nach oben kommen, sich aber dafür nicht quälen wollen. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst drei Jahre eine Schiedsrichter-Fördergruppe im Kreis geführt.

Dass man als Schiedsrichter tolle Spiele erleben darf, ist so etwas wie eine Entschädigung für den nicht leichten ehrenamtlichen Job. Dirk Honnef nennt dafür Begegnungen als Assistent von Stefan Weber. Noch heute denkt er sehr gern ans sein zweites Oberligaspiel Dynamo Dresden gegen Dessau im September 2000 vor großer Kulisse. Weitere einprägsame Partien waren Lok Leipzig gegen den Halleschen FC und die mit Beteiligung von Union Berlin oder Rot-Weiß Essen in der Regionalliga. In Thüringen bleiben das anspruchsvolle Derby zwischen Sondershausen und Nordhausen im August 2014, das 2:2 endete und nach dem trotz Pyrotechnik und Zuschauerausschreitungen alle zufrieden gewesen seien, sowie ein freundschaftlicher Vergleich zwischen dem FSV Schleiz und Borussia Mönchengladbach und Gesprächen mit Hans Meyer in Erinnerung.

Von 2004 bis 2010 war Honnef auch als Assistent  in der 2. Frauen-Bundesliga deutschlandweit auf DFB-Ebene unterwegs. „Das war eine ebenfalls eine sehr angenehme Zeit, selbst wenn die Spiele sonntags stattfanden und mit einigen Strapazen verbunden waren“, sagt er.

Dirk Honnefs Wort hat unter seinen Schiedsrichterkollegen Gewicht. Das beweist seine wiederholte Wahl als Schiedsrichtersprecher. Damit ist er seit sechs Jahren quasi mit seinem Schiedsrichterrat Verbindungsmann zwischen den Männern in schwarz oder längst anderen Farben und dem VSA. „Vielen lässt sich über den ‚kleinen Dienstweg’ regeln. Mancher möchte mit seinem Anliegen auch gern anonym bleiben. Der Aufwand hält sich jedoch in Grenzen“, erläutert er auf bescheidene Art das Amt.

Das ehrenamtliche Engagement Dirk Honnef muss natürlich noch komplettiert werden. Früher war er Mitglied im Jugendausschuss des TFV und auch in der Sportjugend des Landessportbundes (LSB) Thüringen. Heute fungiert er als  2. Vorsitzender des TSV 1869 Sundhausen.

Dass Corona den Fußball lahm gelegt hat, kommt ihm, da ist er gleichfalls ehrlich, gar nicht so unrecht. Schließlich musste insbesondere in den letzten zwei Jahren viel Kraft und Energie in das eigene Untenehmen investieren. Aber so bleibt speziell an den Wochenenden mehr Zeit für die Familie, wobei sich die Honnefs gern mit den Fahrrädern oder als Wanderer in der Natur aufhalten.

Noch hat Dirk Honnef Lust und Freude daran, der 23. Mann auf dem Spielfeld zu sein. Er freut sich darauf, wenn es wieder losgeht. „Wer 30 Jahre Sport gemacht hat, der kann nicht einfach aufhören“, sagt er. Er dürfe ja noch eineinhalb Jahre pfeifen. Die Zeit werde er noch nutzen, um danach vielleicht hinterher ins Beobachtungswesen einzusteigen.

Aber erst einmal steht die „fußballerische Silberhochzeit“ im Fokus. Dafür und auch für den Weg zum privaten Jubiläum in 20 Jahren wünschen wir alles Gute!

Wird fortgesetzt

Hartmut Gerlach

 

Hartmut Gerlach