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Vorstand 25. 06. 2022

Glückwunsch an 70-jährigen Jürgen Muscat

An diesem Samstag (25.06.22) feiert das Mitglied des Schiedsrichterausschusses des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) und der Verantwortliche für Beobachtungen, Jürgen Muscat, seinen 70. Geburtstag. Dazu gratuliert der Vorstand des Verbandes recht herzlich.

Natürlich gehört zu einem persönlichen Jubiläum auch immer ein Porträt. Das ist für den TFV-Pressesprecher, der seit der Mitgliedschaft im Öffentlichkeitsausschuss vor 27 Jahren und seit dem Vorsitz im Jahre 2000 unzählige Sportfreunde vorgestellt hat und dies noch immer tut, im Falle Muscat recht einfach. Denn wir haben das „Geburtskind“ am 11.12.21 ausführlich in den Fokus gerückt. Gern wollen wir am runden Geburtstag von Jürgen Muscat daran erinnern:

Jürgen Muscat – talentloser Schiedsrichter, aber herausragender Funktionär

Bei vielen Gesprächen mit den Schiedsrichtern der Thüringenliga, die vor einem Jahr auf der Internetseite des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) als Porträts veröffentlicht wurden, bekam der Autor nicht selten zu hören, dass der Betreffende als Unparteiischer viel mehr erreicht habe, als wenn er aktiv gespielt hätte. Jürgen Muscat, Mitglied des Schiedsrichterausschusses des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) und Verantwortlicher für das Beobachterwesen, sagt Ähnliches: „Ich war eher ein talentloser Schiedsrichter, bin aber ein besserer Funktionär“, so die verblüffend ehrliche Aussage des heute 69-jährigen Stotternheimers.

Muscat war gerade einmal 16 Jahre, da legte er die Schiedsrichterprüfung ab. Mit Walter Handke war ein Mann dabei, der später als Verbandsschiedsrichterobmann (VSO) ein Stück Verbandshistorie schrieb. Jürgen Muscat kann sich auch noch an Adolf Prokop erinnern, der vor 53 Jahren beim Ausbildungslehrgang einen Vortrag hielt.

Erstaunlicherweise wurde der junge Mann damals über eine Anzeige in der Zeitung auf die Schiedsrichterausbildung aufmerksam. Er selbst spielte nicht aktiv und gehörte auch keinem Verein an, wollte aber gern im Sport etwas machen. „Es war für mich als Schiedsrichter in den ersten Jahren schwierig. Ich hatte ja selbst nie Fußball gespielt und es war nicht leicht, zum Beispiel Zweikämpfe zu beurteilen. Ich bin heute noch Walter Handke dankbar. Er hat mich immer wieder motiviert, bei der ‚Stange’ zu bleiben“, erinnert er sich an die Anfangszeit als Unparteiischer. Dennoch ging es, wenn auch etwas langsamer als bei manchem heute, in seiner Karriereleiter weiter. 1978 schaffte er den Sprung in die Bezirksklasse und sieben Jahre später den in die starke Bezirksliga Erfurt. Damals pfiff auch ein gewisser Stefan Weber, heute Lehrwart und amtierende VSO, in dieser Leistungsklasse. Auch wenn Muscat selbst sagt, dass er zu jener Zeit wohl das Ende der Fahnenstange erreicht habe, leitete er nach der Wende noch neun Jahre lang Partien in der Landesliga Thüringens. Nach einem weiteren Jahr im Westthüringer Fußballbezirk (WTFB) legte er die Trillerpfeife dann endgültig zur Seite.

Doch da war er schon längst im Ehrenamt tätig. 1982 holte ihn Handke in den Bezirksschiedsrichterausschuss (BSA) Erfurt, wo er zunächst als Schriftführer fungierte. Später wurde er Ansetzer für die damalige Bezirksliga,

2000 begann dann schon die Laufbahn als Beobachter im Fußballbezirk und im Land. Seit 2009 ist er in dieser Funktion auch im Nordostdeutschen Fußballbezirk (NOFV) in Leipzig, Halle oder Chemnitz unterwegs. Beurteilte er drei Jahre lang die Leistungen der Unparteiischen in der Frauen Regionalliga, ist er seit 2012 Beobachter in der Oberliga. Aufgrund der Altersbegrenzung im Regionalverband ist, weil er am 25. Juni 2022 70 Jahre wird, auf dieser Ebene dann Schluss. Für ihn ist jetzt schon klar, dass er gern als Beobachter im Land weitermachen würde. Wobei es noch ein Fragezeichen gibt, ob er mit dem vorgesehenen neuen Beobachterbogen „leben“ kann. Der solle wohl, so Muscat, effizienter sein und man müsse dann mehr mit Häkchen arbeiten. „Aber das ist nicht so mein Ding. Ich möchte dem Schiedsrichter vielmehr etwas mitgeben und werde dies auf jeden Fall bis zum Ende der Wahlperiode tun“, blickt Jürgen Muscat voraus.

Dem Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA) gehört er seit 2001 an. In dem Jahr übernahm Walter Handke auch den Vorsitz des Schiedsrichterausschusses im TFV und Muscat wurde Ausschussvorsitzender des WTFB. In dieser Eigenschaft kam er von Amts wegen als Mitglied in den Verbandsschiedsrichterausschuss. Voller Stolz verkündet unser Gesprächspartner, dass er nach Joachim Zeng mittlerweile der Dienstälteste in diesem Landesgremium ist.

Nach der Strukturreform im TFV setzte er von 2012 bis 2016 die Referees für Spiele in der Landesklasse, im Nachwuchs und bei den Frauen an. Von Eckhard Escher übernahm Jürgen Muscat dann das Amt des Beobachterchefs im Verband.

Dabei ist die Aufgabe eines Beobachters sehr zeitintensiv. Meist ist er eine Stunde vor Spielbeginn vor Ort. Wenn die Mannschaften ihre Formalitäten erledigt haben, wird die Partie ausgewertet. Und dann folgt, quasi als „Hausaufgabe“, die Eintragung in den Beobachterbogen. Dafür würden schon mal zwei bis drei Stunden benötigt, erzählt uns Muscat.

Da dies alles mit, vor allem in der Oberliga, nicht gerade kurzen Wegstrecken verbunden ist und in der Regel auch noch eine weitere Beobachtung am Wochenende im Land ansteht, benötigt man schon ein gutes „Hinterland“, um diese Ehrenamt zu begleiten.

Jürgen Muscat, Vater von drei Kindern und fünffacher Opa, hat das mit seiner Frau. Sie unterstützt ihn und er selbst sagt: „Die Zeitfrage spielt für mich keine Rolle, wenn man etwas mit Spaß und Freude macht.“

Gern wollte der Verbandssprecher wissen, wie er die Auswertungsgespräche führt und wie die Reaktionen der Schiedsrichter sind. Muscat erläutert: „In der Oberliga habe ich kaum Probleme. Die meisten sind bereit, die Dinge so anzunehmen, wobei ich nicht der Mann bin, der sich in Kleinigkeiten verliert. Das Niveau der Unparteiischen in der Oberliga ist jedoch im Allgemeinen recht hoch. Ich bemühe mich, auch in den Gesprächen nach Spielende mit den Schiedsrichtern des Landes, Brücken zu bauen, zum Nachdenken anzuregen und kein Oberlehrer zu sein. Ich betrachte meine Aufgabe eher als helfend und motivierend.“

Natürlich besteht das Leben des früheren Diplomökonomen und heutigen Rentners nicht nur aus Fußball. Unter der Woche hat vor allem der Garten am schicken Haus Priorität. Er sei mehr der Typ für die Blumen, während sich seine Ehefrau um das Gemüse kümmert. „Wir gehen aber auch gern Wandern, Schwimmen oder fahren mit dem Rad“, nennt er weitere Freizeitbeschäftigungen.

Stolz ist er darauf, dass ihn seine Schiedsrichterkollegen im Ausschuss oder in der Beobachtergruppe, die in zum Teil deutlich höheren Spielklassen gepfiffen haben, anerkennen und er Gehör findet. „Wenn ich mit ehemaligen Spitzenschiedsrichtern wie Günter Supp oder Karl-Heinz Gläser auf Augenhöhe sprechen kann, ist das für mich schon etwas Besonderes.“

Und stolz ist er auch darauf, dass zahlreiche Unparteiische, die heute höherklassige Spiele leiten, quasi durch seine Hände gegangen sind, als er zehn Jahre Schiedsrichterobmann des WTFB war. Muscat zählt als Beispiel die Namen von Steven Greif, Marcel Unger, Oliver Lossius, Marko Wartmann, Eugen Ostrin oder Chris Rauschenberg auf. Und auch die damalige Besetzung des Westthüringer Schiedsrichterausschusses mit Udo Penßler-Beyer (Lehrwart), Stefan Weber, Tino Wenkel, Sven Eichler oder Karten Krause sei ein Gremium allerhöchster Qualität gewesen.

Wenn man sich die Verdienste von Jürgen Muscat in fast 40 Jahren Funktionstätigkeit anschaut, dann kann man nur froh sein, dass er sich dem Ehrenamt verschrieben hat. Und dafür konnte er trotz allem auf die Erfahrungen als Schiedsrichter, selbst wenn er nicht ganz oben gepfiffen hat, zurückgreifen … .

Hartmut Gerlach

Fotos:

01 Verabschiedung von Walter Handke am 20.08.15

Aufnahme in den "DFB-Club 100" am 03.05.15

Bei einem Lehrgang 20921