Verband 27. 01. 2023

DFB lobt Bedingungen und hervorragende Ausbildung der Fußballerinnen am Elitestandort Thüringen I

Im Interview: Christian Kucharz, Leistungssportkoordinator und Sachgebietsleiter Sport im TFV

Vor wenigen Tagen, konkret am 10. Januar, trafen sich die Partner des Nachwuchsleistungssports und unterschrieben die „Regionale Zielvereinbarung Fußball weiblich (Thüringen)“. Wir sprachen darüber mit Christian Kucharz, Leistungssportkoordinator und Sachgebietsleiter Sport im Thüringer Fußball-Verband (TFV). Das Interview mit ihm veröffentlichen wir in drei Folgen:

Heute (I): Worum geht es bei der „Regionalen Zielvereinbarung“?

HG: Christian, am 10.01.2023 fand in Erfurt das „Regionale Zielvereinbarungsgespräch für den Mädchen- und Frauenfußball in Thüringen“ statt.  Nimm uns doch mal kurz mit: Worum geht es und was genau beinhaltet die Regionale Zielvereinbarung?

CK: „Die regionale Zielvereinbarung ist das einzig verbindliche Steuerungsinstrument des Leistungssports auf regionaler Ebene. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklungen von Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainern sowie deren Unterstützungssystem vom Nachwuchsleistungssport bis zum Spitzensport. Final kommt es dann zwischen allen beteiligten Akteuren zu gemeinsamen Festlegungen und Zielformulierungen bezüglich der Gestaltung der Rahmenbedingungen am Standort. Spannend: Lediglich in sieben Bundesländern wird der Mädchen- und Frauenfußball aufgrund der Rahmenbedingungen und vorbildlichen Talententwicklung vom DOSB und DFB als Schwerpunktsportart anerkannt. Thüringen mit seinem Standort in Jena zählt dazu“.

HG: Das klingt interessant. Du hast die beteiligten Akteure angesprochen. Welche Partner des Leistungssports waren und sind an der Regionalen Zielvereinbarung in Thüringen beteiligt?

CK: „Das ist zuvorderst der Spitzenfachverband, in unserem Fall der DFB. Er lädt ein und koordiniert den Prozess. Darüber hinaus sind der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Olympiastützpunkt Thüringen, der Landessportbund (LSB) Thüringen, der Thüringer Fußball-Verband, das Sportgymnasium Jena, die Stadt Jena und der FC Carl Zeiss Jena vertreten.“

HG: Ein wahrlich sehr prominentes Teilnehmerfeld. Zu welchen Themen habt ihr konkrete Zielvereinbarungen getroffen?

CK: „Da hast du Recht. Es ist wirklich spannend über einen so langen Zeitraum mit all diesen wichtigen Partnern und Experten über die Entwicklung sowie die Rahmenbedingungen des Nachwuchsleistungssports zu reden und deren Erfahrung zu nutzen. Im Speziellen haben wir konkrete Zielformulierungen im Bereich des Verbundsystems, der Personalentwicklung, der Kaderstruktur und Athletenentwicklung, der Talentfindung, -sichtung- und -förderung, der dualen Karriere, der Stützpunktstrukturen, der Trainings- und Wettkampfsteuerung sowie der OSP Betreuung und der Trainingsstätten vorgenommen.“

HG: Wenn du über einen „langen Zeitraum“ sprichst: In welchen zeitlichen Dimensionen bewegt sich die Regionale Zielvereinbarung?

CK: „Solche Zielvereinbarungen werden immer für einen Olympiazyklus, also vier Jahre, unterschrieben. Allerdings liegt dann  dieses unterschriebene Konzept nicht vier Jahre in der Schublade. Im Gegenteil: Jährlich treffen wir uns in einer kleineren Runde mit dem DFB, OSP und LSB, um über den aktuellen Stand, Teilzielerreichungen und kommende Meilensteine zu reden. Dadurch ist dieser Prozess wahnsinnig dynamisch und die Regionale Zielvereinbarung stellt somit einen kontinuierlichen und ständig zu überprüfenden Handlungsauftrag in unserer täglichen Arbeit mit den Thüringer Talenten und im Verbundsystem dar.“

HG: Christian, du hast jetzt mehrfach das „Verbundsystem“ angesprochen. Kannst du kurz erläutern was sich dahinter verbirgt?

CK: „Das Verbundsystem, hier am konkreten Beispiel des Leistungssports im Mädchen- und Frauenfußballs in Thüringen, setzt sich aus dem Verband, also dem TFV, der Schule, dem Sportgymnasium Jena und dem Verein, dem FC Carl Zeiss Jena, zusammen. Nur wenn alle Partner konzeptionell zusammenarbeiten, ist eine optimale Förderung der tollen Talente möglich. Daher geht die öffentliche Wahrnehmung und mitunter oft geführte Diskussion über DEN Verband oder DAS Sportgymnasium oder DEN Verein am eigentlichen Inhalt der nachhaltigen Talentförderung vorbei.“

HG: Gibt es diese Verbundsysteme in jedem Bundesland oder gar in jedem Landesverband?

CK:“ Ja, das Modell aus der Zusammenarbeit von Verband, Schule und Verein wird deutschlandweit gelebt; allerdings in verschiedenen Ausprägungen und in sehr unterschiedlicher Qualität. Alle diese Nuancen jetzt darzustellen, würde sicherlich den Rahmen unseres Interviews sprengen.“

Das Interview wird am Samstag mit Teil II veröffentlicht. Dann geht es unter anderem um den Auftrag für den TFV, der sich aus der „Regionalen Zielvereinbarung“ ergibt.

Hartmut Gerlach