Futsal-Auswahl 11. 01. 2019

Im Gespräch: Futsal-Landesauswahltrainer Claudio Mußler

Claudio Mußler, im Thüringer Fußball-Verband (TFV) neben anderen Aufgaben der Verantwortliche für die Futsal-Landesauswahl, ist auch noch vier Tage nach dem DFB-Futsal-Sichtungsturnier die Enttäuschung über das Abschneiden und  die Begleitumstände beim dreitägigen Turnier (04. - 06.01.19) deutlich anzumerken (wir haben ausführlich und zeitnah berichtet).

In Duisburg-Wedau sei alles Negative zusammengekommen, sagt er. Schon die Formierung einer schlagkräftigen Mannschaft stellte ein großes Hindernis dar. „Ich habe mehr als 15 Anrufe geführt, aber es gab einfach zu viele Absagen, auch aus Verletzungsgründen. So hatten wir letztlich nur acht Spieler, wobei elf notwendig wären, um wenigsten zwei Blöcke zu bilden“, erklärt Mußler die Situation vor der Abreise. Im Turnier selbst hätten persönliche Strafen, darunter auch eine Rote Karte, sowie die schwere Verletzung von Patrik Hook zu weiteren Problemen geführt. „Aber wenn wir unsere vielen Chancen genutzt hätten, wäre mehr möglich gewesen. Doch wir haben viel zu oft vor dem gegnerischen Tor die falschen Entscheidungen getroffen“, fügt die TFV-Coach hinzu.

Aber es gibt natürlich noch mehr Ursachen für den deutlichen Rückstand in Sachen Futsal zu anderen Landesverbänden. Mannschaften wie die aus Sachsen, Hamburg, dem Mittel- und Niederrhein, Westfalen oder Berlin seien mit „reinen“ Futsal-Spielern angetreten, die oft das ganze Jahr über trainierten. Die Thüringer hingegen hätten sich vor der Abfahrt zur DFB-Sichtung gerade mal zu einer Trainingseinheit in Bad Blankenburg getroffen. Er habe dabei Spieler, ohne sie zuvor gesehen zu haben, auf Empfehlung der jeweiligen Trainer mitgenommen. Auch auf den Hinweis, dass es doch eine, wenn auch kleine Futsal-Liga in Thüringen gebe, hat unser Gesprächspartner eine Antwort. „Viele, die dort spielen, haben keinen deutschen Pass. In Duisburg ging es um eine Sichtung für die deutsche Futsal-Nationalmannschaft.“ Wobei sicher auch die Frage der Qualität eine Rolle spielt.

Um sich künftig im NOFV oder DFB besser darzustellen, hat Claudio Mußler einige Ideen. So wünscht er es sich eine regelmäßige Sichtung geeigneter Spieler und alle zwei, drei Monate Lehrgänge. „Dabei will ich jedoch keine Fußballer abwerben“, betont er, wobei er schon auf eine bessere Unterstützung der Vereine und vor allem der Trainer, die sich noch mehr mit Futsal beschäftigten müssten, hofft. „Futsal ist eine Trainingsergänzung, keine Konkurrenz zum Fußball“, so der TFV-Trainer. Denn Futsal sei von der Physis, der Technik und den Bewegungsabläufen anders als Hallenfußball. Und diese Komponenten müssten einfach trainiert werden, erläutert Mußler.

Eine weitere Überlegung von ihm ist, Futsal als Sportart in den Sportschulen zu integrieren. Dazu ist in den kommenden Wochen auch ein Event in Jena geplant. Das Nachwuchsleistungszentrum des FC Carl Zeiss unterstützt Futsal gut, Reserven gebe es aber noch beim FC Rot-Weiß Erfurt.

Unbestritten ist, dass man sowohl in den Spielausschüssen der Kreis-Fußballauschüsse (KFA) und des Thüringer Fußball-Verbandes sowie im Verbandsschiedsrichterausschuss viel tut, um die Vorgaben des DFB-Masterplans zum Futsal umzusetzen. Da verwundert es den Verfasser schon - dieser Gedanke ist, das soll ausdrücklich betont werden, ein rein persönlicher - dass zum Bespiel DFB-Präsident Grindel, flankiert von den Präsidenten des Norddeutschen und des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, unlängst Gast beim 21. Masters in Kiel, wo mehr als 8.000 Zuschauer waren. Das sei eine tolle Werbung für die die Flesn-Oberliga, aber auch die Regionalliga, sagte Grindel und erklärt in einem Interview auf den Hinweis, dass der DFB ja eigentlich möchte, dass die Turniere nach Futsal-Regeln gespielt werden, beim Masters aber der normale Hallenfußball attraktiv sei, dass dieses Turnier eine Traditionsveranstaltung sei, wogegen es nicht zu sagen gebe. Solche Turniere werde es immer geben, weil sie die Zuschauer ansprächen und sie somit ihre Berechtigung hätten ….

Hartmut Gerlach