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Als Corona keinen Fußball zuließ, haben wir im Zeitraum vom 09.12.20 bis zum 17.02.21 24 Schiedsrichter der Landesliste des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) vorgestellt. Nun wollen wir uns den höherklassig pfeifenden Unparteiischen zuwenden und versuchen, jeden, der es wünscht, bis zum Saisonende zu porträtieren:
Heute: Christopher Jänike (IX)
Als Christopher Jänike wegen Reklamierens 2011 als aktiver Fußballer bei der SpVgg. 1954 Rot-Weiß Graitschen mit einer Ampelkarte vom Platz flog, kam es hinterher zum Gespräch mit dem damaligen Unparteiischen Herbert Gramuschke. Der kann, mittlerweile 83, bis 2014 auf eine fünfzigjährige Laufbahn als Unparteiischer zurückblicken und gehört sicher zu den Urgesteinen in Ostthüringen. Gramuschke sagte zu Jänike: „Du kannst es ja besser machen. Im April läuft ein Schiedsrichter-Ausbildungslehrgang.“
Und schon war der damals 22-Jährige dazu angemeldet. Bei Burkhard Pleßke, Verbandsschiedsrichter-Obmann, und Bernd Bock, ebenfalls heute noch ein sehr aktiver Funktionär im Thüringer Fußball-Verband (TFV), war der Neuling in Stadtroda in besten Händen.
Der Aufstieg bis in die höchste Spielklasse des TFV dauerte gerade einmal sechs Jahre. Er wollte das Pfeifen eigentlich zunächst so „nebenbei“ machen, aber hatte durchaus das Ziel, mehr erreichen zu wollen, als dies als Fußballer vielleicht möglich sein würde, erinnert er sich. Nach drei Jahren im Kreis und weiteren drei in der Landesklasse wurde er bereits in die Thüringenliga eingestuft. Mittlerweile gehört Christopher bereits im vierten Jahr zu den Oberligareferees. In Vorbereitung des Gesprächs mit dem Verbandspressesprecher hat er auch einmal seine Spiele inklusive Assistenzen, Beobachtungen und Lehrgängen gezählt. Als gerade einmal 34-Jähriger kommt da immerhin schon eine Zahl jenseits der 830 heraus.
Natürlich sei die Regionalliga ein Ziel. Schließlich brauche man ja auch eine Motivation, gibt er zu Protokoll. Aber wie andere Porträtierte bereits gesagt hätten, müsse man Realist sein. Die Chance, noch eine Klasse höher pfeifen zu können, hält Christopher Jänike tendenziell für gering. „Aber wenn es passiert, würde ich nicht nein sagen“, betont er.
Interessant, dass es nicht eine Begegnung gibt, nach der er das berühmt-berüchtigte „Handtuch werfen“ wollte. „Das Ehrenamt macht mir Spaß, sonst würde ich es nicht betreiben“, sagt der Abteilungsleiter in der kaufmännischen Verwaltung eines IT-Unternehmens.
Immer wieder konnte sich Christopher Jänike auch auf Leute stützen, die ihm geholfen oder auch mal ehrlich ihre Meinung zu einer Spielleitung gesagt haben. Er nennt Burkhard Pleßke, der ihn von der Ausbildung bis heute begleitet und mit dem er auch in der Funktionärszeit von Jänike im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Jena-Saale-Orla als stellvertretender Obmann und Lehrwart sehr offen reden konnte. Dankbar ist er darüber hinaus dem sehr kommunikativen Karsten Raue, mit dem er die ersten Erfahrungen als Oberligaassistent machte und der auch gewusst habe, wie man mit Spielern umgeht, so Jänike. „Ich hingegen habe in meiner Anfangszeit streng nach dem Regelwerk gepfiffen und war sehr konsequent mit Karten“, nennt er einen wesentlichen Unterschied zu Raue. Zu den Unterstützern zählt Christopher ebenfalls Thomas Ganz (heute nicht mehr als SR aktiv), Stammassistent in der Landesklasse und Thüringenliga, und Bruno Scharnowski (Landesklasse-SR), mit dem er die halbe Saison zusammen sei. „Durch diese drei hat sich auch meine Art zu pfeifen, stark verändert.“
Das ist der richtige Zeitpunkt für die Frage nach den Stärken des Christopher Jänike. Er antwortet so: „Seit meinem 5. Lebensjahr habe ich Fußball gespielt und damit ein gewisses Grundverständnis für das Spiel entwickelt. Ich bin eher der kommunikative Schiedsrichter, der aber auch weiß, wann er einschreiten muss, um bestimmte Karten zu verhindern. Wenn man eine Partie liest, kann man sie auch lenken. Ich versuche immer wieder, mich sehr im Hintergrund zu halten und das Spiel laufen zu lassen. Dabei kommuniziere ich natürlich per Headset mit den Assistenten. Auch mit der Fitness habe ich keinerlei Probleme.“
Im Kreis ist er zwar im Gegensatz zu früher nicht in einer Funktion tätig, aber er hilft, wo er kann und gebraucht wird. Christopher pfeift noch Spiele in der Region, in dieser Saison sind es bereits sieben. Und er fördert das eine oder andere junge Talent. Gegenwärtig widmet er seine Aufmerksamkeit einem 15-Jährigen, bei dem er an der Lien steht oder den er beobachtet.
Natürlich sind wie bei allen höherklassigen Schiedsrichtern der ehrenamtliche Aufwand und meist auch der berufliche sehr hoch. Da macht Christopher Jänike keine Ausnahme. Aber er sagt auch: „Wenn es einem zuviel wird, sollte man aufhören. Ich habe nach wie vor mit dem Team, mit dem ich unterwegs bin, viel Freude.“
In seiner knapp bemessenen Freizeit ist die eineinhalbjährige Tochter ein wichtiger Mittelpunkt. Viel Kraft investiert er auch in einen Hausbau. Immer mal wieder sieht man ihn mit dem Rad, beim Laufen oder beim Besuch im Fitness-Studio.
Dass ihn einmal eine Gelb-Rote Karte auf den erfolgreichen Weg eines Schiedsrichters bringen würde, hat er vor zwölf Jahren sicher nicht gedacht … .
Hartmut Gerlach
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