21. 04. 2019

Nachbetrachtung zum Halbfinale am Ostersamstag: Der SV Blau-Weiß Büßleben 04 wurde belohnt

Der SV Blau-Weiß Büßleben 04 wurde im Halbfinale des Köstritzer Pokals belohnt. Nein, leider, aus der Sicht der Gastgeber, nicht für das Erreichen des Pokalendspiels am 25. Mai, dem „Tag der Amateure“. Das wäre für das große Vereinsteam um Andreas Kiermeier, den Vereinschef der „Vorort-Erfurter“, natürlich die Vorzugsvariante gewesen. Den Traum vom Finale durfte der derzeitige Vierte der 11teamsports Landesklasse, Staffel 2, eine knappe Stunde träumen. Dann kippte der Favorit, der FSV 1996 Preußen Bad Langensalza, momentan 14. der Thüringenliga, die Partie und traf nach dem Ausgleich noch drei Mal.

Dass es manchmal Wichtigeres gibt als Fußball, zeigten die beiden Teams vor dem Anstoß mit einer Gedenkminute für den kleinen Max, der im Wohnort von SV-Kapitän Thomas Richter mit nur zwei Jahren an Leukämie gestorben ist und für den einige Thüringer Vereine Geld gesammelt hatten. Aber die Halbfinalisten und die Besucher gedachten auch den Opfern des schlimmen Busunfalls auf Madeira.

Der Ärger über das nicht unerwartete Ausscheiden aus dem Köstritzer Thüringen Pokal hielt sich beim Gastgeber in Grenzen. Vielmehr schien die Freude darüber, ein richtiges Fußballfest organisiert zu haben, zu überwiegen. Das wollten exakt 1.017 Zuschauer erleben. Wer zu spät kam, dem blieb oft nur die zweite oder dritte Reihe auf dem Sportplatz in Büßleben. Ob es schon jemals so viele Besucher bei einem Heimspiel der Blau-Weißen gab, ist uns nicht bekannt. Vielleicht hat Andreas Kästner, unser Chefstatistiker aus Sömmerda, eine Lösung …?

So sah man Andreas Kiermeier, den Vereinsvorsitzenden, schon vor dem Anpfiff die Zufriedenheit an. Der gelernte Bauingenieur und Niederlassungsleiter der GOLDBECK GmbH steht seit Januar 2018 an der Spitze des SV Blau-Weiß 04. Zuvor wirkte er bereits vier Jahre im Verwaltungsrat. Fast unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei wie bei allen anderen Vorstands- und Verwaltungsratsmitgliedern natürlich um Ehrenämter handelt. Da trifft der DFB-Spruch von den „Amateuren, die echte Profis sind“ bei aller kritischen Distanz gegenüber solchen oftmals plakativen Losungen zu.

Kiermeier ist stolz auf seinen Verein mit rund 240 Mitgliedern, darunter mehr als 100 Kindern und Jugendlichen. Seit fast  vier Jahren kann vor allem der Nachwuchs auf einem Kunstrasen, für dessen Bau der Verein einige Gelder locker gemacht hatte, trainieren und spielen.

Im Sportverein existieren auch noch die Abteilungen Kegeln und Turnen sowie ein Freizeitteam. Als bekannt wurde, dass eines der beiden Halbfinals in Büßleben stattfindet, gab es schon einen Arbeitseinsatz von rund 30 Mitgliedern, um das Gelände herauszuputzen. Am Spieltag selbst waren über 40 Frauen und Männer im Einsatz, um die Partie als Ordner, im Versorgungsbereich und der Organisation abzusichern. Und der SV Blau-Weiß bot sogar einen kostenlosen Busshuttle vom Hauptbahnhof nach Büßleben und zurück an.

Dass es ein Spiel ohne Vorkommnisse war, freute sowohl die drei anwesenden Mitglieder der Arbeitsgruppe (AG) „Sicherheit und Fair Play“ des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) als auch Verbandsspielobmann und Pokalstaffelleiter Sven Wenzel sowie Geschäftsführer Thomas Münzberg. Interessierter Zuschauer war mit Albert Krebs ein Mann, der für den FC Rot-Weiß Erfurt 129 Oberligaspiele bestritten hat und der auch einmal in der Nationalmannschaft zum Einsatz kam. Der 67-Jährige, der zuletzt beim Landessportbund (LSB) Thüringen arbeitete, zog einem Besuch in Büßleben dem Regionalligaspiel von RWE im Steigwaldstadion, das zeitgleich stattfand, vor.

Zum Fußballfest in 99098 Erfurt -  im Ortsteil wohnen ca. 1.200 Bürger - trugen aber auch die Anhänger vom FSV 1996 Preußen bei, die den Fokus auf die Anfeuerung ihrer Mannschaft und nicht auf die Verunglimpfung des Gegners oder anderer, nicht am Spiel beteiligter Mannschaften, legten. Übrigens galt der erste Weg von Bad Langensalzas Trainer Gabor Uslar noch vor dem Gang zu seinen ausgelassen feiernden Schützlingen seinem Kollegen Mario Wisocki. Der brachte die Pokalbegegnung, über die auch der MDR ausführlich berichtete, wohl auf den Punkt: „Büßleben ist jetzt in ganz Thüringen und vielleicht sogar über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden.“

Hartmut Gerlach