Landespokal Frauen 01. 06. 2023

Noch zwei Tage bis zum Pokalfinale der Frauen (III)

Am 2. Juni 2023 wird  auf dem Johannesplatz in der Friedrich-Engels-Straße 50A in Erfurt das diesjährige Endspiel um den Thüringen Pokal der Frauen ausgetragen. Ab 18.15 Uhr treffen die beiden Regionalligisten 1. FFV Erfurt und FC Carl Zeiss Jena II (U21) aufeinander.

So wie bei den Männern veröffentlichen wir seit Dienstag (30.05.23) eine tägliche Vorschau auf das Endspiel

Pokalfinale in zwei Tagen: die Trainer im Interview (III)

Gino Heinze (1. FFV Erfurt)

Wir nutzten die Möglichkeit, unmittelbar vor dem Landespokalfinale der Frauen mit Gino Heinze, dem Trainer des 1. FFV Erfurt, ein kurzes Interview zu führen. Er beantwortete unsere vier Fragen so:

Wie lautet Ihr Fazit zur Saison 2022/23 in der Regionalliga? Wo sehen Sie Positives, welche Reserven gibt es?

Wir sind mit der Saison zufrieden, war es doch unser Ziel, so rasch wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wir haben, nicht wie in den letzen beiden Jahren, Rang 7, sondern den 8. Platz unter 14 Mannschaften belegt und hätten vielleicht noch besser abschneiden können, wenn wir nicht so viele Verletzte und Kranke gehabt hätten. Es gab vom 1. bis zum letzten Spieltag nicht eine Partie, in der wir die schlagkräftigste Mannschaft aufbieten konnten. Es haben immer wichtige Spielerinnen gefehlt. So ist es schwer einzuschätzen. was unser Maximum gewesen wäre.

Ein Problem bei uns waren die vielen Gegentore. Wären die nicht gewesen, hätten wir sicher acht bis zehn Punkte mehr eingefahren und vielleicht die Plätze 4 oder 5 belegt. Die Tore bekamen wir oft nicht über die gesamte Spieldauer, sondern meist in kurzen Abständen. Gegenwärtig sind wir dabei, aufzuarbeiten, wo dafür die Ursachen liegen.“

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Pokalendspiel?

„Mit Christian Kucharz, der bisher Trainer der 2. Mannschaft war, habe ich schon einige ‚Schlachten geschlagen’. Nun gibt es einen neuen Trainer. Bei mir ist die Vorfreude auf das Spiel vor hoffentlich vielen Zuschauern und zwei Mannschaften, die zeigen, dass sie Fußball spielen wollen, sehr groß. Wenn man nur die ‚stumpfen Zahlen’ sieht, dann sind wir krasser Außenseiter. Aber klar ist, wer in einem Finale ist, will das gewinnen. Wir wollen den Bock umstoßen und nach zehn Jahren endlich mal Jena besiegen.“

Wie ist der Mädchen – und Frauenfußball in Thüringen aus Ihrer Sicht aufgestellt?

„In bin seit 13 Jahren dabei. Der Frauenfußball war vor einem Jahr komplett am Boden, aber nun es wird besser. Dass Mannschaften weggebrochen sind, lag nicht am Verband, sondern es steht und fällt immer mit den Beteiligten. Ich hoffe, dass gerade im Nachwuchs der Schwung der WM mitgenommen wird und viele Mädels im Frauenbereich ankommen.

Die Frage für mich ist, ob der Weg der Zentralisierung, den wir in Thüringen seit 20 Jahren eingeschlagen haben, der richtige ist. Ich glaube nicht, dass es gut ist, Talente schon früh aus den Vereinen herauszunehmen. Dann lässt auch die Lust der Vereine nach, Spielerinnen zu entwickeln. Da ist jedoch sicher nicht die Hauptgrund, denn wir haben sowohl mit der Vorsitzenden des Frauen – und Mädchenausschusses, Anja Kirchner, und auch mit dem Geschäftsführer des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), Thomas Münzberg, richtig gute Leute an der Spitze. Der TFV sucht z. B. in einer Arbeitsgruppe nach Lösungen. Das trifft auch auf mich zu, auch wenn man mich als kritischen Zeitgenossen kennt. Der Verband ist auf einem guten Weg, entwickelt gemeinsam mit den Vereinsvertretern Konzepte und ich hoffe in den nächsten fünf bis sieben Jahren auf steigende Mannschaftszahlen. Wir hatten beim 1. FFV Erfurt allein im Sommer 35 Neuanmeldungen. Es würde den Frauenfußball attraktiver machen, wenn wir einen zweiten Standort hätten.“

Bitte stellen Sie sich abschließend noch kurz vor

„Ich bin 31 Jahre und gelernter Bürokaufmann. Jetzt arbeite ich bei der Treuenburg GmbH, der auch Hauptsponsor des 1. FFV ist, als Office Manager Büroleitung. In Erfurt wohne ich seit elf Jahren, wobei ich in Mühlhausen geboren bin. Hier habe ich, nachdem ich zunächst beim SC 1918 Großengottern Fußball gespielt habe. ab den B-Junioren beim FC Union und auch einige Zeit bei den Männern gespielt. Als Trainer habe ich die B-Lizenz. Mein Ziel und das des Vereins ist die 2. Liga.“

Christopher Heck (FC Carl Zeiss Jena II (U21)

Wir sprachen unmittelbar vor dem Landespokalfinale der Frauen natürlich auch mit Christopher Heck, dem Trainer des FC Carl Zeiss Jena II (U21):

Wie lautet Ihr Fazit zur Saison 2022/23 in der Regionalliga? Wo sehen Sie Positives, welche Reserven gibt es?

„Mein Ziel war, nach der Übernahme der Mannschaft, den 6. Platz zu halten. Das haben wir auch geschafft. Ich hätte gern 40 Punkte erreicht. Aber die 38 sind auch in Ordnung, wenn man sieht, wie viele Verletzte wir grundsätzlich im Verein hatten und haben. Man muss unbedingt prüfen, woran es gelegen hat, dass es bei uns so viele Knieverletzungen gab. Natürlich stand die 1. Mannschaft im Vordergrund und deshalb haben wir alle Kraft dort hinein gesteckt. Aber die, die bei uns in der Regionalliga gespielt haben, haben das sehr gut gemacht und vollen Einsatz gezeigt. Dankbar bin ich auf Spielerinnen der U17 und der Dritten, die uns schon seit Wochen helfen. Es gab in der Regionalliga drei Mannschaften, die auf einem anderem Level gespielt haben. Das waren Viktoria und Union Berlin sowie Türkiyemspor.“

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Pokalendspiel?

„Für mich ist wichtig, dass wir ein schönes und spannendes Pokalfinale erleben können, bei dem wir das glücklichere Händchen haben und am Ende den Pokal hochhalten. Ganz wichtig ist auch, dass viele Zuschauer kommen und das Spiel zum Aushängeschild für den Frauenfußball in Thüringen wird. Wir wollen unser Bestes abrufen und zeigen, dass hier die zwei besten Thüringer Mannschaften spielen. Aber wir haben einen dezimierten Kader, weil sich Spielerinnen, die oben ausgeholfen haben, verletzt haben. Ich bin selbst gespannt, welche Mannschaft ich nach Erfurt mitnehmen kann. Zum Glück sind wir schon für den DFB-Pokal qualifiziert. Ich denke, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen. Möge der Bessere gewinnen.“

Wie ist der Mädchen – und Frauenfußball in Thüringen aus Ihrer Sicht aufgestellt?

„Für mich ist es schwierig, das einzuschätzen,  da ich vor allem den FFC Frankfurt, bei dem ich zuvor acht Jahre gearbeitet haben, kenne. Es ist nicht leicht, in so ein kleines Bundesland mit einem kleinen Einzugsgebiet Top-Talente zu bekommen. Wir müssen schauen, dass der Frauenfußball in Thüringen noch attraktiver wird. Das Fußballspielen der Mädchen muss noch besser ermöglicht werden, vor allem in Jungsmannschaften zu spielen. Da könnte man mit Kontakten zu den Schulen bei uns mehr erreichen, Ich glaube, als der USV Jena in der 1. Bundesliga war, haben hier auch viele Spielerinnen aus dem Umkreis von Thüringen hier gespielt.

Wohin die Entwicklung geht, ist schwer zu sagen. Wir kommen aus der Coronazeit. In der Bundesliga kommen zu Spielen schon mal 25.000 bis 30.000 Zuschauer. Wir haben zwar in Jena eine gute Fanszene, was die 1. Mannschaft anbelangt, aber am Ende sind es beim Frauenfußball doch nur 150 Besucher. In Frankfurt, wo ich herkomme, gehen die Anhänger der Eintracht auch zu den Frauen.

Bitte stellen Sie sich abschließend noch kurz vor.

„Ich bin in Flörsheim am Main, also in Südhessen, geboren und jetzt 49 Jahre alt. Ich war als Amateurfußballspieler sowie als Jugendtrainer in Darmstadt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg aktiv. Nach dem Schulabschluss 1993 habe ich eine Ausbildung im Spielwaren-Einzelhandel begonnen und sie als Handelsfachwirt abgeschlossen. Anschließend war ich Berater in der Privatwirtschaft und Sportlehrer in der Stadtteilschule Darmstadt-Arheilgen

Seit 2011 hatte ich verschiedene Funktionen beim 1. FFC Frankfurt inne. Danach coachte ich die Frauen des FSV Wetzlar in der 2. Bundesliga. 2019/20 war ich als Head-Coach beim FF USV Jena in der Frauen-Bundesliga tätig.

Zur Saison 2021/22 wurde ich Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des FC Carl Zeiss Jena und bin zusätzlich in der Trainerausbildung tätig. Seit 2017 bin ich zudem External Region Manager Generation adidas.

Wird fortgesetzt

Hartmut Gerlach