Schiedsrichter 06. 01. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (12)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „mittleren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 29 und 34 Jahren alt.

Heute (12): Max Storch – aus Ärger Schiedsrichter geworden

Die Geschichte, wie Max Storch zum Schiedsrichterwesen gekommen ist, trägt kuriose Züge und hört sich so an: Bei einem B-Junioren-Spiel seines FSV Floh-Seligenthal pfiff mal wieder der Unparteiische, der bei Partien des FSV oft angesetzt wurde. Der habe, immer wenn man im Spiel irgendwas gesagt habe, sofort die Gelbe Karte gegeben, erinnert sich Storch, damals aktiver Kicker. Als er wieder einmal in einen Disput mit dem Referee geriet, sagte dieser: „Wenn du es besser kannst, dann werde doch selbst Schiedsrichter.“ Max Storch hat sich so darüber geärgert, dass er bei einem Dorffest mit Felix Anger, einem ehemaligen Regionalliga-Schiedsrichter, gesprochen hat. Der sagte ihm fast dasselbe und bot an, ihn zu einem Ausbildungslehrgang zu begleiten. Und so kam es auch. Max Storch nahm teil, schaffte die Prüfung und war mit Beginn des Jahres 2008 und mit nicht ganz 17 Lenzen Schiedsrichter. Nach einem Jahr im Nachwuchs wurde er durch den Kreis in den Männerbereich eingestuft. Hier machte er den zuständigen Schiedsrichterausschuss durch einen Spielabbruch im dritten Spiel in dieser Altersklasse auf sich aufmerksam.

Geschadet hat der Storch nicht, denn er stieg alle zwei Jahre ein Stück weiter nach oben. Auf der TFV-Ebene „tauchte“ er erstmals 2012/13 in der Landesklasse auf. Seine erste Spielleitung in der höchsten Leistungsklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) war die am 1. August 2015 mit der Begegnung Glücksbrunn Schweina – Union Mühlhausen (3:2) vor 400 Zuschauern. Das Premierenspiel ist ihm auch deshalb etwas mehr als andere in Erinnerung geblieben, weil er gleich drei Gästeakteure herunter stellte.

Auch bei einem weiteren Abbruch mit Teilnahme der SG Glücksbrunn war der heute 29-Jährige beteiligt. Nach einer schweren Verletzung eines Spielers aus Schweina, der per Hubschrauber direkt vom Spielfeld abgeholt wurde, beendete er die Partie in Sondershausen vorzeitig.

Neben den genannten Begegnungen mit eher besonderen Begleiterscheinungen denkt der nun seit zwei Jahren mit der Freundin in Eisenach Wohnende, aber für den neu gegründeten Verein SV Stahl Brotterode/Trusetal pfeifend, gern an Pokalspiele mit dem FC Carl Zeiss Jena und dem FC Rot-Weiß Erfurt. Hier stand er bei Chris Rauschenberg zwei Mal an der Linie. Besonders angenehm seien Austauschspiele in der hessischen Verbandsliga, sagt er. „Hier pflegt man mit dem Schiedsrichter einen sehr respektvollen Umgang“, betont er, was wohl auch ein Fingerzeig für manchen Thüringer Verein ist.

So wie viele andere Thüringer Spitzenschiedsrichter versuche er, Dinge auf dem Platz mit Kommunikation zu lösen, bevor er mit Karten um sich werfe. „Das war in meiner Jugend vielleicht etwas anders. Da habe ich auf alles, was die Spieler so gesagt haben, gehört“, spürt man die wohltuende Selbstkritik über seine „Sturm-und-Drang-Zeit“. Doch spätestens seit 2012 gehe er mit Karten relativ sparsam um. Das genannte Spiel in Schweina sei wohl eher eine Ausnahme gewesen.  Auch von den Vereinen bekommt Max Storch bestätigt, dass er bei der Zweikampfbeurteilung in den allermeisten Fällen richtig liegt. „Ich pfeife nicht jeden ‚Kleinkram’ im Oberkörperbereich. Wenn es jedoch in die Beine geht, dann bin ich konsequent.“

Verbandsschiedsrichtermiglied Sandy Hoffmann lobt seinen früheren Fast-Nachbarn nicht nur deshalb, weil dieser einst in seinem Verein gespielt hat. „Max verfügt über ein unwahrscheinliches Fußballverständnis, denn er hat ja sowohl bei den Junioren als auch den Männern in Trusetal auf Verbandsebene gespielt. Er ist ein sehr guter Schiedsrichter und obwohl er sich wegen seines Studiums etwas zurückgenommen hat, nach wie vor eine absolut zuverlässige Größe“, so Hoffmann.

Ein Mann, den Max Storch als Assistent begleiten durfte und von dem er sich auch einiges abschaute, war Marko Schneider (Viernau). Das war ihm bei Felix Anger und Torsten Jauch leider nicht möglich.

Der derzeitige Steuerfachangestellte befindet sich nach zwei Studiengängen im Steuerrecht, die er an Villingen-Schwenningen absolviert hat, auf dem Weg zum Steuerberater. Mit der Steuerfachprüfung, die in Deutschland eine der schwersten Berufseingangprüfungen sei, wie Storch selbst sagt, hat er im Oktober eine wichtige Etappe auf dem Weg dahin geschafft. Nun steht noch die mündliche Prüfung aus.

Max Storch pflegt als Rassegeflügelzüchter noch ein anderes interessantes, aufwendiges Hobby. „Da war ich schon mehrmals erfolgreich“, sagt er nicht ohne Stolz.

Corona hat Max Storch zunächst nicht beeinflusst. Er hatte seine Spiele als Schiedsrichter mit Blick auf die berufliche Qualifizierung in Absprache mit dem Schiedsrichterausschuss schon bis Weihnachten 2019 absolviert und sich für die Rückrunde abgemeldet. Nach dem Saisonstart 2020/21 war dann jedoch recht schnell wieder Schluss. Jetzt bereitet er sich, wie zuvor geplant, auf die mündliche Prüfung vor. „Aber ich freue mich, wenn es wieder losgeht. Denn mir fehlen die Kontakte mit meinen Kollegen, die gemeinsamen Fahrten zu den Spielen und die Gespräche“; hofft er wie alle Angehörigen seiner Zunft auf baldige Rückkehr auf den Platz. Dass man das nicht darf, ärgert ihn schon … .

Forsetzung am 9. Januar mit dem Porträt von Sebastian Blasse

Foto: Jan-Phillip Bretschneider

Hartmut Gerlach