Schiedsrichter 17. 01. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (16)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „mittleren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 29 und 34 Jahren alt.

Heute (16): Horst Bachmann – Doppelfunktionen sind kein Problem

Horst Bachmann hat neben seinem Beruf im Qualitätsmanagment in einem Jenaer Unternehmen auch gut im Ehrenamt zu tun. Der Inhaber der Trainer B-Lizenz und des höchsten Torwarttrainer-Scheins im DFB ist in dieser Eigenschaft für den weiblichen Auswahlbereich im Thüringer Fußball-Verband zuständig. Dieselbe Funktion erfüllt der nun seit einigen Jahren in der Zeiss- und Universitätsstadt Wohnende auch im Mädchen-Leistungszentrum Jena. Und seit 20/21 zeichnet er darüber hinaus für die Zweitbundesliga-bzw. Regionalligamannschaft Frauen des FC Carl Zeiss Jena verantwortlich.

„Ich stehe vier Tage in der Woche auf dem Platz und pfeife in der Regel am Wochenende ein Spiel, manchmal auch zwei“, macht er um seine Tätigkeiten im Fußball kein großes Gewese. Die Aufgaben im Trainerteam würden, so Bachmann, auch beim Schiedsen helfen und umgekehrt. „Der Mehrwert geht in beide Richtungen“, schließt er das Thema ob, ohne es in den Vordergrund zu stellen.

Die vielfältigen Aufgaben im Fußball sind für den 29-Jährigen offensichtlich kein Problem. Zumal er sich schon früher als Nachwuchs-Schiedsrichteransetzer im Fußballkreis Gotha ehrenamtlich engagierte und gemeinsam mit Steven Greif und Daniel Martjuschew die Fördergruppe für junge Unparteiische im KFA leitete.

Dabei ist Horst Bachmann selbst seit 2008 Schiedsrichter. Zum Ehrenamt kam er so wie sein zuvor porträtierter Kollege Konrad Götze. Der Verein, konkret ein Nachwuchstrainer von Wacker Gotha, fragte wegen der drohenden Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls nach, ob nicht Interesse an so einer Tätigkeit bestehen würde. Damals hatte Wacker nur noch zwei Unparteiische, sagt Bachmann. Einer davon war Joachim Zeng, heute Sachgebietsleiter Spielbetrieb und Leiter der Passstelle in der TFV-Zentrale in Erfurt.

Gemeinsam mit Daniel Martjuschew, der heute in der Landesklasse pfeift, sowie Steven Greif, aktuell der ranghöchste Referee Thüringens (3. Liga), besuchte Bachmann den Lehrgang. Das Trio schloss die Ausbildung erfolgreich ab. Danach wollte man erst einmal „sehen“, wie das Ganze so laufe. Das Amtieren als „Herr über 22 Spieler“ oder als Mann an der Linie hat sie überzeugt und in seinem Bann gehalten, denn alle drei sind ja gegenwärtig noch aktive Schiedsrichter. Aber zunächst spielte der damals 17-Jährige Horst Bachmann noch bis 2010 Fußball und stand dabei für die Gothaer im Tor.

Dankbar ist er Lehrwart Sebastian Leinhos sowie dem Kreisschiedsrichter-Obmann (KSO) Roland Scholz für die Unterstützung am Beginn seiner Laufbahn. Später konnte sich der gelernte Werkzeugmacher der Hilfe von Bezirksschiedsrichter-Obmann (BSO) Jürgen Muscat und von Dirk Honnef, dem Leiter der Nachwuchsfördergruppe des Kreis-Fußballausschusses (KFA) Gotha bzw. Westthüringen, sicher sein.

Bachmanns Aufstieg in höhere Spielklassen verlief rasant. Über die Kreisklasse und Kreisliga (2009/10) ging es schon 2011 in die Regionalklasse. 2013 wurde er in  die Landesklasse eingestuft. Nach drei Anläufen und vorderen Plätzen bei der Auswertung der jeweiligen Saison im Schiedsrichter-Ranking der Landesklasse habe sich dann die Tür in die höchste Thüringer Spielklasse geöffnet.

Die erste Begegnung in der Thüringenliga war die am 31.08.19 zwischen der SpVVg. Geratal und der SG TSV Gera-Westvororte (5:0). In der Saison 19/20, die ja schon unter dem Einfluss von Corona stand, folgten vier weitere Partien als Spielleiter. 20/21 war er bislang vier Mal Unparteiischer, wobei er letztmalig ein Thüringenliga-Match zwischen Ehrenhain und Bad Frankenhausen (2:2) am 1. November 2020 pfiff. Dann musste der Spielbetrieb ein zweites Mal wegen Covid-19 eingestellt werden. Durch das DFBnet hat er jetzt einen besseren Überblick über seine Spiele als Referee bzw. Assistent. Es seien, sagt er uns, in den nun fast 13 Jahren ungefähr 670.

Gern erinnert er sich an Freundschaftsspiele mit den höherklassigen Thüringer Mannschaften, bei denen er an der Linie stand. Als besonderes Highlight verbucht er die Einweihung des neuen Sozialgebäudes in Bad Tennstedt. Der Gastgeber hatte sich an jenem 16. 06.2012 mit dem FC Erzgebirge Aue einen Zweitbundesligisten, der standesgemäß mit 20:1 gewann, eingeladen, und Horst Bachmann war einer der Assistenten.

Was kennzeichnet den Schiedsrichter Horst Bachmann ist dann die Frage, mit der er wie seine Vorgänger nicht unerwartet konfrontiert wird. Sene Antwort: „Dadurch, dass ich lange zwischen den Pfosten stand und auch in der Verbandsliga gespielt habe, besitze ich ein sehr gutes Spielverständnis und kann bestimmte Aktionen voraus sehen. Ich verfolge außerdem eine klare und sachliche Linie und bin kommunikativ. Aber ich leite konsequent und bin für alle am Spiel Beteiligten berechenbar.“

Um vom Berufsalltag oder vom Training abzuschalten, schwingt er sich gern auf das Fahrrad. Oft zieht er auch die Laufschuhe an.

Den coronabedingten zweiten Lockdown sieht Horst Bachmann zunächst nicht so negativ: „Dadurch konnte ich meine Verletzung auskurieren und habe kein Spiel zurückgeben müssen.“ Aber er gibt auch zu bedenken: „ Natürlich lernt man es derzeit zu schätzen, was neben dem Beruf und dem Hobby Fußball im Leben wichtig ist. Das menschliche Leid, das mit den Erkrankungen verbunden ist, macht mich schon nachdenklich.“

Sein Ziel ist, jedes Spiel optimal zu leiten. Er sagt aber auch: „Wenn die Chance käme, ein Klasse höher zu pfeifen, würde ich sie nutzen. Das ist dann die ‚Kirsche auf der Sahnetorte’. Aber ich wäre auch nicht traurig, wenn es nicht für die Oberliga reicht. Ich bin mit dem, wo ich jetzt stehe, in der Thüringenliga, zufrieden. Schließlich wollte ich einmal in der Spielklasse pfeifen, in der ich auch aktiv gespielt habe.“

Wie alle Aktiven, Schiedsrichter, Funktionäre und Fans hofft er auf die baldige Rückkehr auf den Platz. Dann sind auch wieder Doppelfunktionen für Horst Bachmann kein Problem.

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 21.01.21 mit dem Porträt von Niklas Milczewski fortgesetzt.

Hartmut Gerlach