Schiedsrichter 28. 01. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (19)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „mittleren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 29 und 34 Jahren alt.

Heute (19): Dirk Läsker – Traineramt ist nach 20 Jahren als Schiedsrichter eine Option

Junge Väter leben manchmal gefährlich, vor allen dann, wenn sie mit ihren Kindern Sport treiben. Davon kann auch Dirk Läsker ein Lied singen. Beim winterlichen Vergnügen mit seinen Sprösslingen verdrehte er sich unlängst das Knie. Die wahrscheinliche Diagnose – der Meniskus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch Glück im Unglück, denn in den nächsten Wochen, vielleicht sogar bis Ostern, flattern wegen Corona keine Ansetzungen für den Schiedsrichter Läsker ins Haus. Damit hat der 34-Jährige Zeit zum Auskurieren.

Auch im Beruf muss der gelernte IT-Fachimformatiker, der die Ausbildung bei der Telekom erhielt, wegen der Blessur eine Pause einlegen. Er ist im Unternehmen geblieben und hier seit 2005 als Service-Techniker im Außendienst beschäftigt. Seit neun Jahren ist er verheiratet und Vater zweier Kinder von sieben und neun Jahren. Vor fünf Jahren haben sich die Läskers in Pößneck ein schmuckes Eigenheim gebaut.

Steffen Läsker hat von 1992 bis 2005 beim VfB 09 Pößneck selbst Fußball gespielt. Da er bereits 2001 die Schiedsrichterprüfung abgelegt hat, betrieb er beides vier Jahre lang parallel. Der Anstoß zur „Pfeiferei“ kam wie bei vielen anderen seiner „Branche“ vom Verein. Der hatte Bedarf an Unparteiischen und die Läsker-Brüder Dirk und Steffen waren bereit, sich ausbilden zu lassen. Ulrich Kühn, ein geachteter Ostthüringer Unparteiischer, hat ihre ersten Schritte begleitet. Danach unterstützten auch die nicht minder bekannten Schiedsrichterkollegen Renè Hammer und Nils Bräutigam als Lehrwart die Schiri-Laufbahn der Jugendlichen.

Zunächst leiteten beiden meist an Freitagnachmittagen Kleinfeldspiele im Nachwuchs. 10 DM für einen Einsatz waren damals als zusätzliches Taschengeld natürlich ebenfalls willkommen. Danach ging es recht schnell in den Männerbereich und irgendwann standen dann die „alten Hasen“, bei denen man selbst früher Assistent war, nun an der Linie, sagt Dirk,

Im August 2008 dann das erste Spiel in der Landesklasse. Hier pfiff er die Begegnung Zeulenroda gegen Kraftsdorf. Zwei Jahre später, exakt am 21.08.10, war Dirk, der Jüngere der Läsker-Brüder, mit dem Spiel zwischen Einheit Rudolstadt und der SG Zeulenroda/Triebes (7:0) in der Verbandsliga angekommen. Dass der Schiedsrichter, der vor fast elf Jahren Steffen Läsker und Andreas Goretzky an seiner Seite hatte, im Spielbericht des Pressesprechers der Einheit, der auch diesen Artikel verfasste, nicht erwähnt wurde, kann mehrere Ursachen haben. Einerseits mussten immerhin sieben Tore beschrieben werden. Zum anderen kam der Unparteiische ohne Verwarnungen aus und pfiff damit bestimmt unauffällig. Da gerät man eben nur selten in die Schlagzeilen. Zum Trost, es gab auch keine negativen.

Dieser Partie unterhalb der Heidecksburg folgten noch viele weitere. Alles in allem hat er, wenn man die zuvor und die danach zählt, zum jetzigen Zeitpunkt ca. 600 Spiele als Referee geleitet und rund 200 Mal an der Linie gestanden.

Darunter waren zwei Oberliga-Testspiele, die er im Rahmen der NOFV-Talentförderung erhielt und an die er sich erinnert: die Begegnungen Zwickau gegen Chemnitz im Westsachsenstadion und später VfL Halle gegen Dynamo Dresden II. Im Land denkt er gern an das Geraer Stadtderby Westvororte – Wismut vor 600 Zuschauern und an die Partie Wacker Nordhausen – Wismut Gera vor 800 Besuchern. Aber auch die Kreisderbys in der jüngeren Vergangenheit wie der Vergleich Neustadt – Mosbach (4:1/700 Zuschauer) in der Saison 2019/20 und kurz vor dem zweiten Lockdown das Spiel Mosbach – Neustadt (2:5) in der Landesklasse 1 stehen im privaten Ranking ganz weit oben.

„Ich denke, die Oberliga ist für mich durch. Ich bin froh, wenn ich die Thüringenliga hinsichtlich der athletischen Voraussetzungen schaffe“, gibt unser Gesprächspartner ganz ehrlich Auskunft über seine Ziele. Und er fügt hinzu: „Mir geht es vor allem darum, das Leistungsniveau zu halten und Spaß am Pfeifen zu haben. Wie lange ich noch Schiedsrichter sein werde, muss man abwarten.“ Die Begründung für den letzten Satz folgt umgehend. Als Übungsleiter der Mannschaft seines Sohnes, der beim JFC Saale-Orla in den F-Junioren spielt, benötigt er für das zweimalige Training und das Spiel am Wochenende viel Zeit. „Damit stehe ich vor derselben Situation wie zum Beginn meiner Laufbahn. Ich muss mich, wie damals, zwischen den beiden Aufgaben entscheiden.“ Dabei scheint sich die Waage möglicherweise zur Trainertätigkeit zu neigen, denn Dirk Läsker will sich auch um die Ausbildung auf dieser Strecke kümmern.

„Meine Stärken als Schiedsrichter liegen sowohl in der Sozialkompetenz und in der Einschätzung der Spieler. Außerdem lege ich, als strukturierter Mensch, viel Wert auf die Vorbereitung. Ich muss im Kopf frei sein, auch im familiären Umfeld alles planen und entspannt und rechtzeitig zu den Spielen anreisen. Da sollte es noch zu einem Kaffee vorher und zum Gespräch mit meinen Kollegen reichen“., beantwortet er die nicht ganz leichte „Pflichtfrage“ nach den eigenen Vorzügen wie alle Vorgänger ausführlich.

Läsker nimmt sich vor, egal, was die Uhr abends anzeigt, zwei Mal in der Woche zu joggen. Dadurch bekomme er den Kopf frei und bleibe auch körperlich fit. Gern tobt er mit den Kindern im Garten herum oder wendet seine handwerklichen Fertigkeiten bei diversen privaten Bauprojekten an. „Ich habe immer etwas zu tun“, sagt er lachend.

Da er im Außendienst tätig ist, habe er keine Kurzarbeit und mache auch kein Homeoffice. Aber er lobt seine Frau: „Sie fängt vieles ab und hält mir den Rücken frei. Davor kann ich nur den Hut ziehen. Mich ärgert allerdings schon, wenn manche die Corona-Regeln nicht einhalten, aber man lernt wohl erst durch Schmerzen. Ich hoffe, dass wir im Frühjahr wieder auf die Plätze können.“

Dann wird Dirk Läsker nach dem familiären Schneeunfall sicher auch wieder so fit sein, dass er seine erfolgreiche Schiedsrichterkarriere (vorerst) fortsetzen kann.

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 01.02.21 mit dem Porträt von Julian Göpfert fortgesetzt.

Hartmut Gerlach