Schiedsrichter 01. 02. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (20)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „jüngeren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 18 und 26 Jahren alt.

Heute (20): Julian Göpfert – ein Sachse ist in Thüringen heimisch geworden

Julian Göpfert ist ein „Zugereister“. Denn der 26-Jährige wurde im sächsischen Freiberg geboren, hat dort Fußball gespielt und auch seine Schiedsrichterprüfung abgelegt. Dass er in Thüringen seit 2014 zunächst in Gera und dann in Erfurt schnell heimisch geworden ist, hat sicher auch etwas mit dem Fußball zu tun. Im Thüringer Fußball-Verband (TFV) nahm ihn der Schiedsrichterausschuss natürlich gern auf, zumal Göpfert durch Leistung überzeugte.

Am 1. Mai 2019 leitete er das A-Junioren Pokalfinale – das ist meist keine einfache Angelegenheit - zwischen dem JFC Gera und dem FSV Wacker 90 Nordhausen (1:2). Und wenige Monate später, exakt am 15.09.19, führte er in der höchsten TFV-Spielklasse Glücksbrunn Schweina und den SC 03 Weimar (2:2), unterstützt von Paul Hegenbarth und Philipp Keith, auf das Spielfeld. Beim SV 1916 Großrudestedt fand er auch einen Verein, in dem er sich wohl fühlt.

Im benachbarten Bundesland hat er in seiner Jugend beim BSC Freiberg Fußball gespielt. Dort merkte Julian bei den B-Junioren, dass ihm das Spielen in der damaligen Landesklasse nicht ausreichte. Und da der Verein sowieso Schiedsrichter suchte – das ist auch in Sachsen nicht anders als in Thüringen – ließ er sich 2010 ausbilden. „Ich fand diese Aufgabe schon immer reizvoll“, erinnert er sich.

Schon 2013 leitete er Spiele in der sächsischen Landesklasse. Anfangs sei er noch jedes Wochenende ins benachbarte Bundesland gefahren, um zu pfeifen. Dann sei es mit dem Aufstieg zwar etwas langsamer gegangen, aber wenn man nach nur einem Jahr Landesklasse im TFV mit 24 Jahren den Sprung in die  Eliteliga eines Landesverbandes schafft, darf man schon stolz sein. Und das muss ja noch längst nicht das „Ende der Fahnenstange“ sein. Dabei beantwortet er die Frage nach seinen Zielen als Schiedsrichter eher zurückhaltend: „Ich backe eher lieber kleinere Brötchen und will von Spiel zu Spiel immer meine beste Leistung abrufen. Natürlich möchte ich das, was man von den Beobachtern mitbekommt, optimieren und umsetzen. Prinzipiell fühle ich mich aktuell in der Thüringenliga wohl. Wenn es die Ergebnisse und die Zeit hergeben, dann möchte ich schon gern noch eine Klasse höher in der Oberliga pfeifen. Das ist durchaus ein mittelfristig Ziel.“

Aktuell hat er in den zehn Jahren 551 Partien entweder selbst geleitet oder er war Assistent. Auch die Beobachtertätigkeit ist dabei mitgezählt.

Im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Erfurt-Sömmerda – das ist ein weiterer Baustein „neuer“ Heimat – führt Julian Göpfert, der seit zehn Jahren in festen Händen und Vater eines zweieinhalbjährigen Sohnes ist, seit zwei Jahren die Schiedsrichter-Nachwuchsgruppe. Anfangs stand noch Sebastian Blasse an seiner Seite. Jetzt findet er Unterstützung durch Nadine Pfeifer und Sven Schenk. „Und da ich mir die Jungs aus dieser Gruppe natürlich auch schon mal gern anschaue möchte, bin ich auch oft als Beobachter unterwegs. Dadurch ist das Wochenende zum Leidwesen der Familie meist sehr oft gut gefüllt“, sagt er.

Aber auch unter der Woche ist der Erfurter beruflich sehr eingespannt. Er hat von 2014 bis 2017 erfolgreich ein duales Studium in Betriebswirtschaftslehre absolviert. Seitdem arbeitet er als Transportmanager für internationale Transporte bei Fujitsu in Sömmerda.

Zu den Höhepunkten in seiner Laufbahn gehört ein Spiel in der Landesklasse, als sich Borna und Chemie Leipzig gegenüber standen und, höchst erstaunlich für diese Klasse, 1.400 Besucher, darunter 1.200 aus der Messestadt, den Platz säumten. Julian Göpfert war einer der Männer an der Linie. Auch an Begegnungen in der A- und B-Junioren-Bundesliga denkt er gern zurück. Vor allem das Match 1. FC Köln – Borussia Dortmund als Assistent beim Erfurter Kollegen Daniel Bartnitzki nennt er in diesem Zusammenhang. Fast vergessen hätte er bei der Aufzählung das U16 Länderspiel Deutschland gegen Tschechien in Nordhausen, als sogar das Flutlicht ausfiel.

Sein Stärken charakterisiert er so: „Ich bin ein relativ kommunikativer, entscheidungsfreudiger und offener Schiedsrichter. Auch wenn es Schiedsrichter heißt, will ich eine Begegnung leiteten. Ich bin nicht der Richter, sondern versuche, mit den Akteuren viel zu reden. Solange es möglich ist, arbeite ich auch nicht mit Karten. Gerade was den Oberkörperbereich betrifft, lasse ich auch robust spielen und will das Spiel wenig unterbrechen. Auch wenn ich von manchem Beobachter höre, dass ich zu lieb sei, bin ich der Kommunikative und teilweise auch Kumpelhafte auf dem Feld. Dadurch bin ich berechenbar.“

Viel Zeit für weitere Hobbys bleibt neben Beruf und Ehrenämtern nicht. Er fahre gern mal Rad und oder betreibe etwas Wintersport, wenn das möglich sei, sagt er.

Und so sieht er die gegenwärtige Zeit mit Covid-19: „Die Corona-Pandemie ist sehr herausfordernd, weil man Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen muss. Das ist gar nicht so einfach. So habe ich Vormittag den kleinen Sohn in meiner Obhut und am Nachmittag arbeite ich. Ich bin aber ein positiv denkender Mensch und weiß, dass es wichtigere Dinge als den Fußball gibt. Aber mir fehlen der Ausgleich am Wochenende, die Ausfahrten mit den Kollegen, die Gespräche mit ihnen, aber auch der Spaß und die Freude, die man mit den Mannschaften hat. Ich denke, es ist vielleicht Licht am Ende des Tunnels. Wir Schiedsrichter warten so wie die Mannschaften darauf, bald wieder ‚losgelassen’ zu werden.“

Und dann gehört auch der Thüringer Julian Göpfert wieder dazu.

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 04.02.21 mit dem Porträt von Nick Schubert fortgesetzt.

 

Hartmut Gerlach