Schiedsrichter 04. 02. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (21)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „jüngeren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 18 und 26 Jahren alt.

Heute (21): Nick Schubert – Geburtstagsfeier fiel wegen Assistenz an der Linie aus

Wenn man in diesen Zeiten Geburtstag hat, dann fällt die ganz große Party mit Verwandten und Freunden wegen Corona aus. Das sorgt meist nicht gerade für  gute Laune. Aber viele trösten sich mit dem Spruch „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“.

Dass man die Geburtstagfete freiwillig verschiebt, kommt zwar auch vor, ist aber sicher nicht die Regel. Nick Schubert, seit 2011 Schiedsrichter, musste nicht lange überlegen, als ihn Uwe Gatzemann fragte, ob er nicht just am 26. November 2011, seinem 15. Geburtstag, bei ihm als Assistent an der Linie beim Regionalklassespiel Eurotrink Kickers vs. TSV Langenwetzendorf agieren wolle. Schubert wollte, verließ die häusliche Kaffeerunde und begleitete seinen Mentor.

Denn Gatzemann hatte dem heute 24-Jährigen gut vier Wochen zuvor gemeinsam mit Rick Jakob die Schiedsrichterprüfung abgenommen und wurde am Anfang ein wichtiger Begleiter und Unterstützer für den jungen Weidaer.

Den reizte die Schiedsrichterei  bereits im Kindesalter. Schon auf dem Bolzplatz hatte er als Neunjähriger selbst gebastelte Gelbe und Rote Karten dabei und sorgte für die Durchsetzung der wichtigsten Regeln. Aber zunächst kickte er ab dem Bambinialter 2001 beim FC Thüringen Weida. Hier spielte er bis zu den B-Junioren. Zur Schiedsrichterprüfung habe er sich ohne das Zutun anderer angemeldet, sagt er.

Ab 2012 stand Nick Schubert an der Linie in der Landesklasse. „Hier konnte ich mir von den Schiedsrichtern Marcel Rauner, Michael Geiler, Thomas Benisch, Daniel Adam und Steve Kropfelder, mit denen ich oft unterwegs war, viel abschauen“, sagt er. Später waren es auch Stefan Prager und Matthias Lämmchen, die ihm dann den „Feinschliff“ beigebracht hätten. Dadurch seien auch gute Freundschaften entstanden.

Der Aufstieg in Richtung höchste Thüringer Spielklasse verlief stetig. Im Sommer 2012 wurde er in die Kreisoberliga, in der er bis 2015 verblieb, eingestuft. Er sei nicht wie manch anderer „durchgeschossen“ worden, sondern habe hier das Pfeifen gelernt, denkt er in Dankbarkeit an jene Zeit. So ging es recht gefestigt und ohne Ausreißer nach unten in das erste Landesklassejahr 2017/18 als Referee. Dazu gehört auch diese kleine Anekdote. Die hört sich so an: „Ich wurde, da ich im Ranking weit oben stand, noch einmal beobachtet. Deshalb fuhr Karl-Heinz Gläser, Mitglied des Verbandsschiedsrichterausschusses (VSA), extra zum Spiel SV Jena-Zwätzen – TSV Bad Blankenburg. Ich zeigte in der Partie gleich drei Rote Karten. Doch Gläser hat mir eine sehr gute Leistung bescheinigt und das war letztlich der Auslöser für den Sprung in die Landesliga verbunden mit der Assistenz in der Junioren-Bundesliga.“

Im TFV-Fußballoberhaus leitete er seine erste Begegnung am 1. 9. 2018. Die hieß SV 09 Arnstadt – 1. SC 1911 Heiligenstadt (2:0). Er habe, erinnert er sich, in der letzten Sekunde eine Gelb-Rote Karte gegeben, obwohl der Betreffende noch keine Verwarnung hatte. Aber der Spieler sei irgendwie schnurstracks in Richtung Trainerbank gelaufen, sodass Schubert angenommen hatte, dass er schon gelb hatte. Doch den Lapsus habe er umgehend behoben. Beobachter Jürgen Muscat sagte damals zu ihm: „Aus solchen Situationen kann man nur lernen.“

Mittlerweile stehen auf der Visitenkarte von Nick Schubert in knapp zehn Jahren rund 500 Spiele. Zu den Höhepunkten gehört auf nationaler Ebene aus dem Juni 2018 die Partie Wismut Gera – Dynamo Dresden anlässlich der Einweihung des Stadions am Steg mit 2.500 Zuschauern. Als Linienrichter war er am 14. September 2019 beim U19 Bundesligaspiel Ingolstadt – Kaiserslautern dabei. Referee Leroy Schott musste bis zur 24. Minute schon dreimal rot zeigen. Überhaupt seien die Assistenzen in der U19 Bundesliga immer Höhepunkte gewesen. Das habe auch mit den jeweiligen Spielorten zusammengehangen.

Sehr gern denkt er an internationale Einsätze wie den Pariser World-Cup 2016 und den Mayor’s Cup in Las Vegas 2018. Auf einen wichtigen Umstand weist er noch hin: „Leider konnte ich durch Corona auch zwei sehr attraktive Paarungen nicht wahrnehmen. Das waren das U19 Pokalhalbfinale Dynamo Dresden – Werder Bremen und der Vergleich zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Es wäre das letzte Spiel vom Mega-Talent Moukoko vor seinem 16. Geburtstag gewesen.“

Schon ist es Zeit für die Frage nach den Stärken des Unparteiischen Nick Schubert. Seine Antwort: „Ich versuche immer auch die andere Sichtweise zu sehen. Das erwarten sicher auch die Spieler und Trainer von mir. Ich versuche Ruhe auszustrahlen und eine klare Linie zu zeigen. Das gelingt ganz gut. Ich bin kein autoritärer Schiedsrichtertyp, sondern jemand, der versucht, mit den Spielern auf eine Ebene zu kommen. Oft höre ich, dass die Spieler mir bescheinigen, dass sie mit mir reden können.“

Nick Schubert, das sagt er unumwunden, verfolgt als einer der jüngsten und sehr ehrgeizigen Thüringenliga-Schiedsrichter das klare Ziel, die Oberliga zu erreichen. Die hat er 2020 knapp verpasst. So wie Paul Drößler (den stellen wir noch vor – H. G.) wird er, wenn es wieder losgeht, bei NOFV-Sichtungsspielen beobachtet.

Mit der aufwendigen Schiedsrichtertätigkeit ist das Ehrenamt von Nick Schubert längst noch nicht umfassend beschrieben. Im Mai 2020 wurde er zum Vizepräsidenten vom FC Thüringen Weida gewählt. Zu seinen ersten Maßnahmen gehörte der Aufbau einer Frauenmannschaft. Sie umfasst gegenwärtig einen Kader von 30 Frauen und Mädchen.

Auch eine weitere interessante Initiative verrät uns der seit dem 1. Juni 2020 selbständige  Kaufmann für Versicherung und Finanzen der Signal Iduna. In Weida wird ein Weltrekordversuch geplant – es soll das größte „Mensch ärgere Dich nicht“-  Spiel der Welt mit 2,000 Leuten und einem Verlag stattfinden. Davon profitieren viele öffentliche Einrichtungen. „Wir tun als Verein auch etwas für die Region“, sieht Schubert ein wichtiges positives Ergebnis.

Zu seinen Hobbys gehören das Reisen, der Besuch im Fitnessstudio und in letzter Zeit auch das Wandern. Das ist auch ein wenig coronabedingt, womit schon die letzte Frage, die nach den Wirkungen der Pandemie, ansteht. Nick Schubert positioniert sich so: „Beruflich erlebe ich keine Einschränkungen, Zwar gibt es keinen direkten Kundenkontakt mehr, aber wir haben dazu ja die digitalen Medien. Im Freizeitbereich sieht das allerdings ganz anders aus. Man hat keinen Fußball, kann nicht das Fitnessstudio nutzen oder am Wochenende ausgehen. Das ist gerade für Jüngere gar nicht so leicht. Da bin ich froh, dass wir in einer ländlichen Region wohnen und man immer mal wieder rausgehen kann. Allmählich sind die Maßnahmen belastend und bedrückend. Ich finde nicht alle Verfügungen richtig und hoffe, dass sich eine andere Strategie gegen den Virus überlegt wird. Meine Hoffnung besteht darin, dass die Impfungen etwas Ruhe in die ganze Sache bringen.“

Dann sollten auch wieder Fußballspiele möglich sein. Ob Nick Schubert allerdings seinen 25. Geburtstag ausführlich feiern kann, scheint dennoch nicht ganz ganz sicher zu sein. Denn der 26.11. 2021 ist ein Freitag und da ist durchaus irgendwo auch ein Flutlichtspiel möglich. Aber vielleicht zieht er diesmal die Feier vor … .

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 08.02.21 mit dem Porträt von Felix Kettner fortgesetzt.

Hartmut Gerlach