Schiedsrichter 17. 02. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (24. – Schluss)

Mit dem Porträt Nummer 24, das wir Anne-Kathrin Steudemann widmen, beenden wir heute unsere Vorstellungsserie über die Schiedsrichter der Thüringenliga. In der haben wir bis auf einen Referee, der dies nicht wollte, alle in den Fokus gerückt.

Dafür gilt den 24 Referees mein Dank. Ich durfte durchweg sehr interessante und angenehme Gespräche führen, die mir viel Freude bereitet haben.

Da jedoch noch nicht damit zu rechnen ist, dass der Fußball in den nächsten Tagen wieder rollt, soll es ein neues Projekt geben. Ich möchte gern einmal die Personen vorstellen, die sonst über andere schreiben – die Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit in den Kreis-Fußballausschüssen (KFA). Mit ihnen werde ich demnächst Kontakt aufnehmen und ich bin mir sicher, dass wir über die Ehrenamtler in den neun Kreisen des TFV viel Interessantes erfahren werden,

Heute (24.): Anne-Kathrin Steudemann – AKS kehrt nach Pandemie und Elternzeit auf die Fußballplätze zurück

Mit den Initialen AKK können viele in Deutschland etwas „anfangen“. Das Kürzel steht für die aktuelle Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Auf diesen Berühmtheitsgrad kann die junge Frau mit der Buchstabenfolge AKS natürlich nicht verweisen. Doch der Name Anne-Kathrin Steudemann, der sich dahinter verbirgt, ist durchaus in vielen Gebieten der Bundesrepublik, speziell im Frauenfußball, bekannt. Schließlich ist die Geraer Gymnasiallehrerin für Sport und Mathematik Schiedsrichterin der 2. Frauen-Bundesliga und wurde schon als Assistentin in der weiblichen Eliteliga eingesetzt. Und ganz sicher wissen auch die Thüringer Referees und viele Kicker im Thüringer Fußball-Verband (TFV) die Anfangsbuchstaben AKS zuzuordnen. Immerhin pfeift die seit 2017 mit einem Lehrer verheiratete Mutter von zwei Kindern seit der Saison 2011/12 Fußballspiele im Land. Dabei mussten sich die Fußballfreunde gar nicht umstellen, denn der Mädchenname der Pädagogin ist Schinkel. Das „S“ blieb also erhalten, sagt sie schelmisch.

2008, mit 21 Jahren, legte Anne-Kathrin Steudemann, die einst sehr erfolgreich und leistungsorientiert Badminton betrieb, bei Uwe Gatzemann und Rick Jakob die Schiedsrichterprüfung ab. Letzterer hätte sie als guter Freund auch davon überzeugt oder, wie sie es deutlicher ausdrückt, ‚bequatscht’ „ erinnert sie sich. Wir brauchen immer mal Frauen in diesem ‚Job’, habe der Lehrwart damals gesagt,

Der Grund für ihre dann rasante Karriere lag sicher nicht nur daran, dass sie eine Frau ist. Gerade in der Funktion des „23. Manns“, respektive „Frau“ ist Leistung gefragt. Und so leitete sie nach Partien im Nachwuchs schon 2009 Begegnungen der Männer in der Stadtklasse und  liga Gera. Die beiden Prüfer unterstützten die junge Schiedsrichterin zu Beginn ihrer Laufbahn. „Ich habe Rick oft begleitet und mir bei seinen Einsätzen viel abgeschaut. Eigentlich habe ich mir keine Gedanken gemacht und es genommen, wie es kam“, denkt sie zurück. Ihr hätten, das weiß sie heute, damals alle Türen offen gestanden.

Und sie nutzte die Möglichkeiten. Der Schiedsrichterausschuss des TFV förderte sie vor allem in der Gruppe der „Rennsteiger“ und meldete sie zu NOFV-Länderpokalen und nach nur drei Jahren für die Frauen-Regionalliga. Daran hatte vor allem Günter Supp, der nicht nur Paul Drößler coachte (siehe unsere Folge Nr. 23), sondern dies auch bei Anne-Kathrin tat, und der den Regionalverband auf das weibliche Thüringer Talent aufmerksam machte, großen Anteil.

Dankbar ist sie außer den schon Genannten Sandy Hoffmann und Matthias Lämmchen, der sie oft sogar in die Amateuroberliga an die Linie mitgenommen habe.

Im Spieljahr 2015/16 führte sie erstmals zwei Mannschaften der Verbandsliga auf das Spielfeld. Das waren am 22.08.15 die Teams vom SC 03 Weimar und SC Leinefelde 1912 (3:1). Insgesamt stehen auf der Visitenkarte der Schiedsrichterin und Assistentin, die sich zurzeit in Elternzeit befindet, 340 Spiele.

Eins, das ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, war das in der Oberliga zwischen dem FSV Zwickau und dem SV GW Piesteritz am 3. Mai 2012. Bei strömendem Regen, einen viel zu großen Jersey für die Assistentin - schließlich sollte das Schiedsrichter-Team einheitlich gekleidet sein – und über 1.200 Zuschauern siegte der Gastgeber mit 3:2 und stieg auf. Es war übrigens das letzte Spiel für Torsten Jauch als Unparteiischer.

Gern erinnert sich Steudemann auch an Spiele in der Regionalliga der Frauen oder an die U16 - und U17 - Länderspiele bei den Juniorinnen.

Hier und auch in meisten anderen Begegnungen stellte sie ihre Stärken unter Beweis. „Ich kann ein Spiel gut lesen und habe ein Gespür dafür, welche Aktionen geplant sind. Das führt dazu, dass ich Laufwege cleverer gestalten kann. Und ich pflege mit den meisten Akteuren einen guten Umgang“, antwortet sie auf die entsprechende obligatorische Frage.

Als sie noch ein wenig mehr Zeit hatte, erfüllte sie auch weitere ehrenamtliche Aufgaben im KFA. So war in der Fördergruppe aktiv, tat etwas für die Öffentlichkeitsarbeit und fungierte als Lehrwart.

Corona stellt die junge Familie natürlich vor Herausforderungen. Sie beschreibt die Situation so: „Unsere Tochter darf nicht in den Kindergarten und wir verbringen viel Zeit miteinander. Das ist sehr schön, aber auch eine Bewährungsprobe. Natürlich fehlen alle Aktivitäten, die man sonst unternommen hatte.“

Aber irgendwann wird die Pandemie ja zu Ende sein. Dann startet Anne-Kathrin Steudemann nach dem Sommer in einer Geraer Schule und wird nach der Elternzeit auch auf die Fußballplätze zurückkehren. Während sie für ihre Schüler Frau Steudemann ist, dürfen ihre Schiedsrichterkollegen*innen und Freunde sicher auch weiterhin AKS sagen.

Foto:

(V. l.) Anne-Kathrin Steudemann (FK Ostthüringen), Vanessa Letitia Neumann (Fußballkreis Mittelthüringen), Lina Montag (FK Eichsfeld-Unstrut-Hainich), Michelle Sell (FK Rhön-Rennsteig) bei der Auszeichnung „Danke Schiri“ am 16.03.19.

Link:

tfv-erfurt.de/nc/news/detail/news/judith-koettig-kay-siefert-und-willi-kwiatkowski-sind-die-landessieger-bei-danke-schiri/

Hartmut Gerlach