Schiedsrichter 16. 12. 2020

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (4)

Unser Anliegen ist es, die 25 Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Beginnen wollen wir mit den Unparteiischen, die aufgrund ihres Alters in die „erste Elf“ gehören.

Heute(4): Steffen Läsker – aus dem Schatten des jüngeren Bruders herausgetreten

Steffen Läsker jagte bis zu den C-Junioren beim VfB 09 Pößneck dem runden Leder nach. Doch dann kam irgendwann der Punkt, an dem er das runde Spielgerät mit der Trillerpfeife vertauschte. Da war er gerade einmal 16 Jahre. “Ich hatte wohl zwei linke Füße“ sagt er und man spürt selbst am Telefon, dass er dabei schmunzeln muss.

Nils Bräutigam und Renè Hammer überzeugten den Youngster von der Schiedsrichterei. Andere wie Uli Kühn und Hannes Meister, beide sind leider schon verstorben, waren außerdem Unterstützer des heute 35-Jährigen. Mit Andreas Goretzky, Matthias Lämmchen und Stefan Prager nennt er weitere Partner und Freunde. „Sie waren für mich Vorbilder und sind echte Typen“, sagt Steffen Läsker. Aber auch einen Mann wie das Ehrenmitglied des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), Manfred Lindenberg, über viele Jahre Vorsitzender des VfB 09 Pößneck, Funktionär im Ostthüringer Fußballbezirk (OTFB) sowie zuvor im Bezirksfachausschuss (BFA) Gera, weiß er zu schätzen. Lindenberg sei immer offen, ehrlich und verlässlich mit jungen Schiedsrichtern umgegangen, würdigt er den 81-Jährigen aus Hütten, der heute noch in der Seniorenkommission des TFV und als Sporthistoriker im Ehrenamt sehr aktiv ist.

Steffen Läskers Weg zu Beginn ähnelt dem vieler anderer Referees. Von 2001 bis 2006 dauerte die Zeit im Nachwuchs und im Kreis. Daran schlossen sich für weitere fünf Jahre die Bezirksliga und Regionalklasse an. 2011 dann der Start auf Landesebene mit Aufgaben in der Landesklasse. Nach acht Jahren hatte es der Wünschendorfer geschafft. Seit 2019 gehört er der „Schiedsrichter-Mannschaft“ in der Thüringenliga an. Nachdem er für den VfB 09 Pößneck und den SV Moßbach gepfiffen hat, lautet sein Heimatverein nun ThSV Wünschendorf.

Auf die Thüringenliga ist der gelernte Konstruktionsmechaniker, der sei 17 Jahren in der Firma Fliegl in Triptis im Fahrzeugbau tätig ist, zu Recht stolz. Denn schließlich ist es nicht vielen vergönnt, in der höchsten Leistungsklasse eines Landesverbandes zu pfeifen. Das hat unlängst auch Schiedsrichter-Sprecher Dirk Honnef, den wir bereits vorgestellt haben, bestätigt: „Es ist wie im Fußball. Nun die wenigsten Talente erreichen in ihrer Laufbahn sowohl im Deutschen Fußball-Bund (DFB) als auch im Thüringer Fußball-Verband (TFV) die jeweils höchsten Spielklassen.“

Steffen Läsker hat ein Ziel realisiert. „Ich bemühe mich, Woche für Woche ein guter Spielleiter mit einer gewissen Lockerheit zu sein. Das Leben ist ja schon ernst genug“, sagt er lachend und beschreibt damit auch eine seiner Stärken. Das Hobby solle ja Spaß machen und das tue es auch. „Es gehört aber dazu, dass man jeden Einzelnen respektiert und akzeptiert“, fügt er hinzu. Das spürt man auf dem Spielfeld immer wieder.

Mittlerweile hat er ca. 1.200 Begegnungen als Schiedsrichter auf seiner Visitenkarte stehen. Bisherige Höhepunkte waren für ihn die Begegnungen VfB 09 Pößneck – SpVgg. Hof, SV BW Neustadt/Orla – FC Erzgebirge Aue, BSG Wismut Gera – SG Dynamo Dresden und das Derby 1. FC 04 Sonneberg – SV 98 Steinach, als er vor 1.200 Besuchern Assistent von Renè Hammer war. Noch nie habe er aber so ein Match wie das zwischen Wismut Gera und dem SV 1879 Ehrenhain, das am 16. August 2019 7:6 für den Gast endete und das sein erster Einsatz im Fußballoberhaus des Verbandes war, erlebt.

An der Line stand damals übrigens Bruder Dirk. Der ist zwei Jahre jünger und schaffte den Sprung in die Thüringenliga schon etwas früher. Der Verfasser erntet auch keinen Widerspruch, als er sagt, dass Steffen lange Zeit im Schatten von Dirk gestanden habe.

Aber aus dem ist er nun hervorgetreten. „Steffen Läsker hat sich sehr positiv entwickelt. Er hat zum Beispiel die genannte Partie mit Bravour geleitet“, bestätigt ihm auch Joachim Zeng, Mitglied im Verbandsschiedsrichterausschuss.

Das Verhältnis zum Bruder ist familiär. Da gebe es kein Konkurrenzdenken. Wörtlich sagt der ältere Läsker: „Der eine gibt dem anderen Tipps. Wenn wir auf dem gemeinsamen Heimweg sind, dann werten wir ein  Spiel oft aus. Und auch vor einer Begegnung gibt es schon mal einen Anruf.“ Bei einem Spiel wie dem schon erwähnten torreichen Ostthüringer Derby Gera gegen Ehrenhain, ist Steffen Läsker schon froh, wenn er mit Dirk – ihn hatte er sich vom Ansetzer extra gewünscht – einen Mann an der Linie hat, auf den er sich verlassen kann und der die notwendige Erfahrung mitbringt. „Auch unter Schiedsrichtern muss die Chemie stimmen“, betont er.

Seinen weiteren Weg auf der Karriereleiter schätzt er mit Blick auf höhere Spielklassen realistisch und ohne Bitterkeit ein. „In meinem Alter hat man die Grenze erreicht, bei der die Jungen, die die Zukunft vor sich haben, nachrücken. Ich möchte mich gern weiter in der Thüringenliga etablieren und den jungen Kollegen Tipps und Erfahrungen weitergeben. Es gibt einige, die das Zeug haben, Spiele in der Oberliga oder noch weiter oben zu pfeifen. Da ist es nicht so gut, wenn ein Mann meines Jahrgangs ohne echte Perspektive ihnen für eine gewisse Zeit den Platz wegnimmt und den Weg dorthin verbaut.“

Natürlich sieht er die durch Covid-19 geprägte Situation wie alle seine Kollegen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Gegenwärtig bleibt im beschaulichen Wünschendorf an der Elster, wo Steffen mit Lebenspartnerin und vierjährigem Sohn lebt, mehr Zeit für die kleine Familie. Aber er freut sich schon darauf, wenn es irgendwann wieder losgeht. Und dann ist das Duo Läsker/Läsker, egal in welcher Konstellation, wie bisher eine stabile Größe im Schiedsrichterwesen.

Wird fortgesetzt

Hartmut Gerlach