Schiedsrichter 03. 12. 2018

Sportlicher Ruhestand ist für Karl-Heinz Gläser (noch) kein Thema

Die Tendenz ist erfreulich. Die erlebten wir bereits beim Traditionstreff Ostthüringen, als wir bei nicht mehr so ganz jungen Funktionären zu Gast waren (wir berichteten). Sie leisten noch immer wertvolle ehrenamtliche Arbeit für den Fußball im Allgemeinen und den Thüringer Fußball-Verband (TFV) im Besonderen.

Auch in Breitungen an der Werra, im Südwesten des Freistaates gelegen, wohnt mit Karl-Heinz Gläser, einem ehemaligen Spitzenschiedsrichter im Deutschen Fußballverband (DFV) der DDR und später im Deutschen Fußball-Bund (DFB), ein solcher „Fußballverrückter“ im positiven Sinne. Den sieht man zunächst die 70 Jahre, die er am heutigen 3. Dezember wird, nicht an. Aber auch wenn es so wäre, würde das für den gelernten Schweißer und späteren Lehrmeister für Polytechnik bestimmt kein Grund sein, sich mit dem Geburtstag, den er am Samstag mit vielen Wegbegleitern feiert, aufs Altenteil zu verlegen.

Als Mitglied im Schiedsrichterausschuss des Verbandes ist er nach wie vor ganz dicht an der Entwicklung des Schiedsrichterwesens im TFV dran. Aber er weiß auch, wie die Unparteiischen in anderen Landesverbänden pfeifen. Denn die beobachtet Gläser in der Regional- und Oberliga im Auftrag des NOFV Woche für Woche und legt dazu viele Kilometer zurück. Da nehmen sich die kaum 95 Kilometer, die er vom heimatlichen Breitungen beispielsweise nach Rudolstadt, wo er in den letzten sieben Jahren der Oberligazugehörigkeit des FC Einheit häufig Beobachter war, noch vergleichsweise gering aus.

Auch als Fußballer hätte er sicher ein ganz gute Figur abgegeben, denn er schaffte es sogar bis in die Nachwuchsbezirksauswahl Suhl. Im Männerbereich setzte er sich ebenfalls durch, spielte damals Stopper bzw. Libero in Breitungen. Eine Position, die man heute wohl mit Innenverteidiger übersetzt.

Aber Fritz Scherzl, selbst ein bekannter Referee aus dem Werra-Ort, überredete den damals 18-Jährigen, die Schiedsrichterprüfung abzulegen. Eine richtige Entscheidung, wie es sich erweisen sollte. Denn Karl-Heinz stieg rasch bis in die DDR-Oberliga auf und leitete hier 60 Partien. Am 2. Juni 1990 war er Schiedsrichter des vorletzten FDGB-Finals zwischen Dynamo Dresden und dem PSV Schwerin (2:1). Auch bei Länderspielen und EC-Begegnungen war er gefragt. Nach der politischen Wende gehörte er zu den fünf DDR-Referees, die in die Bundesliga eingestuft wurden. Bis 1994 leitete er hier 29 Begegnungen.

Als Funktionär engagierte er sich in seinem Heimatverein, im früheren KFA Schmalkalden und im BFA Suhl. Dass er sogar für fast ein Spieljahr 1995/96 Trainer war, ist ein Fakt, den nicht so sehr viele kennen. Auf „Druck“ seines Arbeitsgebers übernahm er am 4. Spieltag 1995/96 den FSV Viernau in der Landesliga und erreichte mit der Mannschaft Platz 10, das beste Abschneiden der Viernauer in der höchsten Spielklasse Thüringens. Damals begegnete Gläser auch dem Verfasser beim Spiel in Rudolstadt - das gewann der Gast übrigens mit 2:1 - und der hatte dem Interimscoach im Programmheft vom 30.03.1996 - die Stadionhefte des FC Einheit gibt es von September 1990 bis heute - eine ganze Seite unter der Überschrift „Jetzt heißt es Gläser (Viernau)“ gewidmet. Nach 22 Jahren ist der Text leider etwas verblichen.

Die Trainertätigkeit hat ihm auch bei den Beobachtungen sehr geholfen. „Karl-Heinz hat den Fußball aus der Sicht des Übungsleiters und des Schiedsrichters erlebt und kann so vieles besser beurteilen.“, sagen seine Mitstreiter vom Verbandsschiedsrichterausschuss. Sie wissen, was sie an ihm haben: „Karl-Heinz ist ein absoluter Fachmann, der den Respekt der jungen Schiedsrichter genießt. Er engagiert sich darüber hinaus als Mann für Öffentlichkeitsarbeit auch im Projekt ‚Danke Schiri’ und bei der Gewinnung und Entwicklung von Schiedsrichtern“, finden seine Sportfreunde weitere lobende Worte für den nunmehr 70-Jährigen.

Aber jenseits dieses Alters denkt man natürlich auch schon mal ans Aufhören. Wie zu vernehmen war, soll das zum nächsten Verbandstag 2020 geschehen. Aber bis dahin können der Thüringer Fußball-Verband und der Nordostdeutsche Fußballverband noch weiter vom Schiedsrichterfunktionär Karl-Heinz Gläser profitieren.

Hartmut Gerlach