Verband 12. 01. 2022

Unser Buchtipp (nicht nur für Gutscheine): „Fußballheimat Thüringen“ von Danny Neidel

Zu Weihnachten hatten Büchergutscheine Konjunktur. Und manch einer überlegt, welches Exemplar er damit erwerben will. Wir haben für alle, die den Gutschein noch haben, sich für alle Facetten des Spiels mit dem runden Leder interessieren und noch unentschlossen sind, einen richtig guten Tipp: Setzen Sie die Zuwendung in das Buch „Fußballheimat Thüringen“ um. Autor ist Danny Neidel, manchem bestimmt durch „Brennpunkt Orange“, https://podcast.brennpunkt-orange.de , einem Podcast mit derzeit 149 Folgen, bekannt.

Wir hatten Gelegenheit mit dem Wahl-Erfurter – Neidel lebt seit 20 Jahren mit Frau und zehnjähriger Tochter in der Landeshauptstadt –  zu sprechen. Der 47-Jährige hat im Jahre 2.000 ein Pharmaziestudium zum Apotheker erfolgreich abgeschlossen. „Das war meine beste Wahl“, sagt er selbst über seinen Beruf, den er mit Leidenschaft ausfüllt. Seit 2003 wirkt der gebürtige Geraer allerdings nicht mehr als Arzneimittelhändler in einem Fachgeschäft, sondern als Geschäftsführer der Landesapothekenkammer (LAKT) Erfurt. In dieser Eigenschaft hilft und berät er mit elf weiteren Mitarbeitern seine Kolleginnen und Kollegen, unterbreitet Fortbildungsangebote und hält auch den Kontakt zur Politik. „Eine wichtige Aufgabe der Kammer ist es, dass in dieser besonderen Tätigkeit der Berufskodex eingehalten wird“, nennt er einen Schwerpunkt der Arbeit der LAKT. Seine Arbeitsstätte befindet sich mitten im Erfurter Zentrum, nicht weit vom Bahnhof entfernt.

Mit „Fußballheimat Thüringen“ ist Danny Neidel nun unter die Schriftsteller gegangen. Sein Erstlingswerk macht auf jeder Seite und mit jedem Foto deutlich, er liebt den Fußball. Dabei schätzt er seine eigenen Fähigkeiten im Umgang mit dem runden Leder in der Jugend als eher mäßig ein. Doch der Ball und seine Geschichten haben ihn immer beeindruckt und seine Freizeit neben der Literatur seit mehr als 40 Jahren nach eigenem Bekunden gepackt und ausgefüllt. Wie es zum Buch kam, erklärt Neidel so:

„Die Reihe ‚Fußball-Heimat’ hat 2017 mit der Ausgabe ‚Franken’ begonnen. Dann gab es die Idee, ein solches Buch auch für andere Regionen zu verfassen. Derzeit existieren mittlerweile übrigens 13 Bücher. So hat sich das nach und nach aufgebaut, aber am Anfang tauchte kein neues Bundesland auf. Ich habe Kontakt mit dem Verleger Christian Becker aufgenommen und gefragt, wie er sich denn ein Werk für Thüringen vorstellt. Es müssen 100 besondere Orte mit Text und Bild sein und wenn man es gelesen hat, sollte man wissen, was in Thüringen auf und abseits des Rasens passiert, war die Antwort.“

Da Neidel schon länger regelmäßig auf Thüringens Sportplätzen unterwegs war, Fotos und einen groben Überblick über die Sportlandschaft im Fußball hatte, ging er die Sache an. „Ich wollte in dieser Reihe unbedingt Thüringen vertreten wissen, weil ich das für wichtig hielt“, begründet er noch einmal sein Engagement.

Und dann startete die rund einjährige Arbeit, die er so beschreibt: „Zuerst habe ich auf die Landkarte geschaut und überlegt, was auf jeden Fall über welche Orte erzählt werden muss. Da kommt man natürlich nicht um die großen Stadien vorbei. Außerdem ging es darum, zu überlegen, welche Perioden wichtig sind. Für mich stand von Anfang an fest, dass zu diesem wunderbaren Thema Fußball auch schwierige Inhalte wie der Fußball um das KZ Buchenwald oder die Rolle der Juden vor dem 2. Weltkrieg gehören. Dazu habe ich recherchiert. Es sollte auch kein reines Euphoriebuch entstehen. Ich habe also eine Liste erstellt, wie Thüringen örtlich und zeitlich abgebildet werden kann.“

Danny Neidel hat alle Orte besucht und im Bedarfsfall noch einmal nachtelefoniert oder recherchiert. Nicht leicht war es dann, die Informationen auf eine Seite „zu bringen“. Doch das habe, so unser Gesprächspartner, den Vorteil, dass der Text auch für jemanden ohne Bezug zur Region lesbar sei. „Man bekommt einen ersten Überblick und auch Anregungen für einen möglichen Besuch der Sportstätte“, sagt der Autor von „Fußballheimat Thüringen“.

Aber Danny Neidel betrachtet das alles nicht nur als Arbeit. Er kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er sagt: „Man lernt viele Menschen kennen, die sich wahnsinnig für den Thüringer Fußball engagieren. Es ist eine wichtige Erkenntnis dieses Buches und es begeistert mich immer wieder, wie der Fußball von ehrenamtlich ‚Verrückten’ getragen wird. Das ist einfach phantastisch, dass es Menschen gibt, denen es um den Fußball und ihren Verein geht.“

Da 100 Orte in Thüringen nicht reichen, plant Neidel schon eine neue Auflage und will in zwei, drei Jahren weitere interessante Fußballstätten des Freistaates präsentieren. „Es gibt noch viele erzählenswerte Geschichten“, ist er sich sicher, zumal auch schon Vereine an ihn herangetreten sind und Vorschläge gemacht haben.

Die Reaktionen auf die „Fußballheimat Thüringen“ sind überwältigend positiv. Und das betrifft  nicht nur die Rezensionen der Zeitungsgruppe Funkemedien Thüringen oder auch vom Magazin „Zeitspiel“.

Mit den „Groundhoppern“, also Leuten, die sich gern historische Plätze anschauen, spricht er eine weitere Zielgruppe  an. Warum zum Beispiel der Rasen in der altehrwürdigen Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn in Arnstadt-Rudisleben (siehe Kapitel 003, Seite 14/15), die auch Danny Neidel nicht selten besucht, oft heruntergetreten ist, hängt übrigens auch mit den „Groundhoppern“ zusammen. Die seien fast jedes Wochenende hier und wollten atmen, wie das einst hier war, erzählt der Buchautor. Neidel wörtlich: „Das Stadion ist ein Denkmal, mit dem man Fußball in der DDR erklären kann. Wir sollten angesichts des Verfalls, der unbedingt gestoppt werden muss, deutlich machen, dass auch der Fußball Teil unserer Denkmalkultur sein. Diese Tribüne gehört dazu, wenn wir von Denkmalen für künftige Generationen sprechen. Man darf seine Historie nie vergessen.“ In dem Zusammenhang lobt er die Initiativen um die Erhaltung des Kaffeetälchens in Tiefenort, des  schönsten Stadions Deutschlands.

Und natürlich ist es keineswegs selbstverständlich, das weiß der TFV-Pressesprecher aus seiner eigenen Arbeit, dass sich noch niemand (!!!) bei Danny Neidel über einen sachlichen Fehler beschwert hat.

Mit dem Blick auf Einnahmen, die diese Bezeichnung im konkreten Fall eigentlich nicht verdienen, ist das Buch für Neidel eine reine Herzensangelegenheit. Deshalb will er auch 80 Prozent dessen, was er bekommt, für das Projekt „Trauer und Fußball“ spenden. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte, die diesen Rahmen sprengen würde.

Wenn Danny Neidel nicht arbeitet oder schreibt, ist er oft auf den Plätzen als Fotograf beim Fußball unterwegs. In den Podcasts kommen vielfältige Themen rund um Vereine zur Sprache. Wer sie hören möchte, sollte die Links https://podcast.brennpunkt-orange.de oder https://www.fupa.net/region/thueringen anklicken.

Natürlich muss es nicht immer ein Büchergutschein sein. Man kann, wie das Beispiel des ehrenamtlichen Vorstandes des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) zeigt, der die „Fußballheimat Thüringen“  als kleines Weihnachtspräsent erhielt, das einzigartige Werk auch direkt verschenken … .

Hartmut Gerlach