Vorstand 20. 08. 2018

Bernd Kruse lässt die Sportgerichtsbarkeit seit 27 Jahren nicht los

Bernd Kruse ist ein vielbeschäftigter Mann. Als Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft (VG) „Leinetal“ mit 7.040 Einwohnern hat er reichlich zu tun. Doch er weiß den Job, zu dem nun mal ein Schreibtisch und auch ein Telefon gehören, auch mit Blick auf sein umfangreiches Ehrenamt im Thüringer Fußball-Verband (TFV) zu schätzen. Da könne man doch einmal eine Anfrage auch während der Dienstzeit beantworten. Natürlich ohne die Aufgaben im Beruf zu vernachlässigen. Das wäre sehr schwierig, wenn man beispielsweise 18 Uhr aus Göttingen von der Arbeit komme, sagt Kruse.

Das Telefon wird am heutigen 20. August auch häufig bimmeln. Aber nicht in seinem Büro im idyllischen Bodenrode, wo die VG ihren Sitz hat. Bernd Kruse arbeitet heute nicht, denn er hat Geburtstag. Einen runden - der Vorsitzende des Sportgerichts des TFV wird 60. Zur Feier im Geburts- und Wohnort Heuthen, dessen Bürgermeister er neun Jahre war, erwartet der Jubilar ca. 100 Gäste.

Gut vorstellbar, dass es in den Gesprächen ganz oft um Fußball geht. Denn mit dem ist er seit mehr als 27 Jahren eng verbunden, wobei der gelernte Mechaniker und Meister, der vor der Wende im Kombinat Solidor Heiligenstadt gearbeitet hat, dies ausschließlich in der Sportgerichtsbarkeit tat.

Wie nicht selten ist auch Kruse eher durch einen Zufall zu dieser ehrenamtlichen Tätigkeit gekommen. Ein Mitarbeiter im Landratsamt hat mit dem Sportgericht seine Freizeit verbracht. Man kam ins Gespräch und schon war Bernd Kruse, mittlerweile Verwaltungsfachwirt und Bürgermeister von Heuthen, 1991 in das Sportgericht des damaligen Kreis-Fußballausschusses (KFA) Heiligenstadt kooptiert. Als die KFA Heiligenstadt und Worbis 1994 zum KFA Eichsfeld fusionierten. wurde er der Vorsitzende des Sportgerichts. 2012 kam die TFV-Strukturreform, die KFA Eichsfeld und Hainich „heirateten“ und das „Kind“ heißt bis heute KFA Eichsfeld-Unstrut-Hainich. Am 20.01.2012 trat Bernd Kruse sein Amt als Sportgerichtschef in diesem Fußballkreis an. Und ein halbes Jahr später erhielt er auf dem 7. Verbandstag das Vertrauen für die neue Aufgabe im Fußball-Verband, den Vorsitz des Sportgerichts. Er legte seine Funktion im KFA nieder, ist aber bis heute hier der stellvertretende KFA-Vorsitzende.

Doch damit ist die ehrenamtliche sportliche Vita des nun 60-Jährigen noch nicht vollständig umschrieben. Von 2004 bis 2012 war er unter Leitung von Claus Schultheiß Beisitzer im TFV-Verbandsgericht. Bis zur Auflösung der Fußballbezirke 2011 fungierte er ab 2004 als Beisitzer im Sportgericht des Westthüringer Fußballbezirkes (WTFB). Auf überregionaler Ebene machte sich Kruse auch im Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) einen Namen. Und das als Beisitzer im Sportgericht (2007 - 2010) und seit 2011 als Beisitzer im Verbandsgericht des Regionalverbandes.

Bernd Kruse weiß, dass man sich bei Sportgerichtsurteilen nicht nur Freunde macht. Doch bislang habe es selbst nach schwierigen Verhandlungen immer einen freundlichen Händedruck mit den Parteien gegeben. Das liegt sicher auch daran, dass sich das Sportgericht nach den Worten Kruses um Ausgewogenheit und Sachlichkeit auf der Grundlage der Satzung und Ordnungen bemüht. In dieser Hinsicht kann er sich auf seinen Ausschuss und dabei vor allem auf Eckhard Escher verlassen. „Er ist eine große Unterstützung, bereitet alles exakt vor und erledigt viele Aufgaben“, lobt Kruse den Sekretär des Sportgerichts.

Gefragt nach schwierigen Urteilen nennt er das zum fehlenden Nachwuchs beim SV 1879 Ehrenhain. Hier habe man zwei Mal verhandelt. Auch der Spielabbruch beim Landesklassespiel Milz gegen Meiningen, nach dem es gleich vier Urteile gegeben haben, sei nicht einfach gewesen, erinnert sich der Heuthener. Nicht gern greift er, wie im letzten Jahr beim FC Fahner Höhe, wo es um Punktabsprüche wegen fehlender Schiedsrichter ging, in das Geschehen um den Auf- oder Abstieg ein. Sehr sensibel seien alle Vergehen, in denen es um Rassismus ging, zu behandeln.

Wie schon erwähnt, rufen Vereine oder auch Kreisvertreter oft beim Sportgerichtschef an. Sie erhalten zu Verfahren keine Auskunft, wohl aber allgemeine Hinweise, aber, das betont Kruse nachdrücklich, keine Rechtsauskunft. Im Spieljahr 2017/18 hatte das TFV-Sportgericht 67 Verfahren auf dem Tisch. Darunter wurden elf mündliche und acht ohne Verhandlung entschieden, 48 Urteile kamen durch schriftliche Einzelrichterentscheidungen zustande. „Das hat sich bewährt“, bekräftigt er.

Natürlich dreht sich heute Abend im Gemeindesaal nicht alles um den Fußball und die Gerichtsbarkeit. Schließlich werden auch zahlreiche Mitarbeiter kommen und sicher auch über die Vorhaben sprechen, die die Verwaltungsgemeinschaft umsetzen will. Als da sind zum Beispiel die Ausweisung von Baugebieten, um junge Leute in der Region zu halten, die Windkraftanlagen oder der Ausbau der Gewerbegebiete, um Arbeitsplätze zu sichern. Dass der Papstbesuch im Eichsfeld die Region bekannt gemacht hat, freut Bernd Kruse, der vor seiner Wahl zum VG-Vorsitzenden 20 Jahre Hauptamtsleiter war.

Das „Geburtstagskind“ wird den Tag genießen, auch, weil ihm der Beruf und das Ehrenamt nach so vielen Jahren immer noch Spaß machen …

Hartmut Gerlach