Bertram Schreiber musste nicht zwei Mal überlegen

Als Bertram Schreiber (Gotha) vom Vorsitzenden des Spielausschusses des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), Sven Wenzel, gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, ab dem Spieljahr 2020/21 als Staffelleiter der Thüringenliga zu fungieren, hat er nicht, wie das manche tun, darüber schlafen müssen. „Wenn man eine solche Aufgabe angeboten bekommt, überlegt man nicht zwei Mal“, sagt der 59-jährige studierte Ökonom rückblickend.

Dass die schnelle Zusage ihre Berechtigung hat, kann man nachvollziehen, wenn man auf die sportlich-ehrenamtliche Laufbahn des verheiraten Familienvaters zweier erwachsener Kinder - eins macht ihn im Oktober zum Opa - schaut. Vor 26 Jahren tat der Fußballer der Spielvereinigung Siebleben 06 als Übungsleiter der E-Junioren erstmals etwas für andere. Die jungen Kicker führte Schreiber ab 1994 bis zu den A-Junioren, um dann nahtlos als Trainer der 2. Mannschaft einzusteigen. Es folgten Jahre als Mannschaftsleiter der Ersten und weitere im Nachwuchs.

Natürlich brauchte der Verein auch Funktionäre. 1999 wählte man ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden der Spielvereinigung mit Schwerpunkt Finanzen. Seit 2007 steht er an der Spitze des Vereins.

Das Engagement des Mannes von der SpVgg. Siebleben 06, der vor der Wende als Offizier der NVA in verschiedenen Standorten im Stabsbereich tätig war und nach 1989/90 in die Geschäftsleitung eines privaten Sicherheitsdienstes, der deutschlandweit tätig ist, wechselte, blieb auch dem damaligen Kreis-Fußballausschuss (KFA) Gotha nicht verborgen. Hier war man froh, dass Bertram Schreiber 2004 Aufgaben als Staffelleiter im Nachwuchs und bei den Männern übernahm. Und als im Ergebnis der Strukturreform im TFV 2012 der KFA Westthüringen entstand, wollte und konnte man nicht auf den nun schon erfahrenen Ehrenamtler verzichten. Der wirkte zunächst wieder als Staffelleiter, um dann 2014 den Vorsitz des Spielausschusses Westthüringens zu übernehmen.

Als der Thüringer Fußball-Verband einen Verantwortlichen für die Futsal-Liga suchte, wurde man bei Bertram Schreiber vorstellig. Er sagte zu und ist seit drei Jahren der Staffelleiter der Liga, die ihre Spiele ausschließlich in der Halle bestreitet. „Es sind zwar nicht so viele Mannschaften, aber die Futsal-Liga wächst sukzessive“, sagt er. Er hofft, dass es trotz Corona Ende Oktober wieder losgehen kann und man vielleicht auch jemanden findet, der dann die Staffel managt. Seine Aufgaben im KFA wird er aber weiterführen.

Sein neues Ehrenamt will der im sächsischen Annaberg-Buchholz Geborene nicht „so hoch hängen“. Das sei nicht anders als in der 2. Kreisklasse, vielleicht etwas professioneller. Das Ehrenamt „Staffelleiter Thüringenliga“ will er gar nicht anders gestalten. „Das ist alles bisher vernünftig gelaufen“, sieht er keinen Grund für Änderungen. Wichtig ist ihm jedoch, dass wieder Ruhe im Spielbetrieb herrscht und auch die ’Nebenkriegsschauplätze’ der letzten aufregenden Wochen verschwinden.

Viele Vereine und deren Funktionäre kennt er, andere nicht. Auf jeden Fall will er im Laufe der Saison 2020/21 bei allen Thüringenligisten gewesen sein und das Gespräch suchen.

Dass Bertram Schreiber bei der Fülle der Ehrenämter auch eine Arbeitsstelle braucht, die Verständnis hat, versteht sich. Der neue Staffelleiter der Thüringenliga hat in seinem Geschäftsführer einen Mann, der seinem leitenden Mitarbeiter auch ab und an Freiraum für seine sportlichen Aufgaben zugesteht. Sonst wäre dem die schnelle Zusage für die neue Herausforderung wohl nicht so leicht gefallen.

Hartmut Gerlach