Ehrenamt 29. 06. 2022

„DFB-Club 100“: Jörg Holland-Letz – vom Spieler zum Ehrenamtler

Als wir vor kurzem das Porträt über Mario Dittmar verfasst haben, stand zu Beginn die Frage, wie jemand zum Ehrenamt kommt. Bei Mario waren es die eigenen Kindern, bei Jörg Holland-Letz, der heute im Mittelpunkt steht, waren es die vielen Jahren als Spieler. Während der Südthüringer, wie wir schrieben, über den „Königsweg“ zur unentgeltlichen Arbeit gekommen ist, hat der Mann unweit der Landeshauptstadt das Ehrenamt nach seiner Karriere als Spieler für sich entdeckt. Wobei das nicht ganz so oft vorkommt. Dabei gibt er ehrlich zu: „Als Spieler habe ich mir keinen Kopf darüber gemacht, wer den Platz pflegt, wie Spiele organisiert werden oder wer die Kabine säubert.“

Jörg Holland – Letz hat immerhin bis zum 38. Lebensjahr aktiv Fußball gespielt. Begonnen hat er mit sieben und ist damit in die Fußtapfen seines Vaters getreten. Der beste Freund des Papas war der erste Trainer des jungen Mannes. Der spielte zunächst bei der BSG Empor Gotha, wie die heutige SpVgg Siebleben 06 damals hieß. Bis zum 14. Lebensjahr ist er hier dem runden Leder nachgejagt. Dann wurde das Leistungszentrum Motor Gotha seine sportliche Heimat. Als er 18 war, zog es ihn wieder zu Empor.

Nach der Armeezeit nutzte der gebürtige Gothaer 1989 die Möglichkeit, fünf Jahre lang höherklassig bei der TSG Ruhla in der Bezirksliga zu spielen. Nach dem Abschluss des Studiums fehlte Holland-Letz  einfach die Zeit, in Ruhla weiter zu spielen. So ging er zurück nach Siebleben. Hier beendete der Torhüter seine fußballerische Laufbahn.

Doch 2006 geriet der Verein in Turbulenzen, machte eine Insolvenz durch und war auch im Vorstand nicht gut aufgestellt. So bat man Jörg Holland-Letz um Hilfe. Die habe er auch gern gewährt und plötzlich habe er sich in der Vereinsführung wiedergefunden, erzählt er schmunzelnd. Jetzt ist er hinter Bertram Schreiber der zweite Mann im Präsidium.

„Meine ehrenamtliche Tätigkeit ist breit gefächert. Ich kann vieles durch meine gute Vernetzung in Gotha regeln. Da gibt es auch kurze Wege zu Ämtern, weil man die Leute seit vielen Jahren aus dem Arbeitsleben kennt. Das trifft auch auf Firmen zu, die bei Arbeiten auf dem Sportgelände benötigt werden.“ Im Vorschlag des Kreis-Fußballausschusses (KFA) Westthüringen zur Ehrung ist dazu zu lesen: „Durch sein Engagement gelang der Erweiterungsbau der Umkleidekabinen sowie der Neubau der Duschen und Sanitäranlagen. Jörg Holland-Letz war maßgeblich für den Bau des Kunstrasens sowie den Planungen einer Bewässerungsanlage auf dem Sportplatz verantwortlich.“

Aber das neue Mitglied im „DFB-Club der 100“ hat auch, wie er selbst sagt, einen guten Draht zu den Spielern und Trainern und kann durchaus auch diverse Alltagsprobleme lösen. Nicht zu unterschätzen ist die finanzielle Unterstützung des 54-jährigen studierten Bauingenieurs und Statikers, der seit 2004 als Selbständiger ein Planungsbüro mit sechs Mitarbeitern leitet. „Da kommen auch mal kurzfristige Anträge aus Mannschaften, für die nicht immer ein Budget vorhanden ist“, sagt er.

Natürlich freut er sich wie der ganze Verein über den Aufstieg der Ersten aus der Kreisoberliga in die Landesklasse. Viele Leute am „Rande“ hätten dafür die Rahmendingungen geschaffen, betont Holland-Letz.

So sieht er auch die hohe Auszeichnung, die er stellvertretend für seine Vereinsmitglieder in Empfang genommen habe. „Doch es war schon eine sehr nachhaltige Veranstaltung, die meine Partnerin und ich genossen haben. Sie war hervorragend organisiert, man konnte auch viele interessante und sympathische Menschen kennen lernen und wir hatten beim Länderspiel sehr gute Plätze. Und auch der DFB-Präsident kam sehr volksnah rüber“, würdigt er die Veranstaltung zur Aufnahme in den „DFB-Club 100“ in München.

Viel Freizeit hat Jörg Holland-Letz durch Beruf und Ehrenamt nicht. Aber die nutzt er umso intensiver mit der Familie beim Skifahren, Beachvolleyball oder auch bei Opernbesuchen mit seiner kulturbegeisterten Frau. „Aber“, das betont er nachdrücklich“, das Ehrenamt funktioniert nur, wenn die Familie dahinter steht.“

Dabei will Jörg die Ehrung gar nicht so hoch hängen. „Ich weiß nicht, woran die Aufnahme in den DFB-Club gemessen wird. Wenn es am Zeitaufwand liegt, ist der bei manchen Vereinsmitgliedern sehr viel höher. Beispielsweise unser Catering-Team, das unendlich viel Aufwand betreibt, um die Leute zu versorgen. Jeder Euro, der hier eingenommen wird, ist für den Verein wichtig. Das geht in der Wahrnehmung manchmal unter.“

Seit 26 Jahren ist er liiert hat mit seiner Partnerin zwei schon erwachsene Töchter. Die haben ihre Leidenschaft für Skifahren und Volleyball entdeckt.

Dass sich der Vizepräsident der Spielvereinigung Siebleben 06 nicht zu schade war, als Ordner am Landespokaltag der C- und D-Junioren zu fungieren, rundet das Bild eines Ehrenamtlers ab, der zu Recht in den „DFB-Club der 100“ aufgenommen wurde.

Hartmut Gerlach