Ehrenamt 22. 06. 2022

„DFB-Club 100“: Mario Dittmar - per Königsweg zum Ehrenamt im Fußball

Wir haben keine Umfrage oder gar eine wissenschaftliche Erhebung darüber gemacht, wie man eigentlich zum Ehrenamt im Fußball kommt. Der Königsweg scheint jedoch der über das oder die eigenen Kinder zu sein.

Mario Dittmar vom FSV 06 Mittelschmalkalden aus dem Fußballkreis Rhön-Rennsteig, der vor kurzem zu den vier Thüringerinnen und Thüringern gehörte, die in den „DFB-Club der 100“ aufgenommen wurden (wir berichteten und haben auch schon ein Porträt von Brit Wolf  vom ZFC Meuselwitz eingestellt), ist über diesen Weg zum Fußball und letztlich zum Ehrenamt gekommen.

Das schildert der 50-jährige ehemalige Facharbeiter für EDV, der als Selbständiger seit 22 Jahren Meister einem Unternehmen vorsteht, das Rollläden und Jalousien einrichtet, so: „Mein Sohn war damals fünf Jahre und wollte gern Fußball spielen. Da ich am Leben meiner Kinder teilnehmen wollte, bin ich zu den Spielen mitgefahren. Doch dann wollte der FSV Schmalkalden die sechs Kinder nicht mehr. Daraufhin hat sich ein Vater bereit erklärt, das Training, allerdings in Mittelschmalkalden, durchzuführen. Das war der Anfang der Gründung der Jugendabteilung in Mittelschmalkalden und aus den sechs Kleinen sind in unserem Verein mittlerweile über 100 Kinder und Jugendliche geworden. Doch der junge Mann, der später das Training übernahm, hörte auf und plötzlich hatte ich die Aufgabe „an der Backe“. „Du kannst doch sicher helfen“, war der häufigste Satz, den er damals von anderen Eltern hörte. Mario konnte und in der Saison 2006/07 spielten die Kinder unter seiner Regie in der F-Jugend.“

Zehn Jahre begleitete Dittmar den Sohn als Trainer, bis der dann in Männerbereich wechselte. Auch die Tochter spielt Fußball, war mit Lok Meiningen mehrfacher Thüringenmeister und ist heute noch aktiv. Sein Sohn musste leider verletzungsbedingt aufhören.

Fast auf ähnliche Weise hat Mario Dittmar die Aufgabe des Jugendleiters beim FSV 06 übernommen. Als die Rufe nach Hilfe für den amtierenden Funktionär immer lauter wurden, wurde Dittmar Stellvertreter und übernahm 2009/10 das Amt, als sich sein Vorgänger plötzlich verabschiedete.

Über die Tochter lernte er Karl-Heinz Rein vom ESV Lok Meiningen kennen. Der suchte im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Rhön-Rennsteig händeringend einen Staffelleiter und Mario Dittmar, in ehrenamtlicher „Hilfe“ mittlerweile geschult, sagte zu. Zuerst organisierte er den Spielbetrieb der E-, später den der D-Junioren und schließlich, als der verdienstvolle Funktionär Gerd Böhm aufhörte, wurde er Staffelleiter der A-Junioren.

Und als ihn Rein bat, doch die Stellvertreterrolle im Jugendausschuss des KFA zu übernehmen, sagte er nach einigem Zögern zu. Fünf Monate darauf war er nach dem Rückzug seines „Chefs“ der Mann, der den Kreis-Jugendausschuss leitete. 2016 wurde er erstmals gewählt, 2020 votieren die Delegierten des Fußballkreises erneut für ihn.

Mario Dittmar engagiert sich auch in seinem Beruf ehrenamtlich. Er gehört im Fachverband für Rollladentore und Sonnenschutz Mitteldeutschland dem Vorstand an.

Zeit für die Frage, warum man sich die zeitaufwendige Aufgabe eines Jugendobmanns, bei der man sich nicht immer Freunde macht, antut. „Die Jugend interessiert mich schon immer, seit meinen Kindern. Die Männer kommen schon irgendwie klar, aber die jungen Leute brauchen unsere besondere Unterstützung“, erklärt unser Gesprächspartner einige Beweggründe. So hat er den Kontakt zu den Kindergärten entwickelt, wo einmal sogar 160 kleine Leute mit viel Spaß beim „Kindergarten-Cup“ dabei waren. „Die Kinder sind grundehrlich. So schön wie in diesen Altersklassen wird es nie mehr“, sagte er.

Doch mit dem Vorsitz des Jugendausschusses ist die Tätigkeit von Mario Dittmar längst noch nicht vollständig erfasst. Denn seit 2014 ist er Schiedsrichter. Eine Aufgabe, die ihn schon immer reizte, die ihm aber sein Vereinsvorsitzender nicht so richtig „erlauben“ wollte. „Du hast genug um die Ohren“, lautete die Begründung von Bernd Amborn. Doch als der Sohn, der auch Unparteiischer wurde, gefahren wurde musste, war auch diese Hürde genommen, denn er brauchte ja einen Chauffeur. So pfeift Dittmar nun bis zur Kreisliga.

Seien Aufnahme in den „DFB-Club 100“ wurde vom KFA Rhön-Rennsteig initiiert. Es sei ein tolles, perfekt organisiertes Event gewesen, ist ihm noch heute anzumerken, wie ihn die Veranstaltung in Mündchen bewegt hat. Es müsse ja nicht immer der „DFB-Club der 100“ sein, betont er. Aber die Vereine sollten die Möglichkeiten für Auszeichnungen viel mehr nutzen. Die so Geehrten würden sich sehr darüber freuen, hört er immer wieder.

Natürlich ist die Freizeit des selbständigen Handwerksmeisters, der zwei Mitarbeiter beschäftigt, angesichts der vielen Aufträge und des umfangreichen Ehrenamts begrenzt. Umso mehr freut er sich über den Urlaub. Doch bevor er den antritt, hat er seine „Hausaufgaben“, sprich die Spielplanung, erledigt. „Das gelingt“, sagt er voller Stolz, „mir sehr früh, nur noch im Mittelrhein ist jemand noch schneller.“

Auf die Frage, wie lange er noch im Ehrenamt tätig sein will, antwortet er mit einem lauten Lachen: „Gerd Böhm hat es 58 Jahre gemacht. Ich müsste aber dann 120 Jahre werden. Doch so lange ich alles auf die Reihe bekomme, mache ich gern weiter. Es sei denn, jemand Jüngeres kommt mit neuen Idee und Durchhaltevermögen. „

Vorteilhaft wäre vielleicht, wenn derjenige Kinder hätte … .

Hartmut Gerlach