DFB/NOFV 12. 03. 2020

DFB-Generalsekretär: vorfristige Beendigung der Saison möglich

Friedrich Curtius, der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hat sich heute (12.03.20) im „Kicker“ zum Coronavirus und seinen Folgen für den Fußball geäußert. Hier die wesentlichsten Passagen:

„Wir erleben gerade eine extreme Ausnahmesituation. Der Coronavirus stellt uns vor Herausforderungen, die es in dieser Form für den organisierten Sport noch nie gegeben hat. Nahezu stündlich ergeben sich veränderte Sachlagen, muss neu abgewogen und beurteilt werden. Dabei werden wir auch mit der Fragestellung konfrontiert, welche Verantwortung die Sportverbände zu tragen haben, was wir tun können, was wir tun müssen.

Klar ist: Die Gesundheit steht über allem. Klar ist auch: DFB, DFL sowie die Regional- und Landesverbände tragen große Verantwortung - für den Fußball, für die Vereine, die Aktiven, die Fans, die Ehrenamtler und auch deren Familien. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst, dieser Verantwortung stellen wir uns, dieser Verantwortung kommen wir nach – im Rahmen unserer Kompetenzen.

Denn: Wir sind keine Mediziner, wir sind keine Gesundheitsexperten. Deutschland verfügt über ein hervorragendes Gesundheitssystem, wir haben großes Vertrauen in die Fachleute. Klare und verbindliche Entscheidungen der zuständigen Behörden sind daher wichtig und grundlegend für uns. Diesen Vorgaben folgen wir ohne Wenn und Aber, danach richten wir konsequent die Organisation des Spielbetriebs aus, die Kernaufgabe des DFB sowie seiner Regional- und Landesverbände ist. Das war eindeutiger Konsens bei der gemeinsamen Konferenz der Verbandspräsidenten und Geschäftsführer … .

Wesentlich komplexer gestaltet sich die Situation im Spielbetrieb, unter anderem durch den vorgegebenen Zeitrahmen einer Saison und vor allem durch die Verzahnung der Spielklassen von der Bundesliga bis zur Kreisliga inklusive der Auf- und Abstiegsregelungen. Hierbei sind immer auch rechtliche Aspekte und Haftungsfragen zu berücksichtigen.

Aktuell kann noch niemand die Folgen des Coronavirus‘ für den Fußball in ihrem gesamten Ausmaß absehen. Wir müssen uns mit allen möglichen Szenarien beschäftigen, um vorbereitet zu sein, wenn der Fall eintreten sollte, dass der Spielbetrieb unterbrochen oder die Saison sogar vorzeitig beendet werden müsste.

Ziel bleibt natürlich, die Spiele auszutragen und die Saison sportlich regulär zu Ende zu bringen. Das entscheidende Wort aber haben die Gesundheitsbehörden.

Der Ruf der Öffentlichkeit nach einer einheitlichen Linie ist nachvollziehbar, zu berücksichtigen ist allerdings, dass es aktuell weiterhin regionale Unterschiede in Situation und Betroffenheit gibt.

In der 3. Liga sind gestern die kommenden beiden Spieltage auf Mai verlegt worden. Anders als in Bundesliga und 2. Bundesliga ist bewusst zunächst auf Geisterspiele verzichtet worden. Der DFB ist damit als Träger der 3. Liga der Empfehlung des für die Liga zuständigen Ausschusses und seiner Vereinsvertreter gefolgt. Hintergrund ist die besondere wirtschaftliche Sensibilität in der 3. Liga. Hier sind wir wieder bei unserer Verantwortung gegenüber den Klubs. Die Frage, wie darüber hinaus in der 3. Liga verfahren wird, soll am Montag bei einer außerordentlichen Versammlung mit den Vereinen geklärt werden. In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch damit beschäftigen, wie die aus der Krisensituation entstehenden wirtschaftlichen Probleme für die Vereine bewältigt werden können, in der 3. Liga beispielsweise mit einer vorübergehenden Anpassung des Zulassungsverfahrens zur Entlastung der Klubs.  

Etwas anders gelagert, aber ebenso vielschichtig sind die Fragen im Amateurfußball angesichts von rund 140.000 gemeldeten Mannschaften. Alle Vereine sind aufgefordert, aktiv zu prüfen, ob es Spielerinnen und Spieler in ihren Mannschaften gibt, die in den vergangenen zwei Wochen aus einem Risikogebiet zurückgekehrt sind. Der DFB und seine Regional- und Landesverbände appellieren an das Verantwortungsbewusstsein der Vereine, diese Spielerinnen und Spieler - unabhängig von etwaigen Symptomen – derzeit weder an Spielen noch am Trainingsbetrieb teilnehmen zu lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass der Fußball hier eng zusammensteht und wir gemeinsam unseren Beitrag zur Bewältigung dieser Ausnahmesituation, die uns alle angeht, leisten werden.“

Textauswahl: Hartmut Gerlach