Verband 21. 09. 2020

Ewige Tabelle (16): 29 Jahre in der DDR-Liga gespielt

In den bisherigen 30 Spieljahren haben in der höchsten Spielklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), die als Landesliga, Verbandsliga und nun Thüringenliga bezeichnet wurde und wird, 65 Vereine gespielt. Die Reihe der Vereine, die hier ihre sportliche Heimat hatten, reicht vom BSV Eintracht Sondershausen (23 Saisons) bis zum TSV 08 Holzthaleben (1).

In Zusammenarbeit mit Andreas Kästner (Sömmerda), Mitglied der Arbeitsgruppe (AG) „Archivwesen im TFV“ und Chef-Statistiker, der uns die Texte liefert, wollen wir Ihnen die Vereine der „Ewigen Tabelle“ (siehe Anhang) vorstellen

Heute (16): FSV Wacker 90 Nordhausen - Neustart in der Oberliga

„Bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts reicht die Tradition der Wackeraner in der Rolandstadt zurück. Von Mitgliedern des evangelischen Jünglingsvereins Nordhausen am 1. November 1905 als FC Wacker gegründet, benannte sich der Verein bis zum Zweiten Weltkrieg mehrfach um und errang sechs Mal die Meisterkrone im Kyffhäusergau. In der Endrunde zur Mitteldeutschen Meisterschaft überstanden die Südharzer jedoch nur zweimal die erste Runde, ehe dann die zweite das Aus brachte. Auch die Gauliga Mitteldeutschlands, zwischen 1933 und 1945 Spielklasse der höchsten Ebene in Deutschland, erreichten sie nie.

Als Gründungsmitglied der DDR-Liga gehörte die BSG Motor zwischen 1950 und 1991 zu den besten zehn Mannschaften dieser zweithöchsten Spielklasse im Land, in der sie 29 Spieljahre absolvierte. Der Sprung nach ganz oben blieb den Nordhäusern jedoch verwehrt, auch als E-Staffel-Sieger und Teilnehmer an der Aufstiegsrunde 1982, wo sie nur Letzter wurden.

Im FDGB-Pokal war der Ligist Dauerinventar und erreichte 1954 und 1986 das Viertelfinale.

Auch nach der Wende machte der FSV Wacker 90 häufig auf sich aufmerksam. Viermal – 1992, 1996, 1997 und zuletzt 2019 – gewann er den Thüringenpokal und stahl dabei zweimal in Folge dem FC Rot-Weiß Erfurt im Finale die Show, hatte aber bei zwei seiner insgesamt sechs Finalteilnahmen auch zweimal gegen die Erfurter das Nachsehen.

Ebenso zweimal gelang dem Team aus dem Albert-Kuntz-Sportpark als Meister der Oberliga Süd der Aufstieg in die Regionalliga. Dem erstmaligen Abstieg aus der Nordost-Staffel 1998 folgte das wohl schwerwiegendste Tief der Vereinsgeschichte. Nach Insolvenz im Jahr 2000 stürzte Wacker bis in die damals sechstklassige Landesklasse Thüringens ab und brauchte drei Jahre, um sich für einen anhaltenden Aufschwung zu konsolidieren. Der Wiederaufstieg in die Thüringenliga gelang im Jahre 2005, dem des 100-jährigen Vereinsjubiläums und acht Jahre später waren die Rolandstädter wieder in der Regionalliga angekommen. Dort spielten sie auch in der Spitze mit.

Doch auch diesmal sollte das Ende bitter werden, nach Insolvenz musste die 2013 gegründete Spielbetriebsgesellschafts mbH im Juni 2020 wieder aufgelöst werden und Wacker startete in der NOFV-Oberliga neu.

Auch die Zweite Mannschaft konnte sich mehrfach in den Ehrentafeln oberhalb ihres Heimatkreises verewigen. So wurde die BSG Motor II zweimal, 1983 und 1984, FDGB-Bezirkspokalsieger Erfurt. Drei Jahrzehnte später stieg Wacker II in die Thüringenliga auf, errang 2014/15 auf Anhieb den Landesmeistertitel, was sie noch zweimal wiederholte. Nach dem letzten Titelgewinn nahm sie 2018 auch ihr Aufstiegsrecht in die Oberliga wahr. Mit dem Aufrücken vieler Spieler in die Erste Mannschaft vor Beginn der laufenden Saison zog der Verein die Zweite vom Spielbetrieb zurück

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach