Schiedsrichter 01. 10. 2023

Im Porträt Alexander Roßmell: 2019 war ein wichtiges Jahr

Als Corona keinen Fußball zuließ, haben wir im Zeitraum vom 09.12.20 bis zum 17.02.21 24 Schiedsrichter der Landesliste des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) vorgestellt. Nun wollen wir uns den höherklassig pfeifenden Unparteiischen  zuwenden und versuchen, jeden, der es wünscht, bis zum Saisonende zu porträtieren:

Heute: Alexander Roßmell (VII)

Wenn in Radiosendern heute die Serie „Oldies und ihre Geschichten“ zu hören ist, dann spielt auch das jeweilige Jahr eine besondere Rolle. Für Alexander Roßmell, im Thüringer Fußball-Verband (TFV) auf der Liste der Oberligaschiedsrichter eingestuft, ist 2019 ein solches Jahr.

Da war der Nordhäuser schon 19 Jahre Schiedsrichter. „Blut geleckt“ für das Schiedsrichterwesen hat der heute 39-Jährige mit 16. Da hat der B-Junior gemerkt, dass es wohl nicht für die Bundesliga reicht. Zudem habe er als „Gerechtigkeitsfanatiker“ den Anspruch gehabt, es auf dem Spielfeld besser zu machen. „Ich habe auf dem Zenit meiner Fußballkarriere mit der A-Jungend-Kreismeisterschaft 2013 für Leimbach aufgehört“, sagt er schmunzelnd. Sein damaliger Trainer Frank Münnich hat ihn angemeldet und Henner Hirschelmann, zu jener Zeit KSO in Nordhausen, hat ihn ausgebildet.

Den Weg nach oben im Schiedsrichterwesen sei er Stück für Stück gegangen, andere seien da durchaus etwas schneller gewesen, befindet Roßmell. 2001 pfiff er die ersten Spiele im Männerbereich in der Kreisklasse, 2003 die Kreisliga und 2004 war er in der damaligen Bezirksliga angekommen. Es folgte 2005 der erste Auftritt in der Landesklasse, danach kam er in der Thüringenliga (2008) an und 2019 – Achtung, erster Höhepunkt des Jahres – der überregionale Sprung in die Amateuroberliga. Da war er oft ganz nah dran, aber gereicht hat es für das Erreichen der  5. deutsche Liga erst nach elf Jahren im Oberhaus des Verbandes.

Nicht vergessen wollen wir auch seine Einsätze beim DFB-Schul-Cup 2017 und  2018. Darüber haben wir am 26.09.18 auf unserer Homepage berichtet, auch über die Teilnahme von Paul Drößler, Marko Linß oder Felix Kettner, um nur einige Unparteiische, die nun weiter oben pfeifen, zu nennen.

Gern erinnert sich Alexander auch an 2007 bis 2009 als er beim leider schon viel zu früh (2014) verstorbenen Stefan Kleinschmidt Assistent in der Junioren Bundesliga war.

Auf die Frage, wem er auf dem Weg in die Oberliga viel zu verdanken hat, sagt Alexander Roßmell: „Natürlich hat es einige Unterstützer wie Jürgen Muscat (BSO), Harald Unger (Ansetzer im Kreis), Adolf Prokop (Beobachter), Peter Weise, (Chef der „Rennsteiger“)oder Stefan Weber (heute Lehrwart) gegeben. Aber ich habe mich mehr oder weniger auch durchgekämpft. Doch in all den Jahren haben sich teilweise sehr enge Freundschaften unter den Schiedsrichtern und Funktionären entwickelt.“

Alexander Roßmell pfeift für den TSV 03 Urbach, Wenn man seine Einsätze als Schiedsrichter und Assistent sowie die Beobachtungen, Patenschaften und Turniere aufrechnet, kommt man in 19 Jahren auf die stolze Zahl von 1.149.

Was macht nun die Stärke des Schiedsrichters Roßmell aus? Seine Antwort auf unsere Standardfrage fällt so aus:

„Ich rede zwar nicht gern über Stärken, denke aber schon, dass ich eine gewisse Ruhe auf dem Platz ausstrahle und mich recht gut in die unterschiedlichen Spielsituationen hinein denken kann. Darauf kann ich einerseits ruhig, anderseits aber auch bestimmt reagieren, Ich bin eher der humorvollere Typ mit einem lockeren Spruch. Das kommt in der Regel meist gut an und man kann die eine oder andere Situation schon im Keim ersticken und präventiv wirken.“

Ob es noch für eine Klasse höher reichen wird, bezweifelt unser Gesprächspartner eher, obwohl er im Sport nichts für unmöglich hält. „Es gibt sicher viele Kandidaten, die deutlich jünger sind und auch eine bessere Perspektive haben“, bleibt er realistisch. Spiele wie das Oberligaderby Auerbach – Plauen mit über 1.700 Zuschauern oder das Landespokalfinale, wo er Assistent war, zählen für ihn zu den Höhepunkten. „Vielleicht schaffe ich es mal, ein Endspiel im Thüringen Pokal zu leiten“, nennt er einen Wunsch. Und sein Ziel ist es, die Oberliga zu halten und damit den Platz für den TFV sichern.

Und schließlich macht ihm das Schiedsen weiter viel Spaß. auch wenn ihn eine komplizierte Verletzung einige Zeit „Gefecht setzt“.  Es sei natürlich Idealismus, aber man könne, betont er, im gewissen Maße auch etwas für die Gesellschaft tun und für Gerechtigkeit sorgen. Dass man sich dabei, wenn man allein den zeitlichen Aufwand bedenkt, keine „goldene Nase“ verdienen kann, sei zudem unbestritten, fügt er hinzu. Aber es wäre schon angenehm, wenn die Leitung eines Spiels von beiden Mannschaften gewertschätzt werde. Der TFV hat das auch getan, denn Alexander Roßmell erhielt 2017 die Ehrung „Danke Schiedsrichter“

Wie nicht wenige seiner Kollegen engagiert sich der Porträtierte auch im heimischen Kreis-Fußballausschuss (KFA). In Nordthüringen heißt das konkret Arbeit im Kreis-Schiedsrichterausschuss (KSA) als stellvertretender Obmann, Hauptschiedsrichteransetzer sowie Tätigkeiten in Ausbildung, als Unterstützer des Lehrwartes, bei Beobachtungen und bei Patenschaften/Coachings.

Die Kombination aus Arbeit, Familie und Ehrenamt lässt wenig Zeit für andere Freizeittätigkeiten. „Ich treibe gern Sport, gehe aber auch als Kontrast in die Sauna und entspanne. Gern fahren wir auch in den Urlaub“, nennt er einige Aktivitäten.

Kommen wir abschließend noch einmal zu den Oldies und dem Jahr 2019. Das hängt auch mit seiner beruflichen  - und Freizeittätigkeit zusammen. Alexander Roßmell hat  Steuerfachangestellter gelernt hat, danach noch als Bachelor studiert und bei der IHK schließlich als Versicherungsfachmann abgeschlossen, Damit kann er ein selbständiges Büro führen. Gemeinsam mit seinem Vater hat er 2019, dem von uns eingangs bereits erwähnten wichtigen Jahr, das Familienunternehmen „Roßmell Versicherungsmakler GbR“ gegründet.

Und mit Oldies hat Alexander auch etwas zu tun. Als Disc Jockey (DJ) legt er da und dort immer noch „Platten“, bestimmt auch ältere, auf. Welche Oldies zu seinen Lieblingssongs gehören, haben wir aber nach einem langen Gespräch nicht gefragt … .

Hartmut Gerlach