Schiedsrichter 15. 12. 2021

Karsten Krause – 37 beeindruckende Jahre im Ehrenamt fast ausschließlich aus der zweiten Reihe

Es ist bei Karsten Krause gar nicht so leicht, den Überblick über seine bisherigen Funktionen im Ehrenamt zu behalten. Der 55-Jährige hat zum jetzigen Zeitpunkt immerhin 37 Jahre unentgeltlich im Fußball gewirkt und das nicht nur in einem Aufgabengebiet.

Krause stammt aus einer fußballverrückten Familie. Die hat ihr Zuhause seit jeher in Mihla und sportlich im Verein, der zunächst BSG Motor Mihla und nun SV Mihla heißt. Und da drehte sich das Geschehen speziell am Wochenende immer um das runde Leder. Karstens Bruder war Kicker, der Vater immer dabei und mit einem Lächeln sagt Karsten Krause, ein Mann mit feinsinnigem Humor: „Mein Verwandtschaft hat den Mihlaer Sportverein mehr oder weniger regiert. Das ist zum Teil heute noch so.“

Er selbst schätzt sich als nicht so guten Fußballer ein, suchte aber recht früh eine Möglichkeit, im Verein mit dabei zu sein. Mit der Tätigkeit als Schiedsrichter seit dem 14. Lebensjahr hatte er offensichtlich die richtige gefunden. Nur vier Jahre später startete er schon im Ehrenamt und das zunächst bei der BSG Motor. Schon mit 18 wurde er Hauptkassierer, wie man den Schatzmeister heute nennt. Ein Amt, das sich anbot, denn schließlich absolvierte der heutige Steuerberater eine Ausbildung zum Finanzkaufmann.

Doch dabei blieb es nicht. Als in Mihla ein Trainer für eine Nachwuchsmannschaft gesucht wurde, übernahm der gebürtige Eisenacher, der heute in Hüpstedt, einem Ortsteil von Dünwald, wohnt, diese Aufgabe.

Gleichzeitig folgte der Aufstieg im Schiedsrichterwesen. Nach Jahren im Nachwuchs und dann bei den Männern leitete er Partien in der Bezirksklasse. Noch  vor der Wende wurde er 1988/89 Mitglied im Kreis-Schiedsrichterausschuss (KSA) Eisenach. Dass er in dieser Zeit auch den Sportgerichten von Kreis, Fußballbezirk und Thüringer Fußball-Verband (TFV) angehörte, erwähnt Krause fast nebenbei.

Aber der KFA Eisenach brauchte die Fähigkeiten des Hüpstedters auch in anderer Hinsicht. 2010 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Kreis-Fußballleitung. Nach dem plötzlichen Tod von Walter Klee führte er den KFA 2012 als Vorsitzender in die Verbandsstrukturreform. Im neuen KFA Westthüringen war er sogar für kurze Zeit stellvertretender Vorsitzender. Doch als sich die Probleme im Zusammenhang mit der Gründung des neuen Fußballkreises häuften, trat er freiwillig zurück. „Ich wollte das einfach nicht mehr, weil zu viele gegen die Strukturänderungen waren“, sagt er ehrlich.

Nach zwei Jahren mit Abstand wurde er als Nachfolger von Sebastian Leinhos mitten in der Wahlperiode Kreislehrwart.

Als Abteilungsleiter Fußball und stellvertretender Vorsitzender erfüllte er im Heimatverein und damit direkt an der Basis von 1994 bis 2000 ebenfalls wichtige Aufgaben.

Doch Ende der 90er Jahre habe er gemerkt, dass der „Tanz auf so vielen Hochzeiten“ doch ein Stück weit an die Substanz ging. Schließlich hatte er als selbständiger Steuerberater mit drei Kanzleien und zwölf Angestellten auch beruflich einiges zu bewältigen. „Deshalb habe ich die Schiedsrichtertätigkeit nach fast genau 20 Jahren beendet“, beschreibt er den Schlussstrich unter diesen sportlichen Lebensabschnitt. Er habe schließlich immer den Traum gehabt, dass er nicht der Schiri, der sich beim Test auf der Laufbahn quäle müsse, sondern der mit der Stoppuhr sei, sagt er mit einer Prise Heiterkeit.

Und sein „Traum“ sollte sich erfüllen, denn aus dem ehemals aktiven Unparteiischen wurde ein Funktionär im Schiedsrichterwesen. Roman Hanus, viele Jahre Beobachter und als Mann mit der Aktentasche auf den Thüringer Sportplätzen bekannt, fragte Karsten Krause an, ob er nicht im Bezirksschiedsrichterausschuss (BSA) Westthüringen mitarbeiten wolle. Krause wollte und war fortan im BSA für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Nachdem Udo Penßler-Beyer, heute unter anderem TFV-Präsident, Verbandslehrwart wurde, stellte sich der Ausschuss neu auf. Obmann wurde Jürgen Muscat – wir berichteten im Porträt über den Chef des Beobachterwesens darüber – und Krause, der sich eigentlich um den Schiedsrichternachwuchs kümmern wollte, wurde Lehrwart. Damit war er auch automatisch Mitglied im Verbandslehrstab. Dem gehörte neben Burkhard Pleßke als Verbandslehrwart noch Sandy Hoffmann an. „Ich bin damit so etwas wie das Anhängsel Verbandsschiedsrichterausschusses gewesen“, sagt er und man spürt, dass er es wie manch anderes nicht so ganz Ernst meint.

Im Januar 2021 folgte dann die Wahl in den VSA. Hier hat er das Amt von Karl-Heinz Gläser als Mann für die Öffentlichkeitsarbeit übernommen, ist aber zusätzlich noch der Verantwortliche für die Zusammenarbeit mit den Fußballkreisen.

Seit knapp vier Jahren findet man den Namen Karsten Krause darüber hinaus auf der Beobachterliste des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV). Hier schaut er sich die Leistungen der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in der Frauen Regionalliga an und coacht auch noch zwei junge Leute. Krause wörtlich: „Das Schiedsrichtercoaching macht mir am meisten Spaß, denn man kann gut mit den jungen Leuten arbeiten.“

Das ehrenamtlichte Engagement von Karsten Krause ist damit noch längst nicht vollständig umschrieben. „Im Landessportbund Thüringen bin ich einer der drei Kassenprüfer, weil dem TFV als mitgliedstärksten Sportfachverband laut Satzung ein Platz zusteht. Achim Zeng hat mir diese Aufgabe 2003 schmackhaft gemacht. Dadurch bin ich jetzt auch noch im Lehrwesen des LSB tätig und für die Vereinsmanagerausbildung im Bereich Finanzen und Steuern zuständig“, erläutert der Mann aus dem Fußballkreis Westthüringen.

Die Frage nach der Freizeit von Karsten Krause traut sich der Verbandspressesprecher angesichts dessen Zeitaufwands in Beruf und Ehrenamt kaum zu stellen. Aber auch hier hat der Angefragte eine Antwort: „Manchmal ruhe ich mich einfach auch nur aus. Doch meine Lebenspartnerin und ich haben den Tanz entdeckt. Nicht ganz so wie Achim Zeng, denn der tanzt in einer anderen Liga.“

Das Fazit des Gesprächs nimmt Karsten Krause dem Verfasser ab. „Ich arbeite lieber in der zweiten Reihe und ziehe gern im Hintergrund die Fäden. Bis auf die kurze Zeit als kommissarischer KFA Vorsitzender Eisenachs war ich überall nur Stellvertreter.“

Beeindruckend, was so ein Stellvertreter in 37 Jahren Ehrenamt geleistet hat und hoffentlich über eine weitere lange Zeit noch leistet!

Fotos:

01 Karsten Krause bei einem Lehrgang in Bad Blaneknburg mit Karl-Hienz Gläser (li) und Peter Weise (re)

02 Krause (4. v. l.) bei einem U20 Sichtungslehrgang

03 Mit Jürgen Muscat (li) und P. Weise (re) bei einem weiteren Lehrgang

04 Lehrgang mit jungen SR. Krause (ganz l.)

05 im Schiedsrichterausschuss (vorn re)

Hartmut Gerlach