Kreise 24. 04. 2024

Kreisoberligen gehen in die „Crunchtime“

Es ist durchaus von Vorteil, wenn man neben dem Fußball auch großes Interesse für die Sportart mit dem kleineren Spielgerät, dem Handball, besitzt. Denn hier wird sehr häufig von der „Crunchtime“ gesprochen. Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich mit dem Begriff anfangs nur wenig anfangen konnte. Das ist, mittlerweile wissen dies sicherlich viele Sportfans, die Zeit, die entscheidend für den Ausgang eines Spiels ist.

Das Wort trifft wohl auch ganz treffend auf die neun Kreisoberligen zu, in denen sich die Mannschaften, die in der kommenden Saison in die dreistaffelige Jüttner Landesklasse aufsteigen wollen, so allmählich in „in Stellung bringen“.

Andreas Kästner, einer der unzähligen Ehrenamtlichen im Thüringer Fußball-Verband (TFV),  ohne die unser Fußball nicht funktionieren würde, hat sich noch vor dem Wochenende in einer Fleißarbeit, die zudem von viel Sachkenntnis zeugt, mit der Lage in den höchsten Spielklassen der Fußballkreise beschäftigt. Seine sehr interessante Sicht der Dinge über die „Crunchtime“ lesen Sie hier:

„In den neun Kreisoberligen Thüringens bahnen sich die Entscheidungen im Kampf um Meisterschaft und Landesklasse-Aufstieg an. So geht der Blick dabei natürlich zuerst auf die Spitze der einzelnen Tabellen. Und hier ist eine Menge Spannung in den einzelnen Fußballkreisen angesagt.

Lediglich im Fußballkreis Jena-Saale-Orla scheint fast schon eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Der SV 08 Rothenstein mit 50 Punkten hat einen deutlichen Vorsprung vor den beiden Eintracht-Mannschaften aus Eisenberg, die Zweite des Thüringenligaabsteigers (38 Punkte), und aus Camburg (27/ ein Spiel weniger). So dürfte die Begegnung des Spitzenreiters mit Eisenberg am 24. Spieltag im Titelkampf bereits ohne Bedeutung sein.

Fünf Punkte Vorsprung hat in Mittelthüringen ein weiterer Landesklasse-Absteiger. Der SV Germania Ilmenau (57 Punkte) führt vor der SV Wachsenburg Haarhausen und dem FSV 1928 Gräfinau-Angstedt (je 52), wobei für Gräfinau noch das Spiel der 13. Runde in Blankenhain aussteht. Ilmenau hat bereits gegen beide Konkurrenten gespielt, dabei alle möglichen 12 Punkte verbucht und sieht sich in den sieben noch folgenden Spielen durchweg Gegnern ab Platz Vier abwärts gegenüberstehen.

Gute Chancen auf eine sofortige Rückkehr in die Landesklasse hat der SV Blau-Weiß Greußen im Fußballkreis Nordthüringen. Vier Punkte zum Aufsteiger SV Glückauf Bleicherode, gegen den die Greußener vier Punkte holten, und fünf auf den LSG Blau-Weiß Großwechsungen – die Blauweißderbys gingen beide an Greußen – sprechen für eine Favoritenstallung der Salamistädter nach 19 Runden.

In Westthüringen liegt das Trio SV Westring Gotha (56 Punkte), SpG Ifta/Scherbda (53), Mosbacher SV 1911 (52) vorn. Westring, mit neun Siegen fulminant in die Saison gestartet, verlor sein einziges Spiel in Mosbach (2:5) am 14. Spieltag. Die Entscheidung könnte sich bis in die zwei Schlussrunden hinziehen. Dann empfängt Westring zuerst Mosbach auf dem heimischen Sportplatz in der Gothaer Von-Zach-Straße und muss zum Saisonfinale nach Ifta. Maximal zwei Punkte beträgt der Vorsprung des jeweiligen Tabellenführers in den übrigen fünf Kreisen.

So führt im Kreis Eichsfeld-Unstrut-Hainich der SV 1911 Dingelstädt mit 44 Punkten, dem der TSV Bad Tennstedt durch das 3:0 im direkten Duell am letzten Wochenende aber wieder ziemlich aufs Fell gerückt ist. Wie Bad Tennstedt mit 42 Punkten liegt auch der SC 1911 Heiligenstadt II auf dem dritten Platz, also nur zwei Zähler hinter Dingelstädt. Sechs Spiele stehen für das Trio noch aus.

Noch acht Runden sind im Kreis Erfurt-Sömmerda zu absolvieren. Ein Duo hat hier nach dem Punktverlust der SpG Buttstädt/Großbrembach beim VfB Grün-Weiß Erfurt die besten Karten. Landeklasse-Absteiger FC Borntal Erfurt (44 Punkte) und der ewige Mitfavorit SportFreunde Marbach (42) treffen dabei in Runde 20 in Marbach aufeinander. Ob da eine Vorentscheidung fällt oder die Buttstädter (36), die allerdings noch ins Borntal und nach Marbach müssen, nochmal ins Titelgeschehen eingreifen, bleibt abzuwarten.

In Ostthüringen führt nach 18 Spieltagen der vor zwei Jahren noch in der Thüringenliga aktive SV 1879 Ehrenhain mit zwei Punkten vor der Geraer Spielgemeinschaft Eurotrink Kickers/Leumnitz, die jedoch noch ein weniger Spiel hat. Die 1879er haben als nächstes drei Heimspiele in Folge, das letzte davon am 23. Spieltag gegen Eurotrink. Erst nach der 24. Runde sind beide wieder nach Spielen gleichauf. Die vor der Saison hoch gehandelte Zweite vom ZFC Meuselwitz hat sieben Punkte und auch ein Spiel Rückstand zu Ehrenhain.

Nicht ganz gerade ist aufgrund einiger noch ausstehender Nachholspiele auch die Tabelle in Südthüringen. Der Zweikampf zwischen dem nur durch einen Punkt getrennten Spitzenreiter SpG Lauscha/Neuhaus (19 Spiele, 45 Punkte) vom Verfolger SV Elektro Keramik Veilsdorf (20, 44) kann vom Dritten, dem SV Isolator Neuhaus-Schierschnitz (19, 36), der erst kürzlich gegen beide Mannschaften verlor, kaum noch durchkreuzt werden. So heißt es wohl den vorletzten Spieltag abzuwarten, wenn sich das Führungsduo in Lauscha direkt gegenübersteht.

Spannung pur erlebt die Kreisoberliga Rhön-Rennsteig. Schon seit einiger Zeit marschieren hier der SV Stahl Brotterode-Trusetal und die SpG Struth-Helmershof/Asbach punktgleich an der Spitze (je 53) der Endphase entgegen. Und das direkte Duell steigt bereits am kommenden Sonntag in Floh-Seligenthal, wo die Spielgemeinschaft ihre Heimspiele austrägt. Der Dritte, FC Zella-Mehlis, wird mit 14 Punkten Rückstand nicht mehr in die Entscheidung um die Meisterschaft eingreifen.

Sehr wahrscheinlich ist, dass in der kommenden Saison das eine oder andere Team sein Debüt in der Landesklasse geben wird. Von den gegenwärtigen Tabellenführern wären das Dingelstädt, Rothenstein undWestring Gotha. Von den Verfolgern noch nie im Thüringenliga-Unterbau aufgetaucht sind Marbach, Gräfinau-Angstedt, Bleicherode, Eurotrink/Leumnitz, Ifta/Scherbda und Mosbach.“

Andreas Kästner/Hartmut Gerlach