Schiedsrichter 11. 01. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (14)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „mittleren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 29 und 34 Jahren alt.

Heute (14): Marko Linß – auch nach  20 Jahren noch viel Spaß am Pfeifen

Marko Linß gehört zu den Schiedsrichtern der Landesliste des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), die im Laufe eines Jahres sehr viele Spiele leiten oder als Assistent an der Linie stehen. Doch dem Neu-Bayern, der seit fünf Jahren mit Freundin und Kind im oberfränkischen Burgkunstadt wohnt, geht es dabei nicht um die Statistik oder darum, im Einsatz-Ranking der Unparteiischen immer ganz oben zu stehen. Vielmehr nennt er uns diese Motivation: „Das Pfeifen bereitet mir, egal auf welcher Ebene, auch nach 20 Jahren sehr viel Freude. Ich bin mit großem Spaß bei der Sache.“

Dabei verlief der Beginn seiner Laufbahn nicht so fadengerade wie bei manch anderem. Hans Oberender vom FC Köppelsdorf hatte ihn und einige andere Jungs, für die es nach dem D-Juniorenalter im Vereine erst einmal kein Betätigungsfeld gab, angesprochen, ob sie nicht Schiedsrichter werden wollten. Da sein Kumpel sich dafür entschied, hat auch Marko Linß, damals 15, zugesagt. Er sei, gibt der 34-Jährige, der am Monatsende Geburtstag hat, zu, nicht unbedingt ein Schiedsrichtertalent gewesen und der Start wäre keineswegs so ganz leicht gewesen. Der ausgebildete Verwaltungsfachangestellte, der in der Privatwirtschaft tätig ist, musste nach seiner Ausbildung auch Rückschläge verkraften.

Paten oder Coaching waren 2001 Fremdwörter. Man bekam die Ansetzung, so Linß, und da interessierte es nicht, wie man ohne Führerschein zum Spielort kam. Aber da waren auch Männer wie der Vereinsschiedsrichter Günter Klug und vor allem Mario Kluck, Landesliga-Referee und Kreisschiedsrichterobmann (KSO). „Der leider viel zu früh Verstorbene hat mich geprägt. Ich habe ihn oft als zu kritisch empfunden, aber Jahre später verstanden, wie er mich vorangebracht hat.“

Im Vergleich zu anderen Kollegen ist Marko Linß’ neunjähriger Aufenthalt als Unparteiischer auf Kreisebene relativ lang. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass er in dieser Zeit noch intensiv und recht aufwendig Kraftsport betrieb. Darüber hinaus war er in Bayern zweieinhalb Jahre Trainer als Trainer tätig und erwarb in dieser Zeit die C-Lizenz. „Das hat mir allerdings geholfen, mehr Verständnis für Spieler und Trainer zu entwickeln“, sieht er in dieser Phase mit Blick auf sein Amt als Schiedsrichter viel Gutes.

Dann wurde der Unparteiische (endlich) in die damalige Regionalklasse eingestuft. 2011 folgte der Aufstieg in die Landesklasse. Nun stellte der gebürtige Sonneberger die Weichen im Sport endgültig neu, was er so erklärt: „Jetzt war für mich der Punkt gekommen, den Fokus auf die Tätigkeit als Schiedsrichter zu legen. Ich bin dem Schiedsrichterausschuss dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, im Land zu pfeifen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Aber ich habe alle Hinweise der Beobachter sehr ernst genommen und auch an meiner Fitness gearbeitet.“

Seit 2016 gehört er der Gruppe der Thüringenliga-Schiedsrichter an. Mit dem Spiel Motor Altenburg – SC 03 Weimar (1:3) am 13. 08. 16 feierte Marko Linß seine Premiere in der Eliteliga des TFV. Schon im Spieljahr 2018/19 bekam er das Eröffnungsspiel VfL Meiningen – Glücksbrunn Schweina (1:1). Auch die Tätigkeit als vierter Offizieller beim Landespokalfinale Preußen Bad Langensalza  – Wacker Nordhausen (0:5) am 25. 05. 19 oder die als Assistent in der Oberliga sind Linß in angenehmer Erinnerung geblieben. Gern denkt er zudem an die Einsätze beim DFB-Schulcup in Bad Blankenburg zurück. „Auch andere Spiele, in denen es um viel geht, spornen mich an. Die Ansetzung ist dann auch immer ein Vertrauensbeweis für mich“, so Linß.

Seine Hobbys haben alle etwas mit Sport zu tun. Er joggt, fährt Fahrrad und tut viel für seine Fitness. Außerdem kickt er recht oft, zwar nicht im Verein, aber mit Freunden, Und wenn Not am Mann ist leitete er schon einmal das Fußballtraining des Kindes seiner Lebenspartnerin.

Die Verbindung zu Thüringen ist trotz des nun bayerischen Wohnortes nie abgerissen. Im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Südthüringen ist Linß als Mitglied im Schiedsrichterausschuss seit zwei Jahren Leiter der Nachwuchsgruppe. Er organisiert in dieser Funktion Schulungen und Beobachtungen und klinkt sich beim Coaching ein. Das mache ihm viel Spaß, auch, weil man sehe, wie sich junge Unparteiische entwickeln, sagt er.

Marko Linß sieht sich selbst als Schiedsrichter mit guter Fitness, der auf dem Spielfeld gern kommuniziert und die Ruhe behält. Er versuche, authentisch zu sein und nehme die Spieler Ernst. „Das größte Lob ist für mich, wenn mir gesagt wird, dass man merkt, wie ich Spaß am Pfeifen habe.“

Seine Ziele als Schiedsrichter will er eigentlich nicht an die „große Glocke“ hängen. Vielmehr antwortet er auf die entsprechende Frage des Verbandspressesprechers: „Ich bin dankbar und glücklich, dass ich Spielleiter in der Thüringenliga bin. Hier will ich weiterhin Leistung bringen und dann wird man sehen, was passiert.“

Der gegenwärtigen Corona-Zeit kann Marko Linß nichts Positives abgewinnen: „Da ich sehr gern pfeife, ist es für mich schon schmerzhaft, wenn ich das derzeit nicht darf. Aber mir ist, wenn man sich in der Gesellschaft umschaut, schon bewusst, dass dies Jammern auf hohem Niveau ist, Ich halte mich fit und warte darauf, dass es irgendwann wieder losgeht.“ Und dann wird man wieder einen Schiedsrichter erleben, für den das Pfeifen einen hohen Spaßfaktor hat.

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 14.01.21 mit dem Porträt von Konrad Götze fortgesetzt.

Hartmut Gerlach