Schiedsrichter 25. 01. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (18)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „mittleren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 29 und 34 Jahren alt.

Heute (18): Marcel Rauner – dank Körpergröße noch eine bessere Übersicht

Marcel Rauner ist ein beruflich viel beschäftigter Mann. Das erfuhren wir, als wir ihn unter der Woche wie vereinbart gegen 19 Uhr anriefen. Doch da saß er noch am Schreibtisch in seinem Büro im Landratsamt Schleiz. Hier arbeitet der 29-Jährige als Amtsleiter für öffentliche Ordnung. Ein weites Feld, um mit Fontane zu sprechen, denn dazu gehören Brand- und Katastrophenschutz, die Jagdbehörde, die Stauseeordnung und das Gewerberecht. Letzteres sei, gerade in dieser Corona-Zeit, ein ganz großes Thema und das Amt habe rund um die Uhr damit zu tun.

Aber Rauner ist ein Fachmann. Er hat ein Studium als Diplom-Verwaltungsfachwirt an der Verwaltungsfachschule Gotha erfolgreich abgeschlossen und arbeitet seit 2010 im Schleiz, dem Sitz des Landratsamtes Saale-Orla. Und um noch den Blick auf das familiäre Umfeld zu richten: Seit 2018 ist der nun in Weida wohnende Marcel Rauner verheiratet, Vater eines ein Jahr später geborenen Sohnes und Häuslebauer.

Dass er Schiedsrichter wurde, liegt ein wenig in der Familie, denn schon Marcels Bruder war einige Jahre zuvor in diesem Metier tätig. Er habe ihn oft zu den Spielen mitgenommen, erzählt er, und so hat sich der jüngere Rauner 2006 entschlossen, die Schiedsrichterprüfung abzulegen. Ostthüringens Lehrwart Uwe Gatzemann (Gera) attestierte dem damals 15-Jährigen den erfolgreichen Abschluss.

Danach sei es rasch bergauf gegangen, erklärt er. Dem ersten Einsatz bei den Männern 2007 folgten schon ein Jahr darauf Begegnungen in der Kreisliga und –oberliga. Bereits 2009 war der 18-Jährige in der Landesklasse angekommen. Seine Premiere in der Landesliga hatte er am 17.08.13 mit dem Spiel Blau-Weiß Neustadt – SpVgg. Geratal (1:3). Da bekam er gleich gut zu tun, denn neben fünf gelben Karten zeigte er auch eine Gelb-Rote und eine Rote.

Sogar in der Oberliga durfte Rauner für ein Jahr schnuppern und war in dieser Zeit auch Assistent in der Regionalliga. Zudem kam er mehre Jahre zu Einsätzen in der Junioren-Bundesliga. Dass ein Schiedsrichter, je höher er pfeift, richtig viel Druck bekommt, spürte Rauner bei seinem einjährigen Gastspiel in der 5. deutschen Liga. Hier gab er in einer Partie einen Handelfmeter, eine Situation, die sich später im Fernsehen als falsch erwies. „Da sind gleich einige Punkte weg und mir wurde die eigentlich gut verlaufende Saison ‚versaut’“, erinnert er sich. „Zwar sollte man nie nie sagen, aber ich denke, dass meine sportliche Karriere in der Thüringenliga enden wird. Der Weg weiter oben ist für junge Talente gedacht, die Zeit haben und beruflich nicht so eingespannt sind wie ich“, beantwortet er die Frage nach einer möglichen Rückkehr in die Oberliga. Arbeit, Familie und Schiedsrichtereinsätze überall im Land halten ihn jedoch nicht von einem weiteren Ehrenamt im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Ostthüringen ab. Hier ist er im Kreisschiedsrichter-Ausschuss (KSA) Leiter des Förderkaders für junge Unparteiische.

Zu Dank für seine Unterstützung verpflichtet ist er Gerhard Hanke, der einst dem Schiedsrichterausschuss des KFA Greiz vorstand. Oft habe er auch Stefan Prager in der Junioren-Bundesliga begleitet und sich einiges abschauen können. Sehr gern denkt er darüber hinaus an die Jahre in der TFV-Fördergruppe „Rennsteiger“. „Die Lehrgänge unter Leitung von Peter Weise haben mir sehr viel gegeben und ich konnte jede Menge für meine Entwicklung mitnehmen“, sagt Rauner.

Ein Höhepunkt in der nun fast 15 Jahre andauernden Schiedsrichterlaufbahn war einerseits der Regionalligavergleich Lok Leipzig gegen den BFC am 20. April 2017 vor 5.500 Zuschauern, als er bei Oliver Lossius an der Linie stand. „Da waren wir mit Headset ausgerüstet, sahen ein sehr gutes Spiel mit einer Roten Karte“, blickt er zurück. Zum anderen erinnert er sich an ein Match der Junioren-Bundesliga vom 22.06.14 zwischen RB Leipzig und Mainz 05 in der Red Bull-Arena. „Dabei hat das Ambiente in diesem Stadion schon Eindruck hinterlassen“, so Rauner.

„Ich habe eine sehr ruhige Art und bin sehr kommunikativ. Mein Vorteil ist meine Größe von 1,92 m. Das ist gegenüber den Spielern gar nicht so schlecht“, beantwortet er  die obligatorische Frage nach den eigenen Stärken und fügt, das hört man auch durch das Telefon, lachend hinzu, „natürlich hat man da auch einen guten Überblick.“ Dass er auch konditionell keine Probleme hat, hängt sicher auch mit einer weiteren Leidenschaft in der Freizeit zusammen. Er läuft gern und dabei vorzugsweise Halbmarathons. Unter anderem ist er in Görlitz und Bamberg regelmäßig am Start. Marcel Rauner betont:„Das ist auch ein gutes Training für mich als Schiedsrichter.“

Zu Corona sagt er: „Ich hoffe sowohl beruflich als auch privat, dass die Zahl der Coronainfizierten rasch wieder nach unten geht und wir bald wieder auf dem Platz stehen. Fußball ist und bleibt ein schöner Ausgleich zum Berufsleben und zum Alltag.“ Der Schiedsrichterhüne aus Ostthüringen wird dann wieder mit dazu beitragen, dass der Ball regelgerecht rollt.

 

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 28.01.21 mit dem Porträt von Dirk Läsker fortgesetzt.

 

Hartmut Gerlach