Schiedsrichter 08. 02. 2021

Schiedsrichter der Thüringenliga im Porträt (22)

Unser Anliegen ist es, die Referees dieser Spielklasse in den nächsten Wochen in unregelmäßigen Abständen vorzustellen. Wir setzen unsere Serie mit der Gruppe der „jüngeren Generation“ der Thüringenliga-Schiedsrichter fort. Sie sind zwischen 18 und 26 Jahren alt.

Heute (22): Felix Kettner – durch Corona einen anderen Blickwinkel

Felix Kettner wird dem Schiedsrichterwesen erhalten bleiben. Das ist für ihn derzeit gar keine Frage. Aber er sagt auch mit dem Blick auf die Pandemie: „Der Gedanke, mich vielleicht mehr der Familie und Freunden zuzuwenden, hat mich ein bisschen verändert. Mein Blickwinkel auf die Tätigkeit auf dem Platz erfolgt nach Corona bestimmt auch ein wenig aus einer anderen Perspektive.“ Dabei, das gesteht er unumwunden, habe er im Lockdown eine Zeit erlebt, in der er die Schiedsrichterei nicht vermisste. Vor allem nicht das Sich-Rechtfertigen-Müssen vor Spielern, Trainern und Zuschauern.

Zur Schiedsrichterei kam der Jenaer, der mitten im Zentrum der Zeiss-Stadt wohnt, durch Eigeninitiative und durch einen guten Freund. Da auch ein zusätzliches Taschengeld eine lohnenswerte Perspektive war, meldete sich der Nachwuchsfußballer mit 17 Jahren zur Schiedsrichterprüfung an. Die wurde sogar vom Verein, dem SV Eintracht Eisenberg, bezahlt. 2013 erhielt er den Ausweis mit der Lizenz, Spiele leiten zu dürfen.

Aber zunächst spielte Kettner weiter Fußball. Erst als die Landesklasse und dazu die Fördergruppe „Rennsteiger“ winkten, entschloss sich der angehende Lehrer dazu, nur noch zu pfeifen. „Die Laufbahn als Unparteiischer bietet sicherlich mehr Potential als die als Fußballer“, nennt er einen weiteren Grund für seine Entscheidung.

Relativ locker sei er auf der Karriereleiter nach oben gestiegen. Einige Zeit fuhr er mit Bruno Scharnowski, einem Schiedsrichter aus dem eigenen Verein, zu den Spielen im Kreis als Assistent. Danach haben beide auch in vielen Begegnungen bei Christopher Jänike an der Line gestanden. Der heute 24-jährige Kettner begleitete ihn bis in die Landesklasse und nun als Schiri in der Thüringenliga bis in die Oberliga. Jänicke habe als Lehrwart auch gemeinsam mit Obmann Jan Schröder die Fördergruppe des KFA Jena-Saale-Orla ins Leben gerufen. Zu der gehörte unter anderem Tarik El-Hallag, der ja jetzt in der 5. Liga pfeift,

Nach drei Jahren in der Landesklasse kam Felix Kettner in der Thüringenliga an. Seine erste Spielleitung war die am 28.09.19, als sich der SC 03 Weimar und der SV BW 91 Bad Frankenhauen (5:2) gegenüberstanden.

Zwar führt Kettner über seine Spiele keine Statistik, aber er kann sich gut an die Partie SV Mosbach gegen SV 1910 Kahla II (2:1) am 27.09.15 in der Kreisoberliga Jena-Saale-Orla erinnern. Hier zeigte er als Schiri in einem hitzigen Match zehn Gelbe, zwei Gelb-Rote und eine Rote Karte. „Das passt eigentlich gar nicht zu mir“, sagt er. Beobachter Christopher Jänike bescheinigte dem jungen Mann eine gute Leistung und somit war der Weg ins Land frei. „Hier konnte ich mich über einen Zeitraum von drei Jahren festigen“,  blickt er auf die Zeit in der zweithöchsten TFV-Spielklasse zurück.

Zu den Höhepunkten in seiner bisherigen Laufbahn gehörten für ihn Punktspiele in der Junioren-Bundesliga an der Seite von Leroy Schott. So zum Beispiel die Schlammschlacht Karlsruher SC – 1. FC Kaiserslautern bei miserablen Platzverhältnissen, aber der Aussicht, dass das Geläuf danach neu gemacht werden würde. Er verschweigt auch nicht, dass es vom Beobachter Punktabzug gegeben habe, weil er bei einer Elfmeterentscheidung nicht richtig lag.

Was zeichnet nun den Unparteiischen Felix Kettner aus? Seine Antwort: „Ich fühle mich immer sehr fit. Außerdem versuche ich viele Situationen verbal zu klären. Das kann einem durchaus manchmal auch auf die Füße fallen. Deshalb bitte ich auch meine Assistenten, darauf zu achten, wenn ich zu ‚lieb’ mit den Spielern umgehe. Vorteilhaft ist, dass ich selbst über viele Jahre Fußball gespielt habe. Dadurch entwickelt man als Schiedsrichter auch mehr Verständnis für die Spieler, aber man lässt sich von den Akteuren auch nicht an der Nase herumführen. Und man spart Laufwege, weil man Pässe und Spielzüge erahnt.“

Mit 24 hat man als Unparteisicher natürlich Ziele. Worin die bestehen, erklärt uns Felix Kettner so: „Zunächst geht es darum, wenn man wieder in Schwung ist, eine ordentliche Saison in der Thüringenliga abzuliefern. Bisher stehe ich im neuen Spieljahr sehr gut da und diesen Platz möchte ich weiter bestätigen. Deshalb ist die Oberliga definitiv auch ein Wunsch. Ich werde mein Bestes geben, bin aber mittlerweile sehr entspannt und freue mich, wenn am Ende des Tages alle relativ zufrieden sind und ich Spaß an der Schiedsrichtertätigkeit hatte.“

In neuen, von Tarik El-Hallag geführten Schiedsrichterausschuss des KFA Jena-Saale-Orla begleitet er eine weitere ehrenamtliche Funktion. Er ist Lehrwart. Und die Hobbys? Es sei ja fast eine Berufskrankheit, dass er als Sportlehrer und Unparteiischer gern Sport treibe, erklärt er am Telefon und fügt hinzu: „Man kann mich für fast alle Sportarten begeistern. Weil das durch Corona aber eingeschränkt ist, laufe ich intensiv. Ein Hobby ist Moto Cross. Darüber habe ich auch meine Staatsexamenarbeit verfasst. Ich bin außerdem leidenschaftlicher Fan für Mopeds und Motorräder und fahre gern Simson.“

Beruflich läuft es auch sehr gut. Kettner hat 2020 ein fünfjähriges Lehramtsstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena für Mathematik und Sport abgeschlossen. Vor wenigen Tagen hat er sein Referendariat am Schillergymnasium in Eisenberg begonnen. Das läuft durch Covid-19 anders als gewohnt. Womit wir wieder beim Thema Corona, das die Gesellschaft seit einem Jahr bewegt, sind. Das denkt der Thüringenliga-Referee darüber:

„Auf Corona hätte in meinem Leben gern verzichtet. Ich habe jedoch durch meine Lehramtstätigkeit keine finanziellen Sorgen. Doch mir fehlen die Treffen mit Freunden und die Unternehmungen. Auch die Fahrten zu den Spielen und die Lehrgänge mit meinen Kollegen vermisse ich.“

Mein Ziel ist es als ehrgeiziger Mensch wie bisher, mich immer weiter zu verbessern. Doch wenn ich mal an einem Wochenende Zeit für mich brauche, dann werde ich mich auch herausnehmen.“ Ansetzer Joachim Zeng wird, das hat er uns auf Nachfrage bestätigt, solche individuellen Wünsche natürlich erfüllen.

Die Serie über die Schiedsrichter der Thüringenliga wird am 13.02.21 mit dem Porträt von Paul Drößler fortgesetzt.

Hartmut Gerlach