Ehrenamt 12. 04. 2024

Rainer Müller (SV Blau-Weiß Niederpöllnitz): Übergabe der Minitore zum Gespräch genutzt

Auch in diesem Jahr steht für vier Thüringer die Aufnahme in den „DFB-Club der 100“ bevor. Es sind in alphabetischer  Reihenfolge: Steven Baumgart (SV 1916 Großrudestedt), Jens Leutbecher (SG Lauscha/Neuhaus), Rainer Müller (SV Blau-Weiß Niederpöllnitz) und Nico Trautwein (SV Dolmar Kühndorf).

Wir wollen die Ehrenamtler, die auf Vorschlag ihrer Kreis-Fußballausschüsse (KFA) und nach Abstimmung im Präsidium des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) für den „DFB-Club der 100“ auserkoren wurden, vor der Auszeichungsveranstaltung in Thüringen vorstellen. Jens, Nico und Steven haben wir bereits präsentiert. Heute nun die „Nummer 4“ und damit das Ende unserer kleinen Serie.:

Heute: Rainer Müller (SV Blau-Weiß Niederpöllnitz)

Rainer Müller, im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Ostthüringen so wie Gerd Meister einer der stellvertretenden KFA-Vorsitzenden und zudem Jugendobmann, übernahm die Aufgabe, an die Vereine in seinem Fußballkreis, die G – und F-Junioren im Spielbetrieb haben, Mini-Tore zu verteilen. Dass er den Sportgemeinschaften die für den Fußball so wichtigen Teile nicht einfach nur hinstellte, sondern mit den Vertretern der Vereine das Gespräch suchte, ist eine der Eigenschaften, die den Mann aus Harth-Pöllnitz für dieses Ehrenamt geradezu prädestinieren.

Müller hat sich in der jüngsten Vergangenheit gemeinsam mit Susan Lindenberg nicht nur in seinem Fußballkreis bei der Einführung des neuen Kinderfußballs einen Namen gemacht. Wie die beiden Ehrenamtler das Projekt auf den Weg brachten, haben wir am 10.03.23 auf der Internetseite des TFV unter der Überschrift „Funktionäre im KFA Ostthüringen trotzten beim Kinderfußball Kritik und Gegenwind“. Den Beitrag von 13 Monaten findet man auf der TFV-HP unter diesem Link:

https://tfv-erfurt.de/nc/news/detail/news/funktionaere-im-kfa-ostthueringen-trotzten-beim-kinderfussbball-kritik-und-gegenwind/

Soviel wollen wir noch aus dem Gespräch das wir unweit von Niederpöllnitz mit dem neuen Mitglied im „DFB-Club 100“ führten, erwähnen: Mehr als 40 Festivals hat es in zwei Jahren im Fußballkreis Ostthüringen gegeben. Alle waren erfolgreich, sagt Rainer Müller. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass er nicht für Kinderfußball bei den E-Junioren ist. Hier gebe es in Ostthüringen 40 Teams, die auf dem größeren Spielfeld spielten und nur sechs, die sich für Funino begeisterten. Es bestehe die Gefahr, dass man Mannschaften verliere, nennt er einen seiner Gründe für die Ablehnung.

Der Fußball hat den Speditionskaufmann, der 25 Jahre Berufskraftfahrer war, schon  mit zehn Jahren in seinen Bann gezogen. 1986, da war er 33 Jahre, setzten komplizierte Verletzungen seiner Laufbahn beim SV Blau-Weiß ein Ende. Das Trainergeschäft reizte ihn und so coachte er die 2. und 3. Mannschaft. Als die Niederpöllnitzer Fußballer einen weiteren Schiedsrichter für ihre zahlreichen Mannschaften benötigten, übernahm er nach einer Ausbildung beim bekannten Referee Manfred Roßner auch diese Aufgabe. Bis heute stand er in 840 Spielen auf dem Platz oder an der Linie. Damals war es die Ebene des Bezirkes, jetzt pfeift er jetzt in der Kreisliga. Neben Einsätzen an Wochenende betreut er auch junge Unparteiische als Pate.

Auch mit Manfred Pfeifer, einst Übungsleiter des 1. FC Lok Leipzig, FC Rot-Weiß Erfurt und danach Landestrainer im TFV, hatte Müller Kontakt. Bei ihm erwarb er 1991 seine erste Trainerlizenz.

Heini Staps, der vor wenigen Tagen kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben ist und der damals – 1984 – Vorsitzender des KFA Gera-Land war, hat ihn, damit begann alles, für das Amt des Staffelleiters geworben. Seitdem sind 39 Jahre ehrenamtlicher Arbeit mit verschiedenen Funktionen im Verein und KFA ins „Land gegangen“. Wahrlich Zeit, ihn in den „DFB-Club“ aufzunehmen.

1994 wurde Rainer Müller Mitglied und zeitweilig auch Vorsitzender des Jugendausschusses (JA) Greiz. Als 2012 die Verbandsstruktur erfolgte und aus den Fußballkreisen Altenburger Land, Gera und Greiz der KFA Ostthüringen entstand, wählte man ihn ebenfalls in den JA. Nach nur einem Jahr übernahm er das Amt vom verstorbenen Ehrenfried Nietzold. Und das hat er bis heute inne, wobei er auch als Staffelleiter der A- und B-Junioren fungiert.

Dass er als Jugendobmann auch die Beschlüsse von DFB und TFV ein Stück weit umsetzen soll, weiß er. Aber das sei nur mit Leuten möglich, die dahinter stünden, betont er. „Für mich sind Teamarbeit und Einheitlichkeit ganz wichtig. Dazu gehören auch viele Kleinigkeiten, sodass sich ein KFA-Vorsitzender nicht darum kümmern muss“, sagt der 70-Jährige.

Natürlich muss er die Frage beantworten, warum er sich das Ehrenamt „antut“? Schließlich hat er genug auch außerhalb des Fußballs zu tun. Zwar leben die Söhne  (36 und 46), die das Kapitel Fußball früh abgeschlossen haben, ohne dass sie der Vater unter Druck setzte, nicht mehr zuhause bei den Eltern. Sie wandten sich dem Laufen zu und schlagen nur noch sporadisch bei den Müllers auf. Aber gibt es ein großes Grundstück, einen eigenen Wald sowie die Leidenschaften Skatspielen und Radfahren.

Rainer Müller (70), den sowohl diese Aufgaben als auch das Ehrenamt offensichtlich jung und drahtig erhalten, begründet sein ehrenamtliches Engagement unter anderem so:

„Grundsätzlich habe ich selbst als Jugendlicher gespürt, wie wichtig es ist, wenn jemand da ist und alles zusammenhält. Das war damals Heini Staps. Irgendwann habe ich diese Aufgabe auch für mich gesehen. Ich war im Jugendbereich meist der Kapitän und damit so etwas wie ein Sprachrohr. Mir hat es einfach gefallen, mich unter der Woche zu kümmern. Und natürlich werden irgendwann Namen weitergegeben und man hat mich angesprochen. Da habe ich mich nie dagegen gewehrt.“

Einer seiner „Tricks“ ist, dass er Vereinsvertretern, die ihn kontaktieren, oftmals nur den Paragraphen aus der berühmten “roten Fibel“, ein Begriff, den einst Gerald Rössel für die Zusammenstellung der Satzung und Ordnungen kreierte, nennt. So seien die Anrufer gezwungen, selbst nachzulesen. Er selbst macht sich oft in der TFV-Geschäftsstelle oder bei Jugendobmann Christopher Graßmuck kundig, um korrekte Auskünfte zu geben. Sowohl die hauptamtlichen Mitarbeiter als auch der TFV-Jugendobmann seien immer gern zur Hilfe bereit, lobt er die Ansprechpartner.

An weiteren Aufgaben mangelt es Rainer Müller nicht. Er sieht die Einführung der Lizenzpflicht und auch den Kinderschutz als vordringlich. Und natürlich macht er sich auch schon Gedanken, wer einmal sein Nachfolger werden könnte. Dass er nicht nur seine Unterlagen übergibt, sondern den Mann oder die Frau auch entsprechend einarbeiten wird, ist für ihn längst klar. Aber noch ist der Jugendobmann Ostthüringens, den die Vereine nicht nur aus der Minit-Tor-Übergabe kennen, im Amt … .

Die vier Ehrenamtler aus Thüringen werden bei einer Festveranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Fußballmuseum Dortmund am 26./27.April in diesen illustren Club aufgenommen. Dazu und auch zur gemeinsamen Veranstaltung mit den besten Ehrenamtlichen 2023 des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) vom 7. bis 9. Juni in Eisenach sind natürlich die Partnerinnen eingeladen. Zudem hat auch der Verein von der Auszeichnung etwas, denn er bekommt Minitore und ein Ballpaket.

Hartmut Gerlach